Viele unserer heutigen Wälder stammen aus Frauenhand. Früher war die Pflanzung von Forstkulturen weit verbreitet. Die meisten Wälder wurden so verjüngt und wieder aufgeforstet. Diese Arbeit wurde fast ausschließlich von sogenannten Kulturfrauen erledigt. Die Kulturfrauen waren damals, wie auch die meisten Waldarbeiter, Saisonarbeitskräfte. Die Männer erledigten im Winter den schweren und gefährlichen Holzeinschlag. Die Stunde der Kulturfrauen war gekommen, wenn sich die Männer im Frühjahr anderen Tätigkeiten (z. B. in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe) widmeten. Fast jedes Forstrevier hatte damals eine eigene kleine Forstbaumschule. Hier zogen die Kulturfrauen die kleinen Bäumchen an und pflanzten diese später auf die Kulturflächen. Auch in der Folgezeit kümmerten sie sich um die jungen Forstkulturen: Sie befreiten diese von Unkraut und Gestrüpp und schützten sie vor Wildverbiss.
Eine ganz besondere Leistung der Kulturfrauen war es, die Wälder nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufzuforsten: Nach dem großen Krieg war das Holz in Deutschland knapp. Zum einen wurde auch der Wald für die Wiedergutmachung der von Deutschland im Ausland verursachten Kriegsschäden herangezogen. Infolge der sogenannten „Reparationshiebe“ der Alliierten wurden zehn Prozent der deutschen Waldfläche kahlgeschlagen. Zum anderen wurde das Holz auch für den Wiederaufbau von zerstörten Häusern, Städten und Dörfern benötigt. Der Leistung der Kulturfrauen wurde mit der Abbildung auf der 50-Pfennig-Münze ein Denkmal gesetzt. Da Rohstoffe knapp waren, wurde Holz außerdem zum Heizen und Kochen benötigt. Die Kohle, die pro Haushalt zum Kochen und Heizen ausgegeben wurde, reichte in den meisten Fällen nicht aus. So wurde, oft illegal, im Wald zusätzliches Holz geschlagen. Der Wald hat unter dieser Belastung sehr gelitten. Man schätzt, dass in den ersten Nachkriegsjahren neun- bis 15-mal mehr Holz geschlagen wurde, als nachwachsen konnte – das Prinzip der Nachhaltigkeit war außer Kraft gesetzt. Die Kulturfrauen mussten damals gewaltige Flächen wieder aufforsten.
Linktipp: Ein interessanter Beitrag über Kulturfrauen nach dem 2. Weltkrieg in Niedersachsen auf NDR.DE
(Quelle: BMEL 2016, Unser Wald)