In den achtziger Jahren wurden weltweit über 150 Millionen Hektar allein an tropischen Regenwäldern gerodet. Den Tropenwaldländern fehlten aber damals die finanziellen, wissenschaftlichen und technologischen Mittel, um die Spirale der Waldzerstörung in ihren Territorien selbst zu bekämpfen. Um den Raubbau zumindest verlangsamen zu können, wurde auf der UNCED-Konferenz von Rio de Janeiro im Jahr 1992 die erste internationale Walddeklaration (Waldgrundsatzerklärung) unterzeichnet. Diese stellte Leitsätze für die Bewirtschaftung, Erhaltung und nachhaltige Entwicklung der Wälder der Erde auf. Es handelte sich dabei allerdings nur um eine rechtlich nicht bindende Absichtserklärung. Sie enthielt aber wichtige Forderungen: etwa zur Aufforstung gerodeter und waldarmer Gebiete, zur Etablierung einer umweltverträglichen und nachhaltigen Forstwirtschaft, zum fairen Handel nach international verbindlichen Regeln und zur Bekämpfung von waldschädigenden Phänomenen wie dem sauren Regen.
Eine verbindlichere Wald-Konvention, wie sie von den Industriestaaten gewünscht wurde, scheiterte am Widerstand der Entwicklungsländer. Diese pochten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte und ihrem Recht zur wirtschaftlichen Entwicklung. Sie betrachteten ihre Wälder in erster Linie als wichtigen Wirtschaftsfaktor und erst in zweiter Linie als Garanten für das ökologische Gleichgewicht.
1993 fand die erste von den Vereinten Nationen (UN) initiierte globale Waldschutzkonferenz in Jakarta statt, an der rund 350 Vertreter aus 33 Ländern teilnahmen. Die Holzexportländer Südostasiens forderten von der UN, eine unabhängige Expertenkommission einzusetzen, die eine weltweit verbindliche Waldkonvention ausarbeiten sollte. Ziel war, den internationalen Handel gerechter zu gestalten, um die Einnahmen der Staaten der Dritten Welt zu verbessern, damit diese mehr für den Naturschutz investieren könnten.
Seit der Konferenz von Jakarta haben drei weitere globale Waldschutzkonferenzen auf Initiative der UN stattgefunden, die letzte davon 2010 in Oslo. Auf dieser wurden ermutigende Schritte vereinbart, darunter die Gründung einer UN-Waldschutz-Organisation. Mitglieder sind unter anderem Brasilien und Indonesien, aber auch die Europäische Union (EU), Deutschland und die Schweiz. Die Partnerschaft erhält zudem ein eigenes Sekretariat, das an das UNO-Waldprogramm UN-REDD und die Forest Carbon Partnership Facility FCPF der Weltbank angegliedert wird. Norwegen, Japan, die USA und einige EU-Staaten haben dafür insgesamt vier Milliarden Dollar für die Jahre 2010 bis 2012 zugesagt. Aber auch andere Organisationen als die nationalen Regierungen und ihre internationalen Vereinigungen begannen sich seit den achtziger Jahren für den internationalen Waldschutz und die nachhaltige Nutzung der Wälder einzusetzen – und verstärkt nach „Rio“.
Zwei Beispiele: Das weltweit größte Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) basiert inhaltlich auf den internationalen Beschlüssen der Nachfolgekonferenzen der Umweltkonferenz von Rio – im Übrigen als einziges Waldzertifizierungssystem weltweit – und bezieht sich bis heute darauf.
18 Jahre nach der Rio-Konferenz kamen am gleichen Ort die über 30 Mitgliedsnationen von PEFC International zu ihrer 14. Generalversammlung zusammen. Dabei unterzeichneten sie die „Rio-Walderklärung 2010“. Die Erklärung umfasst zehn Prinzipien, die als Richtschnur für die Weiterentwicklung der forstlichen Nachhaltigkeit und der Waldzertifizierung auf der ganzen Welt dienen sollen. Bis dahin waren die Kriterien, die auf den Ministerkonferenzen zum Schutz der Wälder in Europa verabschiedet wurden, der Maßstab für die Anerkennung nationaler PEFC-Zertifizierungssysteme. Da dieses Anforderungsprofil von den Forstministern nach 1998 nicht mehr weiterentwickelt wurde, sich aber gleichzeitig die gesellschaftlichen Ansprüche veränderten, beschloss das PEFC Council in Rio einen erweiterten Kriterienkatalog. Dieser Katalog wird zukünftig bei der Zulassung nationaler Mitgliedssysteme zugrunde gelegt. Er beinhaltet unter anderem wichtige neue Standards wie das Verbot der Umwandlung von Naturwäldern in Plantagen, das Verbot des Anbaus genetisch manipulierter Bäume und besonders gefährlicher Pestizide, die besondere Rücksichtnahme auf ökologisch wichtige Waldgebiete und den besonderen Schutz indigener Völker.
Die zweite große internationale Waldschutzorganisation ist der FSC (Forest Stewardship Council), der auf eine Initiative von Menschenrechtsorganisationen, Umwelt-Nichtregierungsorganisationen sowie einer Gruppe von Händlern und Industriebetrieben im Jahre 1990 zurück geht. Entscheidender Zuspruch kam der Initiative schon im Rahmen des Rio-Gipfels zu. Insbesondere aufgrund der rasant zunehmenden Tropenwaldgefährdung und -vernichtung, hielt man die Idee des FSC für geeignet, mit einem internationalen Zertifikat zu einer nachhaltigeren Forstwirtschaft beizutragen.