Jagd und Forstwirtschaft

Die Jagd in Deutschland ist auch eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, nämlich die von Wildtieren. Der Wald erfüllt in unserem dicht besiedelten Land vielfältige wirtschaftliche, ökologische und gesellschaftliche Funktionen. Allerdings gibt es in Mitteleuropa kaum noch natürliche Feinde für sog. Schalenwild-Arten wie Reh-, Rot- und Gamswild. An die Stelle von Bär, Wolf und Luchs muss dann der Jäger treten. Denn wo Schalenwildbestände zu hoch sind, entstehen durch die Verwundung von Bäumen nicht nur waldbaulich, sondern auch wirtschaftlich relevante Verbiss-, Fege- und Schälschäden. Wenn zum Beispiel permanent alle jungen Tannen aufgefressen werden, kann die natürliche Verjüngung des Waldes behindert und die Entwicklung von Mischwäldern gehemmt werden. Noch dazu tritt durch die Rindenverletzung beim Schälen durch Rotwild eine massive Holzentwertung an Bäumen und ganzen Waldbeständen auf. Wildverbiss und Rindenschälen werden von vielen Faktoren beeinflusst, wie z.B. Störungen in den Wild-Einständen, Besatzdichte des Wildes und sich ändernden Biotopverhältnissen. Um stabile, vielfältig strukturierte Wälder zu erzielen, muss die Bejagung des Schalenwildes mit den waldbaulichen Erfordernissen im Einklang stehen.

gefegt vom Gehörn eines Rehbockes
geschält durch Rotwild
verbissene Buche (alle Fotos: DFV)

Alle Bundesländer haben forstliche Gutachten als wichtigstes Kriterium für die Abschussplanung eingeführt. Deshalb ergibt sich insgesamt ein recht guter Überblick über die derzeitige Schadenssituation im Wald. Danach zeigt sich, dass Wildschäden lokal und regional noch eine erhebliche Rolle spielen. Dies gilt insbesondere für Gebiete mit unterdurchschnittlicher Waldausstattung oder hohem Erholungsdruck. Insgesamt ergibt sich jedoch aus den Berichten der Länder eine zumeist rückläufige Tendenz.

Laut BWI 3 lag der Anteil der Pflanzen (20-130 cm Höhe) im Jahr 2012 ohne Verbiss deutschlandweit über alle Eigentumsarten hinweg bei 72,4%.

Quelle: Bundeswaldinventur 3, 2014

Jagd in Zeiten des Klimawandels

Rehe und Hirsche ernähren sich naturgemäß von jungen Keimlingen, Knospen und Trieben oder schälen Rindenstücke von jungen Bäumen ab. Dadurch können langfristig verschiedene für die Tiere besonders schmackhafte Baumarten, wie Tanne, Eiche und Ahorn als besonders wertvolle Mischbaumarten ganz verschwinden oder es kommt zu Pilzerkrankungen oder Fäulniseintritt, so dass die betroffenen Bäume langfristig in ihrer Vitalität und Stabilität eingeschränkt sind.

Gesunde und gemischte Wälder mit verträglichen Reh- und Hirschbeständen haben von Natur aus die Eigenschaft, sich auch von selbst immer wieder zu erneuern. Bei Wäldern im Klimastress mit eingeschränkter Vitalität und überhöhten Wilddichten ist diese natürliche Eigenschaft erheblich eingeschränkt – der Wald benötigt daher Hilfe, vor allem auch von engagierten Jägerinnen und Jägern. Es geht darum, „dem Wald aus der Patsche zu helfen“, in den ihn der Klimawandel gerade bringt. Erst wenn alle unsere heimischen Baumarten ohne den Schutz von Zäunen aufwachsen können, wird in den Wäldern ausreichend gejagt.

 

Bleimunition

Es liegen Hinweise dafür vor, dass Bleischrot, insbesondere wenn es bei der Jagd an Gewässern verwendet wird, negative direkte Auswirkungen auf Wasserwild hat und zu Vergiftungen bei den Fressfeinden des Wasserwildes führt. Deshalb hat das BMELV dringend empfohlen, zur Jagd auf Wasserwild an Gewässern ausschließlich Nicht-Blei-Schrote zu verwenden. Auch viele Landesforstverwaltungen verpflichten mittlerweile ihre Jäger im Landeswald dazu, nur noch bleifreie Büchsenmunition einzusetzen, da bleiverseuchte Aufbrüche (Innereien der geschossenen Tiere mit Munitionsresten) zu tödlichen Vergiftungen bei Seeadlern geführt haben. Weitere Informationen zum aktuellen Forschungsstand gibt es beim BMELV.dehttp://www.bmel.de/DE/Wald-Fischerei/04_Jagd/_texte/BleifreieJagdgeschosse.html;jsessionid=26A9FBAD69C368A17D47918533CAA9FC.2_cid385

(Foto: FVA BW)

Jagdmöglichkeiten im Forst

Viele Forstämter und Waldbesitzer bieten Jägern vielfältige Jagdmöglichkeiten (Pachten, Teilnahme an Gesellschaftsjagden, Einzeljagden...). Ohne lange Anreise können Sie in heimischen Revieren Jagd auf Rot-, Muffel-, Dam-, Schwarz- und Rehwild ausüben. Teilweise können auch Unterkunftsmöglichkeiten vermittelt werden. 

Selbst wenn Sie selbst nicht jagen, können Sie Wildbret von Hirsch, Wildschwein und Reh bei den Forstämtern durch den Direktvertrieb besonders günstig und frisch kaufen– übrigens nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern fast ganzjährig.

Wenden Sie sich bei Interesse an Jagdteilnahmen oder Wildbret an Ihre betreffende Landesforstverwaltung.

Quellen: BMEL, DFV