Wo bleibt die Prämie für den Wald

Die Lufthansa bekommt Milliarden, um weiter fliegen zu können. Die Autoindustrie soll Milliarden bekommen, um weiter Autos zu produzieren. Beide Branchen sind nicht gerade für Nachhaltigkeit oder Klimaschutz bekannt. Die Systemrelevanz haben sie offenbar trotzdem gepachtet. Die Hilfen für den Wald vor Corona sind zwar hilfreich aber im Vergleich durchaus recht übersichtlich. Der Bund Deutscher Forstleute fordert angesichts von Waldkrise und Corona eine Walderhaltungsprämie sowie eine Holzbauprämie. Wald ist systemrelevant. Er erfüllt essentielle Funktionen für Natur und Gesellschaft. Nicht zuletzt ist er Arbeitsplatz und Klimaschützer Nr. 1. Das muss klar und dauerhaft honoriert werden.

 

In der Forst- und Holzbranche arbeiten etwa 1,1 Millionen Menschen. Das allein trifft keine Aussage über die Systemrelevanz. Es ist jedoch eine überaus innovative und klimafreundliche Branche, die mit dem erfolgreichsten nachwachsenden Werkstoff überhaupt arbeitet – Holz. Der wird hierzulande sogar nachhaltig und sehr schonend gewonnen.
Momentan ist der „Produktionsstandort“ – der Wald – aber arg gebeutelt. Schon ohne Corona. „Wir arbeiten seit über drei Jahren im Krisenmodus. 2020 wird voraussichtlich das dritte schwere Dürrejahr in Folge. Die Lage ist wirklich dramatisch: Die Personaldecken sind weiter dünn und löchrig. Momentan ist nur Zeit für Krisenbewältigung, Aufräumarbeiten und den Kampf gegen den Borkenkäfer. Für die wichtige Wiederbewaldung und den Waldumbau, aber auch die vielen weiteren Aufgaben der Forstleute wie waldbezogener Umweltbildung oder Naturschutz fehlt die Zeit.“, so Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des BDF.
In Zeiten, wo scheinbar recht schnell Milliardenhilfen für klimapolitisch durchaus umstrittene Branchen wie Luftfahrt und Autoindustrie bereitgestellt werden, muss es möglich sein, für das überaus sensible Ökosystem Wald, für diesen Klimaschützer Nr. 1 und seine Eigentümer ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen. Länder, Kommunen aber v.a. die vielen Privatwaldeigentümer stehen vor fast unlösbaren Aufgaben. Mit kaum erzielbaren Erlösen aus dem Holzverkauf kann keine einzige Pflanze gekauft oder in den Boden gebracht werden. Ebenso geraten die Pflege oder der Umbau der bestehenden Waldbestände ins Hintertreffen. Hier kann eine Walderhaltungsprämie helfen - selbstverständlich geknüpft an ökologische und soziale Kriterien. Sie kann die gesellschaftlich relevanten Funktionen des Waldes abbilden helfen und die Abhängigkeit vom Holzerlös verringern.
„Neben dieser Waldprämie kann auch eine Holzbauprämie den Kommunen, aber auch Privatinvestoren die Investition in neue und v.a. nachhaltige Bauprojekte erleichtern. Die Holzerlöse können derzeit jede Steigerung vertragen und kommen direkt im Wald an der richtigen Stelle an. Gleichzeitig wird dadurch auch die Innovation in der Baubranche Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz unterstützt. Diese hat sie angesichts der bisher  dominierenden klimaschädlichen Baustoffe bitter nötig“, so Dohle weiter. Wer klimafreundlichen, ökologischen und bezahlbaren Wohnraum bauen möchte, kommt am Baustoff Holz kaum vorbei. Das gilt insbesondere auch für die Nachverdichtung und die Aufstockung in Ballungsräumen.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat unlängst betont, dass Klimaschutz, Innovation und Arbeitsplätze der Maßstab für gute Konjunkturpolitik sind. Investitionen in den Klimaschutz gehörten Ökonomen zufolge zu den wirksamsten Konjunkturimpulsen überhaupt, ist sie überzeugt.
„Die Waldministerin Klöckner und die Umweltministerin Schulze sollten diese Erkenntnisse gemeinsam aufnehmen und für den Wald einsetzen“, fordert Dohle. „Das haben der Wald und auch die Forstleute verdient“.

 

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