Hans Carl von Carlowitz: Sein Leben und Wirken

Kupferstich des sächsischen Oberberghauptmanns Hans Carl von Carlowitz, dem Begründer der Nachhaltigkeit

Von Carlowitz wurde als zweites von 17 Kindern am 14.12.1645 auf Burg Rabenstein bei Chemnitz als Spross einer Adelsdynastie geboren, der seit Generationen dem kursächsischen Jagd- und Forstwesen unterstand. Sein Vater Georg Carl von Carlowitz war Amthauptmann und Landjägermeister.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Halle ging von Carlowitz nach Jena, um dort an der Universität Naturwissenschaft, Jura und Sprachen zu studieren.

Auf „Grande Tour“

Wie damals üblich, begab er sich auf eine „Grande Tour“ durch Europa, um seinen geistigen Horizont durch Auslandsaufenthalte zu erweitern. Von den Niederlanden reiste von Carlowitz im September 1666 nach London, wo er Zeuge des „Großen Brandes“ wurde, der rund die Hälfte der damaligen Stadtfläche verwüstete.

Von London aus reiste von Carlowitz über die Niederlande nach Frankreich, wo ihn die Waldgesetzgebung des Wirtschaftsministers Jean Colbert tief beeindruckte. Dessen Gesetze sollten den Holzeinschlag in Frankreichs Wäldern stark reduzieren und vielerorts wieder Hochwälder schaffen. Zurück in Sachsen unterstützte er seinen Vater bei Vermessungen des Grenzverlaufes zwischen Böhmen und Sachsen. 1675 heiratete er Ursula Margaretha von Bose, die ihm drei Töchter schenkte.

Dürre, Sturm und Käfer

Als Vize-Berghauptmann übernahm er nach dem Tod seines Vaters das Gut Arnsdorf. In den Jahren bis 1710 erlebte von Carlowitz in dieser Funktion schwerwiegende Naturkatastrophen wie extrem niederschlagsarme Sommer, Stürme und Borkenkäferbefall, die allesamt den Wäldern seiner Heimatregion schweren Schaden zufügten. Insbesondere der wirtschaftlich bedeutsame Tannen- und Fichtenbestand wurde damals schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Noch bedeutender für seine Überlegungen war aber der Raubbau am Wald für den sächsischen Bergbau. In einer der bedeutendsten europäischen Montanreviere hingen Wohl und Wehe am Holz. Eine Holzverknappung würde den schleichenden Niedergang dieser Industrie aufgrund von Energiemangel bedeuten.

Carlowitz' Wohnhaus mit der Petrikirche im Hintergrund (Foto: Kollaxo)

Buchpremiere auf der Ostermesse zu Leipzig

Unter diesen Eindrücken schrieb von Carlowitz sein Werk „Sylvicultura oeconomica“. Von Carlowitz widmete es dem Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen (August der Starke). Es erschien 1713 auf der Leipziger Ostermesse.

Von Carlowitz wurde 1709 Kammer- und Bergrat und zwei Jahre später Oberberghauptmann. Er lebte in Freiberg, das Sitz des Sächsischen Oberbergamts war und zur damaligen Zeit als „Innovationszentrum“ ersten Ranges für den Bergbau in ganz Europa galt. Dorthin zog die Familie 1690, nachdem das geerbtes Anwesen in Arnsdorf nach einem Blitzeinschlag abbrannte. In Freiberg starb er auch am 3. März 1714 und hinterließ seine Frau und Töchter. Von Carlowitz wurde im Familiengrab der Freiberger Petrikirche beigesetzt.

Die Sylvicultura oeconomica hat er – wie ein Vermächtnis – kurz vor seinem Tod geschrieben. Carlowitz schrieb die Sylvicultura oeconomica nicht als distanziertes, wissenschaftliches Lehrbuch, sondern er sah es als seine Pflicht, in Staats- und Fürstentreue dem Gemeinwohl zu dienen. Sein Gottesbezug war sein ethisches Fundament, und gleichzeitig bestimmte sein Streben nach Erkenntnisfortschritt sein Denken. Diese Verbindung aus Staatsdiener, gläubigem Christen und  Wissensvermittler zeichnete Carlowitz aus.

Das Oberbergamt in Freiberg. Foto: Kollaxo

Wirkung nach dem Tode

Den großen Einfluss seines Buches auf die Forstwirtschaft seiner Zeit sollte er nur in Ansätzen miterleben. Erst 1732 erschien die zweite Auflage seines Grundlagenwerks, nahezu zwanzig Jahre nach seinem Tod.

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