Dritte Bundeswaldinventur bestätigt gute Arbeit von Forstleuten und Waldbesitzern

Alle zehn Jahre findet in Deutschland eine Bestandsaufnahe des Waldes statt, die sogenannte Bundeswaldinventur. Unter der Federführung des Bundeslandwirtschaftsministeriums und des Thünen-Instituts (TI) wird anhand von knapp 60.000 permanenten Stichprobenpunkten der Wald repräsentativ inventarisiert. Die umfangreichen Daten geben Aufschluss über den aktuellen Zustand der Qualität und Quantität der Bäume und Wälder. Die wissenschaftliche Berechnung und Überprüfung der Daten nimmt viel Zeit in Anspruch, sodass die Daten aus dem Jahr 2012 erst im Oktober 2014 veröffentlicht werden konnten.

Im Verhältnis zur vorangegangenen Inventur im Jahr 2002 konnten die Wissenschaftler des Thünen-Instituts nun wiederum eine Steigerung von Waldfläche, Holzvorrat und Naturnähe der Wälder in Deutschland feststellen. Einem Waldverlust von 58.000 Hektar stehen 108.000 Hektar neuer Wald gegenüber. In der Summe hat die Waldfläche um 0,4 % oder 50.000 Hektar zugenommen. Seit Bestehen der Bundesrepublik hat die Waldfläche trotz steigenden Verbrauchs durch Straßen- und Siedlungsflächen kontinuierlich zugenommen. Mit einer Fläche von nun insgesamt 11,4 Mio. ha beträgt der Waldanteil in Deutschland 32 Prozent. Das Waldgesetz und eine nachhaltige Forstwirtschaft haben entschieden dazu beigetragen, dass – im Gegensatz zu anderen Ländern der Welt – im deutschen Wald von einem Raubbau keine Rede sein kann. Im deutschen Wald stehen ca. 90 Mrd. Bäume, das sind über 1.000 Bäume pro Einwohner.

Holzvorräte gestiegen
Trotz steigender Holzpreise, Energiewende oder Sturmereignissen hat sich der Holzvorrat in den deutschen Wäldern innerhalb der letzten zehn Jahre nochmals um 277 Mio. m³ erhöht. Dieses entspricht einer Gesamtmenge von 3,7 Mrd. m³, damit ist Deutschland das holzreichste Land Europas. Theoretisch könnte sich aus diesem Holzvorrat jeder Deutsche ein Einfamilienhaus aus Holz bauen. Von dem jährlichen Zuwachs von 122 Mio. m³ werden nur 76 Mio. m³ genutzt. Damit werden auch weiterhin Holzvorräte aufgebaut, und die Wälder werden älter.

Es gibt heute in den Wäldern mehr dicke und weniger dünne Bäume als vor zehn Jahren. Unter 30 cm  Brusthöhendurchmesser hat der Holzvorrat abgenommen. Fast der gesamte Vorratsanstieg findet bei den dicken Bäumen ab 50 cm Brusthöhendurchmesser statt. Inzwischen stecken 23 % des gesamten Holzvorrates in den Bäumen mit einem Brusthöhendurchmesser ab 50 cm. Besonders hoch ist dieser Anteil an Starkholz bei Tanne (48 %), Eiche (42 %) und Buche (38 %). Damit setzt sich ein bereits bei der Bundeswaldinventur 2002 festgestellter Trend fort. Hält dieser Trend an, ist bei der Altersstruktur der Wälder zu erwarten, dass das Starkholz in den nächsten Jahren überproportional zunehmen wird. Diese Entwicklung ist eine Herausforderung, denn im Starkholzbereich sind die  Verarbeitungskapazitäten infolge der Spezialisierung der Holzwirtschaft auf schwache und mittlere Dimensionen
deutlich zurückgegangen. (Quelle: BMEL, 2014: Der Wald in Deutschland)

Aus: "BMEL (2014): Der Wald in Deutschland" (BWI3)

Mehr Laub- und weniger Nadelbäume
Mittlerweile betreiben seit mehreren Jahrzehnten viele Waldeigentümer eine naturnahe Forstwirtschaft. Durch gezielte Pflege bauen sie stabile und ökologisch wertvolle Mischbestände mit einem hohen Anteil zum Standort passender heimischer Baumarten auf. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur 3 belegen den Erfolg dieser Maßnahmen: Im Zeitraum von 2002 bis 2012 nahm die Fichtenfläche um 242.000 Hektar (-8 %) ab und die Buchenfläche um 102.000 Hektar (6 %) zu. Bereits zwischen 1987 und 2002 hatte die Fichtenfläche in den alten Bundesländern um 219.000 Hektar (-8 %) ab- und die Buchenfläche um 151.000 Hektar (12 %) zugenommen. Diese Entwicklung wurde durch Sturmereignisse und Trockenjahre zusätzlich verstärkt.
Neben der Buche haben die Waldeigentümer auch den Flächenanteil der anderen Laubbaumarten ausgeweitet. Bei den Nadelbäumen haben nur die Douglasie um ca. 35.000 Hektar oder 19 % und die Tanne um knapp 19.000 Hektar oder 11 % geringfügig zugelegt, die Kiefer hat dagegen um ca. 85.000 Hektar oder 3 % abgenommen. Besonders in den jüngeren Altersklassen fällt der Rückgang der Kiefer auf.

Was auf den ersten Blick den Naturschutz freuen mag, ist unter dem Aspekt der nachhaltigen Entwicklung betrachtet ein Problem: Im Gegensatz zum Nadelholz eignet sich Laubholz nur bedingt als Rohstoff zur Holzverarbeitung. Dachstühle oder Häuser können nur mit Nadelholz konstruiert werden, da Laubhölzer aus statischen Gründen nicht sinnvoll verwendet werden können.

Aus BMEL (2014): Der Wald in Deutschland. Für eine größere Darstellung bitte auf das Bild klicken

Mehr älterer Wald
Nach der BWI 3 gibt es immer mehr Waldfläche mit alten Bäumen. Der Wald ist im Durchschnitt heute 77 Jahre alt und gegenüber 2002 damit viereinhalb Jahre älter. Im Durchschnitt am ältesten sind Eichen mit 102, Buchen mit 100 und Tannen mit 96 Jahren. Die Douglasie ist mit im Mittel 45 Jahren die „jüngste“ Baumart. Knapp ein Viertel des Waldes (24 %) ist älter als 100 Jahre, 14 % sogar älter als 120 Jahre. Die Fläche der Altbestände über 100 Jahre ist gegenüber 2002 um 393.000 Hektar gestiegen.

Die Altersstruktur des Waldes in Deutschland ist durch die umfangreichen Wiederaufforstungen nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt. Nie wieder mussten in Deutschland so viele Waldflächen neu aufgeforstet werden wie in den 1950er- und 1960er-Jahren. Diese sind jetzt zwischen 40 und 60 Jahre alt. Es gibt immer mehr dicke Bäume im Wald. Diese dicken, alten Bäume können in besonderem Maße zur biologischen Vielfalt beitragen, denn sie verfügen häufiger als junge Bäume über besondere Mikrohabitate wie z. B. Grobborke, Kronentotholz oder Spechthöhlen. Viele seltene Arten sind darauf angewiesen. (Quelle: BMEL, 2014: Der Wald in Deutschland)

Weitere Informationen zur Bundeswaldinventur 3 finden Sie unter www.bundeswaldinventur.de.