Weniger Holzeinschlag bringt dem Klimaschutz nicht viel

Norwegisch-finnisches Forscherteam: Verzicht auf Holzeinschlag in Europa führt nur zu Mehreinschlag auf anderen Kontinenten. Arbeitsplatzverlust in der europäischen Forst- und Holzbranche befürchtet

Naturnahe Forstwirtschaft in Deutschland und damit in Thüringen garantiert hohe Umweltstandards bei der nachhaltigen Holzernte – und dem Klima hilft es auch. Foto: Dr. Horst Sproßmann

Erfurt (hs): Ein norwegisch-finnisches Forscherteam kommt zum Ergebnis, dass eine Reduzierung des Holzeinschlages in Europa größtenteils durch einen Mehreinschlag in anderen Regionen der Welt ersetzt würde. Insbesondere Süd- und Nordamerika und Russland würden das Einschlagsdefizit wieder ausgleichen. Gleichzeitig würden Produktionsinvestitionen der Forst- und Holzwirtschaft, vor allem aber Arbeitsplätze aus Europa in diese Regionen verlagert werden, samt der damit verbundenen Wertschöpfung. Klimapolitisch wäre dies wenig effektiv, vor allem, wenn holzbasierte Produkte, etwa aus dem Verpackungs- und Bausektor, durch in der Herstellung energie- und damit CO2-intensive Glas- oder Plastikprodukte ersetzt würden. Dies berichtet aktuell die Allgemeine Forst-Zeitschrift in Ausgabe 17-2019, Deutschlands meistgelesenes Forstfachmagazin (www.forstpraxis.de).

 

Hohe Umweltstandards in Europa blieben ungenutzt

„Noch nie hatten wir in den letzten 30 Jahren so viel Waldfläche, so viel vorratsstarken Wald, so viel alten Wald und so viel naturnahen Wald wie heute. Und wir haben in Thüringen eine hochmoderne Forst- und Holzwirtschaft, unter anderem sogar Europamarktführer“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Zusätzlich, so die Forscher, würden europäische, nach modernsten Luftreinhaltestandards arbeitende Produktionsstätten zur Holzverarbeitung ungenutzt bleiben. Schlimmstenfalls blieben alte Produktionsstätten mit hohen Emissionen in den genannten Regionen länger in Betrieb. Was die biologische Vielfalt in den Wäldern angehe, die maßgeblich durch die Waldbewirtschaftungs- und Holzernteverfahren beeinflusst werde, schnitten europäische Wälder besser ab als die in den Vergleichsregionen. So sind allein in Europa  rund 45 % der Wälder nach PEFC zertifiziert. In Nordamerika sind dies 9 %, in Russland 2 % und in Südamerika gar nur 1 %. Der „Wald-TÜV“ PEFC gilt als eines der global schärfsten Waldzertifikate. Auch sei das Korruptionsrisiko insbesondere in Russland und Südamerika ungleich höher als in Europa. Damit sei die Einhaltung der dortigen gesetzlichen Vorgaben für Holzeinschlag oder Umweltnormen schwierig umsetzbar. „Das in Thüringen mit hohen Sozialstandards, nachhaltig und regional erzeugte und genutzte Holz schützt die Wälder in Russland und Südamerika zusätzlich vor Raubbau und Kahlschlägen“, so Gebhardt abschließend.

 

www.thueringenforst.de