Wildunfälle im Herbst: Förster raten Autofahrer zur Vorsicht

Abgeerntete Felder lassen Wildtiere wandern und widrige Witterungsverhältnisse nehmen Autofahrern die Sicht. Zahl der Wildunfälle leider auf hohem Niveau

Wildunfälle werden i. d. R. bei Versicherungsschäden am KFZ statistisch erfasst – Wildunfälle mit kleinerem Wild wie Fuchs, Hase oder Marder erfasst die Statistik dagegen oft nicht, da wegen eines Lackkratzers oder einer kleinen Beule kein Schadensfall gemeldet wird. Foto: Andreas Knoll

Erfurt (hs): Gerade im Herbst suchen Wildtiere wie Rot-, Reh- oder Schwarzwild neue Einstände im Wald auf, weil die Felder abgeerntet sind und weder Futter noch Sichtschutz bieten. Regional überhöhte Wildbestände lassen die Wahrscheinlichkeit von Wildunfällen weiter steigen. Gleichzeitig stellen die herbstlichen Witterungsverhältnisse, speziell in der Dämmerung, viele Autofahrer vor besondere Herausforderungen. Deshalb raten die Wildexperten der Landesforstanstalt Autofahrern gerade in den Morgen- und Abendstunden zu größter Vorsicht beim Befahren von Straßen durch Waldgebiete und an Feldrändern. Wenn Wild zu sehen ist: kontrolliert abbremsen, hupen und abblenden. Achtung: Wo ein Wildtier die Straße überquert, folgen oft weitere nach!

 

Umsichtige Autofahrer und aktive Jäger senken das Wildunfallrisiko wirksam

Seit Jahren schwanken die Wildunfallzahlen in Thüringen zwischen 5.500 und 8.000 Fälle – bundesweit ereigneten sich 2018 über eine Viertel Million Wildkollisionen mit einer versicherungswirtschaftlichen Gesamtschadenssumme von über 750 Mio. Euro. Dies führen die Forstexperten im Wesentlichen auf die natürlichen Schwankungen in der Wildbestandshöhe zurück. Speziell Wildschweinpopulationen können mit extremen Reproduktionsraten auf milde Winter reagieren. „Umsichtige Autofahrer, die bei dem Verkehrswarnschild „Wildwechsel“ insbesondere in den Dämmerungsstunden das Tempo reduzieren und bremsbereit sind, können Wildunfälle wirksam reduzieren“ so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Aber auch die Jäger können durch eine intensive Bejagung der Flächen entlang gefährdeter Straßen das Wildunfallrisiko vermindern helfen.

 

Bei Wildunfällen: Bitte nicht einfach weiterfahren!

Was aber tun, wenn es doch zu einem Wildunfall gekommen ist? Die Förster empfehlen: Ruhe bewahren und Polizei oder den Jagdausübungsberechtigten, i. d. R. der Jagdpächter, rufen. Ist das Tier tot, warten bis die Polizei eintrifft. Ist das Tier verletzt und immobil, keinesfalls das Wild durch Streicheln oder Zureden zu beruhigen versuchen. Das Wildtier kann in Panik beißen, um sich treten oder mit dem Gehörn schlagen. Ziehen Sie sich einfach zurück und warten Sie in einigem Abstand. „Bitte fahren Sie nicht einfach weiter, der Unfallverursacher ist dem Tierschutz verpflichtet“, mahnt Gebhardt.

 

Der Jäger übernimmt die Fallwildentsorgung kostenfrei

Durch Unfälle getötetes Wild muss durch die Gemeinden oder die Straßenbauverwaltung entsorgt werden. In der Regel wird dies aber durch den zuständigen Jagdpächter kostenlos erledigt. Im Schnitt fallen hierbei rund 100 € für Transport, Lagerung und Gebühren für die Tierkörperbeseitigung an. Diese Kosten ersparen die Jäger dem Steuerzahler.

 

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