Wiederbewaldung auf großer Fläche

Vor allem die Wiederbewaldung geschädigter Flächen steht bei den Pflanzarbeiten in diesem Jahr im Fokus von Sachsenforst. Foto: Felix R. Krull

Sachsenforst pflanzt sechs Millionen Bäume

In den sächsischen Wäldern wird derzeit intensiv gepflanzt. Die Arbeiten an der frischen Luft und in ausreichendem körperlichen Abstand können glücklicherweise ohne erhöhtes Infektionsrisiko durchgeführt werden. Utz Hempfling, Landesforstpräsident und Geschäftsführer von Sachsenforst, informiert zu den wichtigsten Hintergründen.

 

Wiederbewaldung und Waldumbau
„Wir pflanzen in diesem Jahr gut sechs Millionen Bäume im sächsischen Landeswald“, betont Hempfling. Der Fokus der Pflanzungen liegt dabei eindeutig auf der Wiederbewaldung geschädigter Flächen. „Durch Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer sind in ganz Sachsen in den vergangenen zwei Jahren mehrere tausend Hektar Kahlflächen entstanden“, verdeutlicht Hempfling. „Diese Wunden im Wald wollen wir schließen.“
„Die Wiederbewaldung ist uns Förstern eine Herzensangelegenheit. Nach den vielen Schäden freuen wir uns, dass eine neue Waldgeneration her-anwächst“, sagt Hempfling, betont aber auch: „Mit der Wiederbewaldung wollen wir den intensiven Waldumbau in Sachsen hin zu vielfältigen Wäldern konsequent fortführen. Die nächsten Waldgenerationen sollen für die Herausforderungen des zunehmenden Klimawandels gut gewappnet sein. Dafür setzten wir auf arten- und strukturreiche Wälder mit geeigneten Baumarten.“

 

Breites Baumarten-Spektrum
Insgesamt 35 verschiedene Baumarten kommen dieses Jahr in den Wald-boden. Gepflanzt werden vor allem heimische Stiel- und Trauben-Eichen (2,1 Millionen Stück) sowie Rot-Buchen (1,6 Millionen Stück) und Weiß-Tannen (0,8 Millionen Stück). „Eichen vertragen die extremeren Bedingun-gen auf größeren Kahlflächen verhältnismäßig gut und sind wichtige Baumarten der zukünftigen Wälder Sachsens“, erläutert Hempfling.

Aber auch viele andere heimische Baumarten wie Berg-Ahorn, Lärche oder Rot-Erle werden in sechsstelliger Stückzahl gepflanzt. Hinzu kommen viele seltene Baum- und Straucharten, welche die Biodiversität und Lebensraumvielfalt im Wald und an den Waldrändern erhöhen. Ergänzend verbreiten sich Birke, Weide oder Eberesche durch eine natürliche Verjüngung.


Pflanzung vs. Naturverjüngung
„Die natürliche Verjüngung von Wäldern hat viele Vorteile und ist erklärtes Ziel unserer Forstwirtschaft“, bekräftig Hempfling. „Insbesondere auf sehr großen Kahlflächen wird die Naturverjüngung einen beträchtlichen Umfang einnehmen.“ Auf großen Flächen sind die Wachstumsbedingungen für viele Baumarten sehr ungünstig, da der schützende Schirm älterer Bäume fehlt. „Den stärkeren Frost sowie intensive Sonneneinstrahlung oder Hitze können viele Baumarten, die wir pflanzen wollen, nicht vertragen. Hier werden zunächst Übergangswälder entstehen, die wir in Zukunft weiterentwickeln“, verdeutlicht Hempfling.
Aber nicht überall ist eine natürliche Verjüngung die beste Wahl. „Wo die geeigneten Baumarten nicht vorhanden oder diese in ihrer genetischen Vielfalt eingeschränkt sind, können in absehbarer Zeit keine stabilen Wälder entstehen“, so Hempfling. „Und auch auf Standorten, die besonders gefährdet sind – beispielsweise durch Bodenerosionen – oder wo eine schnelle Ausbreitung von Gräsern die Wiederbewaldung verhindert, ist aktives Handeln notwendig.“ Neben der Pflanzung spielt auch die Saat geeigneter Baumarten, beispielsweise bei Eichen-Arten oder Weiß-Tanne, eine wichtige Rolle.

 

Pflanzungen im Frühjahr und Herbst
„Die meisten Bäume werden jetzt im Frühjahr gepflanzt. Insbesondere in den tiefergelegenen Gebieten Sachsens wurden bereits während des milden Winters viele Bäume gesetzt. In den Mittelgebirgslagen wird die Pflanzung noch bis in den Mai andauern“, erläutert Hempfling. „Aufgrund der immer häufigeren Trockenheit zu Beginn der Vegetationszeit werden zunehmend aber auch Pflanzarbeiten in den Herbst verlagert.“
Die höheren Niederschläge im März waren nach einem sonst sehr trockenen Winter für die laufende Pflanzsaison vorteilhaft. „Die Oberböden sind derzeit vielerorts gesättigt“, so Hempfling. „Jedoch reicht die Bodendurchfeuchtung je nach Standort meist nur einen halben Meter in die Tiefe. In Summe sind die in den vergangenen Jahren entstandenen erheblichen Niederschlagsdefizite noch nicht ausgeglichen. Die Wasserversorgung der Wälder bleibt weiterhin angespannt.“

 

Baumschulen und Saatgut
„Rund ein Drittel der im Landeswald gepflanzten Bäume werden in unseren drei landeseigenen Forstbaumschulen in Graupa bei Pirna, Heinzebank bei Marienberg und Kretscham bei Oberwiesenthal herangezogen“ so Hempfling. „Die restlichen Forstpflanzen beziehen wir aus privaten Forstbaumschulen.“ Auch das verwendete Saatgut wird vornehmlich aus dem Landeswald gewonnen und in einer eigenen Darre aufbereitet oder den Ansprüchen entsprechend aus geeigneten Regionen bezogen.

„In der deutschen Forstwirtschaft garantiert das sogenannte Forstvermehrungsgutgesetz, dass nur geprüftes und in seiner Herkunft nachweisbares Saatgut von hoher Qualität in den Handel kommt.“ Dieses Saatgut stammt aus anerkannten Waldbeständen, die den hohen Anforderungen genügen. „Um der zunehmenden Nachfrage nach Saat-gut nachzukommen, sind wir bemüht, den Anteil dieser Saatgutbestände zu erhöhen. Zudem arbeiten wir derzeit an einer Erweiterung der Herkunftsempfehlungen für ver-schiedene Baumarten, unter anderem für Eichen-Arten“, erläutert Hempfling das weitere Vorgehen.


Einschränkungen durch Corona-Pandemie
Die Maßnahmen zum Infektionsschutz im Zuge der Corona-Pandemie machen sich auch bei den diesjährigen Pflanzarbeiten bemerkbar. Neben den eigenen Waldarbei-tern werden die vielen Bäume vor allem durch forstliche Dienstleistungsunternehmen gesetzt. Hier kommen auch viele Arbeitnehmer aus osteuropäischen Ländern zum Ein-satz, die in der gegenwärtigen Situation nur sehr eingeschränkt einreisen können. „Wir versuchen die Ausfälle so gut wie möglich durch heimische Arbeitskräfte auszugleichen“, so Hempfling.

„Ich bedaure auch sehr, dass wir die vielen Pflanzaktionen, die wir für dieses Frühjahr mit Bürgern, Schülern und Familien fest geplant hatten, aufgrund des Infektionsrisikos absagen mussten“, zeigt sich Hempfling betroffen, fügt aber abschließend hinzu. „So-weit es die Bedingungen zulassen, werden wir aber im kommenden Herbst und im Frühjahr nächsten Jahres neue Aktionen zum Mitmachen anbieten.“