Genau 300 Jahre ist es her, dass der sächsische Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz das Prinzip des nachhaltenden Umgangs mit Ressourcen am Beispiel der Wälder beschrieb. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich der Begriff allmählich von seinem forstlichen Hintergrund gelöst und ist zu einem gesellschaftlichen Leitbild erwachsen, das sich in fast allen Bereichen des Denkens, Lebens und Wirtschaftens niederschlägt. Kein zweiter Begriff ist derart mit dem positiven Glauben an die Gestaltbarkeit der Zukunft verbunden.
Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltfragen gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Aspekten zu berücksichtigen. Nach der von der Brundtland-Kommission im Jahr 1987 geprägten Definition handelt es sich um eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Es geht also um einen Generationenpakt. Unsere heutigen Entscheidungen und Lebensstile dürfen nicht zu Lasten unserer Kinder, Enkel und Urenkel gehen.
Nachhaltigkeit ist ebenso eng verbunden mit Themen wie Gendergerechtigkeit und dem Konzept der Inklusion.
Gendergerechtigkeit und Nachhaltigkeit
Gender- oder Geschlechtergerechtigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems. Beispielsweise wird, um die tatsächliche Lebensqualität der Menschen zu ermitteln, bei den aktuellen Entwürfen neuer Wohlstandsmodelle die Geschlechtergerechtigkeit als wichtiger Indikator genannt. Die noch immer bestehende Ungleichheit zwischen Mann und Frau aufgrund ihres biologischen Geschlechts ist tief im ökonomischen, ökologischen und politischen Handeln verankert. Ein Beispiel: In Deutschland verdienen im Jahr 2013 Frauen im Schnitt 22% weniger als Männer.
Für eine Entwicklung unserer Gesellschaft hin zur Nachhaltigkeit, müssen ungleiche und diskriminierende Behandlungen aufgebrochen werden. Dafür müssen die Menschen ihr alltägliches Handeln und Denken kritisch hinterfragen und gesellschaftliche Verhältnisse transformiert werden. Eine Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit kann nur geschehen, wenn Gendergerechtigkeit konsequent und ernsthaft in allen Bereichen beachtet wird.
Inklusion und Nachhaltigkeit
Inklusion ist die Einbeziehung einzelner Individuen in eine Gemeinschaft. Als Ziel verfolgt Inklusion eine Garantie der Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger am gesellschaftlichen Leben und die Anerkennung jeder Person in ihrer Einmaligkeit. Es geht also um ein soziales Konzept des Zusammenlebens, in dem jeder Mensch aktiv an der Gesellschaft teilnehmen kann und von ihr als Individuum wertgeschätzt wird. Barrieren, die eine Teilnahme verhindern oder reduzieren, sollen erkannt und abgebaut werden.
Als Grundlage für das Konzept der Inklusion steht die Überzeugung, dass jeder Mensch in der Gemeinschaft von ihrer Vielfältigkeit profitiert. Heterogenität (Verschiedenheit) wird nicht als negativ, sondern als positiv wahrgenommen. Zu Heterogenität der Individuen gehören beispielsweise spezielle Fähigkeiten, religiöse Einstellungen, körperliche wie geistige Behinderungen, Zugehörigkeit zu einem bestimmen sozialen oder kulturellen Milieu, Geschlecht, Sexualität etc..
Eine nachhaltige Gesellschaft fußt auf dem gelebten Gedanken der Inklusion, der Einbeziehung aller in die Gesellschaft sowie dem Ende von Ausgrenzung, Diskriminierung und Barrieren.