Die Sylvicultura Oeconomica

Schon der Titel illustriert die Botschaft der Sylvicultura: Der Mensch kann die Natur zu seinem eigenen Nutzen aktiv gestalten und untersützen. Je vier kleinere Bilder an den Seiten zeigen den Wald und die Waldnutzung. Auf der linken Seite die unkontrollierte Nutzung der Natur, rechts die Ernte als Ergebnis eines nachhaltigen Wirtschaftens. Unten die Waldsaat vor kahlen Bergen und über allem die segnende Hand Gottes. (Foto: Verlag Kessel, www.forstbuch.de)

Mehr als 300 Jahre ist es her, dass auf der Leipziger Ostermesse das Buch  Sylvicultura oeconomica oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht vorgestellt wurde. Autor war der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz. Carlowitz beschrieb in der Sylvicultura
den »nachhaltenden« Umgang mit dem Wald. Auslöser seiner Ideen war seine Sorge um die Wälder seiner Heimat, die in einem desolaten Zustand waren. Der wachsende Holzhunger des Bergbaus hatte zu einer »Holznot« geführt, die das Land Sachsen und weite Teile Europas mit einer Energie- und Wirtschaftskrise bedrohte.

»Wird derhalben die größte Kunst, Wissenschaft, Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Conservation und Anbau des Holzes anzustellen, dass es eine kontinuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weil es eine unentbehrliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.«

Die Sylvicultura war nicht das erste Werk, in dem »Nachhaltigkeit« gedacht wurde, aber sie war das erste grundlegende Lehrbuch, das sich gezielt und ausschließlich der Bewirtschaftung des Waldes widmete. Das Nachhaltigkeitskonzept der modernen
Forstwirtschaft ist eine konsequente Fortentwicklung des ursprünglichen Prinzips. 1713 war dieses von dem Vordenker der Nachhaltigkeit, Hans Carl von Carlowitz, formuliert worden. Alles begann mit einem Buch – es folgte eine Expertenkultur auf wissenschaftlicher Grundlage, deren Entwicklung bis heute nicht abgeschlossen ist.
Kaum ein anderes Prinzip hat im Laufe der Jahrhunderte weltweit so viel positive Beachtung gefunden. Aus der forstlichen Wiege heraus entwickelte sich die
Nachhaltigkeit international zu einem gesamtgesellschaftlichen Leit- und Hoffnungsbild.