Wildkatzenwälder von morgen

Waldnaturschutzprojekt Oktober 2023

Quelle: WildMedia / stock.adobe.com - Die Europäische Wildkatze (Felis silvesteris) ist ein echtes Wildtier.

Vor allem in den waldreichen Regionen Nordrhein-Westfalens fühlt sich seit einigen Jahren die Europäische Wildkatze wieder wohl und sie breitet sich weiter aus. Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW unterstützen gemeinsam mit dem BUND Landesverband NRW die Umsetzung verschiedener Maßnahmen im Wald, die den Lebensraum der scheuen Raubkatze aufwerten. Die Zusammenarbeit ist Teil des Naturschutzprojektes "Wildkatzenwälder von morgen", das noch bis Oktober 2028 durch das Bundeprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird. Es ist eine echte Investition in die Zukunft, denn der optimale Lebensraum der Wildkatze bietet auch vielen anderen an Wald gebundenen Arten beste Bedingungen.

 

Wildkatzen sind nachtaktive Jäger*Innen. Den Tag verbringen sie versteckt in einem geeigneten Unterschlupf im Wald: in einer Baumhöhle, einem Gebüsch, einem Reisighaufen oder hinter einem Wurzelteller. Auch im Winter schläft die Wildkatze nur einige Stunden am Tag und geht dann auf die Jagd nach ihrer Hauptbeute: Mäuse. Sie jagt am Liebsten auf kleinen Lichtungen im oder in der Nähe vom Wald. "Für die Wildkatzen werten wir mehrere kleine Waldwiesen und einige hundert Meter Waldrand auf. An geeigneten Stellen sorgen wir für mehr Licht am Boden und pflanzen dann seltene Baum- und Straucharten. Das sorgt für mehr Katzenverstecke und fördert die Artenvielfalt insgesamt", freut sich Jens Merzbach, Leiter Forstbetriebsbezirk Siebengebirge im Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft.

 

Das bundesweite Projekt legt den Schwerpunkt vor allem auf die Optimierung der Lebensraumausstattung für die Wildkatze. Ihr Wiederausbreitungsprozess soll so aktiv unterstützt werden. Im Fokus stehen große Waldgebiete am Rande ihres Verbreitungsgebietes. Vor rund 100 Jahren lebten die letzten Wildkatzen Nordrhein-Westfalens in der Eifel. In den letzten Jahren konnte sie sich wieder weiter ausbreiten. Heute leben wieder Wildkatzen im Arnsberger Wald, in der Egge, im Kottenforst und im Rothaargebirge. Mit der Eifel beherbergt Nordrhein-Westfalen heute sogar eines der beiden Verbreitungsschwerpunkte der Wildkatze in Deutschland.

 

Für den kommenden Winter sind in der Regionalforstämtern Rhein-Sieg-Erft und Oberes Sauerland zahlreiche Einzelmaßnahmen geplant. "Wir platzieren einige Holzhaufen im Wald so, dass sie als Versteck für die Wildkatze und für die Aufzucht ihrer Jungen besonders attraktiv sind. Möglichst viele Hohlräume, deren Zugang nicht zu groß sein sollte, damit die jungen Katzen vor Räubern geschützt sind," erklärt Förster Jens Merzbach.

 

Die Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW und der BUND Landesverband NRW arbeiten im Wildkatzenprojekt eng zusammen. "Bei der Gestaltung von Waldränder und -wiesen für die Wildkatzen müssen oft auch erstmal einige Bäume gefällt werden. Erweiterte und mit dem Wald besser vernetzte, artenreiche wilde Wiesen fördern im ersten Schritt dort den Artenreichtum der Insekten. Das verbessert die Lebensbedingungen von Mäusen und anderen Nagern, was wiederum das Nahrungsangebot der Wildkatzen stärkt. Es ist wichtig immer die Zusammenhänge zu beachten", betont Dr. Christine Thiel-Bender vom BUND NRW.

 

Um Strukturen für die Wanderung der Wildkatzen zu stärken rücken Waldflächen entlang von Bachläufen in den Fokus. Im Rahmen der Wiederbewaldung zerstörter Waldflächen werden hier auch seltene Baumarten wie die Flatterulme und verschiedene Wildobstarten gepflanzt. Das schafft vielfältige und artenreiche Waldstrukturen, die unter anderem für die Wildkatze besonders attraktiv sind. Das Projekt "Wildkatzenwälder von morgen" fördert also neben dem Überleben und der weiteren Ausbreitung der Wildkatze gleichzeitig eine hohe Biodiversität und Strukturreichtum im Wald.

 

In ihrer Filmreihe "Im Wald" zeigt erklärt Wald und Holz NRW für Kinder im Grundschulalter wissenswertes über das Leben der Wildkatze und darüber wie man ihr Vorkommen beweisen kann ohne sie selbst getroffen zu haben.

 

Der Umweltbildungsfilm Teil 5 "Im Wald der wilden Katzen" ist unter folgendem Link zu finden: wald.nrw/imwald

 

Waldnaturschutzprojekte des Monats

Wald und Holz NRW berichtet jeden Monat über ein Naturschutzprojekt in NRW, weil der Verlust der Artenvielfalt neben dem Klimawandel die größte Herausforderung der Gegenwart ist. Auf der Weltnaturschutzkonferenz in Montréal hat sich Deutschland zusammen mit fast 200 Staaten verpflichtet mehr in die Biodiversität zu investieren.

 

Die Wälder in Nordrhein-Westfalen bedecken 27 Prozent der Landesfläche und spielen beim Schutz bedrohter Arten eine zentrale Rolle. Wälder sind neben den Mooren die ursprünglichsten Lebensräume, die ohne den Einfluss der Menschen fast das ganze Land prägen würden. Gegen den allgemeinen Trend nimmt der Lebensraum Wald in Nordrhein-Westfalen langsam zu, auch wenn der Klimawandel aktuell für einige Rückschläge sorgt. Aber wo Wald war, wird wieder Wald wachsen. Darum kümmern sich auch die Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW. Ausgestorbene Tierarten wie Uhu, Schwarzstorch, Kolkrabe und Biber sind wieder in die Wälder zurückgekehrt. Die Bestände extrem seltener Arten wie der Wildkatze entwickeln sich sehr positiv. Die Artenvielfalt nimmt bei den Waldvögeln kontinuierlich zu. Zahlreiche positive Botschaften, die zeigen, dass der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Das Engagement für die Biodiversität äußert sich auch in vielen kleineren Projekten, die von den Försterinnen und Förstern von Wald und Holz NRW fachlich, konsequent und mit Liebe zur Natur durchgeführt werden.

 

Jeden Monat zeigt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit einem Beispiel, wie die Försterinnen und Förster den Verlust der Artenvielfalt aufhalten und Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten schaffen, wiederherstellen, pflegen und schützen.

 

Über Wald und Holz NRW

Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen ist Teil der Landesforstverwaltung. Mit seinen 15 Regionalforstämtern, dem Nationalparkforstamt Eifel und 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - davon 300 Försterinnen und Förster in den Forstrevieren - ist Wald und Holz NRW flächendeckend im ganzen Land vertreten. Wald und Holz NRW kümmert sich um die Belange des Waldes, der mit 935.000 Hektar rund 27 Prozent der gesamten Landesfläche ausmacht. Dazu gehören Erhalt und Förderung des Waldes in NRW, Beratung und Betreuung des privaten und kommunalen Waldbesitzes, Bewirtschaftung von 124.000 Hektar landeseigenen Waldflächen sowie Forschung in den Bereichen Wald, Holzverwendung und Klima. Zum Aufgabengebiet zählen außerdem Umweltbildung, Naturschutz und Überwachung der Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften im Wald. Der Landesbetrieb zählt zum nachgeordneten Bereich des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen; zuständige Ministerin ist Silke Gorißen.