Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus

Die Deutschen und ihr Wald: Erstaunlich viele Redewendungen, Sprichworte und Aphorismen ranken sich um Wald, Bäume und Holz

Nutzen Sie in den nächsten Wochen einen Spaziergang im Winterwald, um Ihren Wortschatz an Redewendungen zu Wald, Bäumen und Holz zu überprüfen. Foto: Dr. Horst Sproßmann

Erfurt (hs): „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“ ist noch die geläufigste Redewendung mit Bezug zu Wald, zu Bäumen und zu Holz. Mit Redewendungen wie „Holz in den Wald tragen“ werden sprachliche Bilder produziert, die eine übertragene Bedeutung haben: Im letzteren Beispiel ist damit gemeint, eine überflüssige Handlung durchzuführen, mithin etwas völlig unnötiges zu tun. Was auch jener oft macht, der vom „Hölzchen zum Stöckchen kommt“. Obwohl vielfach aus dem Mittelalter herrührend, haben deutsche Dichter einige Redewendungen besonders populär gemacht: Martin Wieland etwa begeisterte die Aussage „Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“ und beschrieb damit gleich in mehreren seiner Werke den Unglücksraben, der naheliegende Lösungen nicht findet.

 

Und Johann Wolfgang von Goethe wird das Zitat „Es ist dafür gesorgt, daß Bäume nicht in den Himmel wachsen“ zugeordnet – heute eine geläufige Redewendung zur -spöttischen- Beschreibung der Endlichkeit manchen Tuns. Aber auch der Volksmund hat derartige Plattitüden begründet: „Pfeifen im Wald“ tut jener, den Angst und Sorge umtreiben, im dunklen Wald ebenso wie im dunklen Keller. „Es herrscht Schweigen im Wald“ umschreibt ebenfalls die Gefahr, die unsere Altvorderen vor Hunderten von Jahren noch beim Waldgang umtrieb. Mittelalterliche Schauspieler, die keck die Obrigkeit kritisierten, verdeckten ihr Gesicht mit einem großen Pflanzenblatt oder Zweig, woraus sich die Floskel „Kein Blatt vor den Mund nehmen“ entwickelte. Aber nicht nur für Redewendungen waren Wald, Bäume und Holz gut, auch für Zungenbrecher: „Ich geh´ mal in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald“ ist eine solche logopädische Übung. Und selbst Schlüpfrigkeiten wurden nicht ausgelassen: Das Wort „splitterfasernackt“ bezieht sich tatsächlich auf den Splint des Baumes, der sich unter der Rinde befindet: War Rinde und Splint vom Stamm entfernt, war der Baum „nackt“.

 

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