Forstwirtschaft im Klimawandel

Diese Fichten haben den Dürresommer 2018 und die folgenden Borkenkäfer nicht überlebt. Foto: pixabay

Der Wald ist bedroht!
Spätestens der Dürresommer 2018 zeigt uns allen: Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen, schneller und heftiger als angenommen. Die Häufung und Verschärfung von Witterungsextremen wie Hitze, Trockenheit und Stürmen bedeuten eine große Gefahr für den Wald. Dadurch werden die Bäume geschwächt, und Schädlingsbefall z.B. durch Insekten ist die Folge. Zurzeit kämpfen Forstleute deutschlandweit, gegen die größte Borkenkäfer-Plage seit dem zweiten Weltkrieg. Die Katastrophe ist nun überall sichtbar, abgestorbene Bäume zeigen es deutlich.

Der Klimawandel bedroht nicht nur den Lebensraum Wald und damit auch seine gesamte Artenvielfalt, sondern auch seine Funktionen, wie beispielsweise die Erholungs-, die Klimaschutz-, die Bodenschutz- und die Nutzfunktion. Der Klimawandel gefährdet einzelne Baumarten, dadurch aber auch ganze Waldökosysteme. Die Anfälligkeit der Forstwirtschaft gegenüber dem Klimawandel wird zurzeit vor allem am Beispiel der Fichte deutlich. Die in Deutschland häufigste Baumart ist wirtschaftlich besonders bedeutsam, da sie wuchskräftig und ihr Holz sehr vielseitig verwendbar ist. Sie wurde allerdings in der Vergangenheit oft außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes angebaut. Gerade hier sind aber die Risiken für die Fichte wegen geänderter klimatischer Bedingungen inzwischen deutlich angestiegen.

Wenn sich der Wasserhaushalt unserer Waldstandorte in den nächsten hundert Jahren um ein bis zwei Stufen verschlechtert, wird sich auch die natürliche Baumartenzusammensetzung entsprechend ändern. Wir werden zunehmend Trockenwald-Ökosysteme bekommen, wie wir sie von der Schwäbischen Alb, vom Kaiserstuhl oder von Norditalien her kennen. Auch sich selbst überlassene Waldökosysteme, wie Wald-Nationalparke, sind diesem Trend unterworfen.

FAQs zu Wald im Klimastress: https://www.dfwr.de/index.php/klimawandel

Linktipp "Wald in Not",Mediathek Phoenix: www.phoenix.de

 

 

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Mischwald: Wer streut, rutscht nicht!
Forstleute und Waldbesitzer müssen nun – nicht nur auf den vielen neu entstandenen kahlen Flächen – den Wald für die nächsten Jahrhunderte planen. Und zwar mit Baumarten, die mit dem sich schnell ändernden Klima zurechtkommen. Zurzeit gehen die meisten Experten davon aus, dass es wärmer und vor allem im Sommer trockener wird. Sollte allerdings der Golfstrom abreißen, könnte es auch deutlich kälter werden. Als Reaktion auf die unsichere Zukunft fördern die Forstleute die Baumartenvielfalt im Wald. So wollen sie sicherstellen, dass auch in hundert Jahren Baumarten im Wald wachsen, die mit dem dann herrschenden Klima zurechtkommen.

Ein wichtiger Ansatz ist der Waldumbau zu klimaangepassten Mischwäldern mit vielen verschiedenen, überwiegend heimischen Baumarten, wie z.B. Hainbuchen, Eichen, Wildkirschen oder Ahorn. Denn gemischte Wälder sind gegenüber Störungen durch Borkenkäfer, Stürme, Dürre etc. weit weniger anfällig als Monokulturen. Wenn dort einzelne Baumarten wie die Fichte, die Esche oder die Ulme aufgrund von Extremereignissen, neuartigen Krankheiten, Schadinsekten oder invasiven Pilzen ausfallen, können andere Baumarten diese Lücken ausfüllen.

Um zukünftig eine noch größere Vielfalt an Baumarten für unterschiedliche Standort- und Klimabedingungen zu haben, erforschen Forstleute auch fremdländische Baumarten, wie zum Beispiel den Tulpenbaum, die Baumhasel oder die Schwarznuss. Dies sind nur einige Baumarten, die für das Klima der Zukunft geeignet scheinen und die wir bereits seit vielen Jahren aus Parkanlagen, botanischen Gärten und Versuchsanbauten kennen. Die Edelkastanie, die Küstentanne und die Douglasie beweisen bereits seit über hundert Jahren ihre Eignung als Waldbaumarten hier bei uns in Deutschland.

Forstleute haben bereits vor drei Jahrzehnten damit begonnen, den Wald mit einer langfristigen Planung nach und nach umzubauen. Dabei werden die standörtlichen und ökologischen Voraussetzungen, beispielsweise die Beschaffenheit des Bodens, genau geprüft. Die Auswahl der Baumarten erfordert dann nicht nur grundlegendes Fachwissen, sondern auch viel Erfahrung und Weitsicht. Denn die Aufforstungskonzepte des letzten Jahrhunderts sind leider nicht die Lösung der Waldprobleme von morgen.

Die dritte bundesweite Waldinventur aus dem Jahr 2012 zeigt, dass schon 76 Prozent der Wälder in Deutschland Mischwälder sind. Der Waldumbau in Deutschland trägt sichtbar Früchte und zeigt: die Wälder sind artenreicher, gemischter und älter geworden, der Laubbaumanteil, insbesondere der Anteil der Buche, hat stetig zugenommen.

(c) FNR 2019

Waldpfleger benötigen dringend mehr Unterstützung

Doch alle bisherigen Umbaumaßnahmen haben noch nicht gereicht: Nach den Extrem-Wettereignissen des Jahres 2018 kämpfen Waldbesitzende und Forstleute in ganz Deutschland derzeit darum, den Wald in seinem Bestand zu sichern. Absterbende Bäume müssen gefällt und aus dem Wald abtransportiert, riesige Kahlflächen wieder aufgeforstet und vertrocknete Jungpflanzen ersetzt werden. Der Aufwand hierfür überschreitet das Normalmaß massiv und fordert alle, die sich um den Wald kümmern und pflegen auf Jahre hinaus. Damit dürfen sie nicht allein gelassen werden. Und die Schäden greifen weiter um sich: 2019 wird die Situation, darüber besteht kein Zweifel, noch dramatischer. Allein die vorliegenden Informationen über das Schadensausmaß des Jahres 2018 lassen erkennen, dass die Forstbetriebe und Waldeigentümer in den nächsten Jahren mehrere 100 Mio. € Kosten bewältigen müssen, um die Schäden, die der Klimawandel erzeugt, zu reparieren und um ihre gesetzliche Pflicht zur Wiederaufforstung und dem Erhalt der Wälder zu erfüllen. Dabei sind sie auf öffentliche Unterstützung angewiesen.

Zur Warnemünder Erklärung 2019 auf den Seiten des Deutschen Forstwirtschaftsrats

 

Filmdokumentation aus Baden-Württemberg zu den aktuellen klimabedingten Waldschäden: Forst-Experten informieren über die dramatischen Klimafolgen für den Wald und den damit verbundenen erforderlichen Waldumbau: