Zum „Tag des Buches 2013“ am 23. April

Wie ein „grünes Buch“ unser Denken veränderte

Quelle: Thomas Weidner / FVA

Vernichtet die Lust am Lesen die Wälder dieser Erde? Über zehn Millionen Tonnen grafische Papiere werden jährlich in Deutschland zur Produktion von Printprodukten verbraucht. Damit gehen rund 30 Prozent des hierzulande für industrielle Zwecke geernteten Holzes in die Papierproduktion. Mit Papier, das aus Holz aus deutschen Wäldern produziert wurde, wissen die Hersteller jedoch, dass es aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt, in denen immer nur so viel Holz geschlagen wird, wie wieder nachwachsen kann.

Zahlen der EU-Kommission belegen, dass bislang rund 19 Prozent des in die Europäische Union eingeführten Holzes aus illegalen Waldrodungen stammten – vornehmlich in tropischen Ländern. Doch es gibt Auswege aus dem Dilemma. Ein vorbildliches Konzept, das Green Publishing, ermöglicht es Druckereien und Verlagen, nachhaltig und umweltverträglich zu publizieren. Es sieht vor, sich über die ökologisch unbedenkliche Herkunft des Papiers im Vorhinein Sicherheit zu verschaffen, unter anderem durch die ausschließliche Verwendung von zertifiziertem Holz und Papier.

Im internationalen Warenverkehr gilt für die EU-Staaten ab diesem Jahr eine neue Richtlinie, die die Einfuhr von Holz aus illegalen Quellen verhindern soll. In Deutschland wurde sie mit dem Holzhandels-Sicherungs-Gesetz (HolzSiG) in nationales Recht umgesetzt.

300. Jubiläum: Das Buch der Nachhaltigkeit

Die Idee der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft feiert in diesem Jahr ihr 300. Jubiläum. Und für viele Menschen überraschend, feiert sie damit auch das Erscheinen eines Buches: 1713 stellte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz sein epochales Werk „Sylvicultura oeconomica“, als das erste Standardwerk zur Forstwirtschaft auf der Leipziger Buchmesse vor. Darin beschreibt von Carlowitz zum ersten Mal weltweit das Grundkonzept der Nachhaltigkeit. In den vergangenen 30 Jahren eroberte die „Nachhaltigkeit“ als Prinzip des klugen und schonenden Umgangs mit Ressourcen nahezu alle gesellschaftlichen Sphären. Nur den wenigsten Menschen ist dabei bewusst, dass dieses gesellschaftliche Leitprinzip aus der deutschen Forstwirtschaft stammt. Heute sorgt die deutsche Forstwirtschaft für gesunde, nachhaltig bewirtschaftete und artenreiche Mischwälder, die neben der Holzproduktion unter anderem Naturerlebnis, Erholung, Ruhe und Gesundheit bieten.

Die Forstwirtschaft feiert den „Geburtstag“, indem das Thema Nachhaltigkeit unter allen seinen waldrelevanten Facetten der Öffentlichkeit vorstellt wird. Zahlreiche Veranstaltungen stehen unter dem Slogan „Sie finden Nachhaltigkeit modern? Wir auch – seit 300 Jahren“. Sie werden von rund 50 Verbänden, den Forstämtern und Waldbesitzern getragen. www.forstwirtschaft-in-deutschland.de

Ein Buch hinterlässt Spuren

Wie konkret das Buch des von Carlowitz unser Land verändert hat, zeigt das satte Grün der Wälder, die unsere Kulturlandschaft so attraktiv machen. Wären wir zu von Carlowitz´ Zeiten unterwegs, so wären hohe und stattliche Bäume in den meisten Regionen eine Seltenheit. Außerhalb der landwirtschaftlich genutzten Flächen sähe man oftmals nichts anderes als Ödland und von Menschen übernutze Heidelandschaften. Durch das Buch des von Carlowitz definierte sich die hiesige Forstwirtschaft als ein Vorreiter der Nachhaltigkeit, pflanzte überall im Land neue Wälder und beeinflusste damit die Forstpolitik in vielen Regionen der Welt. Es ist daher nicht übertrieben zu behaupten, dass Deutschland heute längst nicht so „grün“ wäre, hätte es nicht dieses epochale Buch gegeben.

Green Publishing: Zertifiziertes Papier

Wie grün aber ist die Printmedienproduktion heute? Eine wichtige Initiative ist „Nachhaltig Publizieren – Neue Standards für die Verlagsbranche“, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird und in der sich der Oekom Verlag, das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu), das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Frankfurter Buchmesse zusammengetan haben. Die Kooperationspartner wollen die gesamte Produktionskette beleuchten – von der Papierherstellung bis zum fertigen Buch. Im Fokus stehen zunächst die beiden besonders umweltrelevanten Bereiche Papier und Druck. Beim Frischfaserpapier setzen diese Akteure insbesondere auf die Zertifizierung von Holz und Papier, eine Methode, die „amtlich“ belegt, dass das für die Herstellung verwendete Holz aus verantwortungsvoller und nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Die Logos der „Forest Stewardship Council" (FSC) oder des „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes" (PEFC) auf den jeweiligen Produkten visualisieren diese einwandfreie Herkunft.

Das Jubiläumsjahr des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) wird finanziell unterstützt durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).