(Berlin) In diesem Jahr standen die Waldböden als „Boden des Jahres“ besonders im Fokus. Es war viel die Rede vom „gesunden Waldboden“, der als dynamischer und lebendiger Lebensraum das Fundament der Wälder ist. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) hat einmal genauer nachgeschaut. „Die Waldböden sind im Vergleich zu früher, deutlich besser geschützt, sie werden weniger befahren, Waldkalkung und mehr Laubbäume wirken positiv gegen Versauerung, mehr verbleibendes Holz fördert die Bodenaktivität und vieles Positives mehr“, so BDF-Bundesvorsitzender Dirk Schäfer.
Gleichzeitig sieht der Berufsverband der Forstleute Handlungsbedarf. So werden die oft eher sauren Waldböden durch Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und dem Verkehr weiter belastet Die maschinelle Bodenbefahrung muss weiter untersucht und verbessert werden, um negative Auswirkungen auf Bodengefüge und Bodenleben zu minimieren. Dirk Schäfer liegt dabei das Thema Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit besonders am Herzen: „Es ist wichtig anzuerkennen, dass der Waldboden auch ein „Produktionsstandort“ ist, auf dem z. B. Holz geerntet wird. Die Vermeidung von Unfallgefahren und Gesundheitsbelastungen haben für uns als Berufsverband höchste Priorität. Der Einsatz moderner Maschinen ist dabei zumeist alternativlos. Allerdings gehören Technikentwicklung, ein wohlüberlegtes Waldgassensystem und möglichst witterungsangepasste Forstbetriebsarbeiten zusammen, um den Waldboden in einem möglichst guten Zustand zu erhalten!“
„Einem wichtigen Aspekt wird bisher leider kaum nachgegangen, nämlich der Aktivität der Bodenlebewesen und ihre Wechselwirkung auf den Wald“, so Dirk Schäfer weiter. „Mit der Wahl der Baumarten fördern wir die Dynamik des Bodenlebens, wenn gut zersetzbare Blätter den Nährstoffkreislauf und den Wasserspeicher verbessern und die Versauerung und Nährstoffverluste verringern. Eine gute Humuszersetzung durch viele Mikroorganismen und eine Vielzahl von Symbiose-Pilzen verbessert die Widerstandskräfte der Bäume.“
Der BDF hält es daher für geboten, in die forstliche Bodenkartierung künftig die Entwicklung der Humusschicht und des Bodenlebens einschließlich der Pilzsymbiosen (Mykorrhiza) mit einzubeziehen. „Und für die Baumartenwahl hat jeder Förster und jede Försterin gelernt, welche bodenpflegliche (Misch)Baumart mit guter Laubzersetzung gut für die Bodenbiologie ist.“ Zudem müsse das Monitoring der Bodenlebewesen Standard werden, zum Beispiel bei der bundesweiten Bodenzustandserfassung. „Unsere Waldböden sind eine Schlüsselressource für resiliente Wälder, für den Wasserhaushalt und als Kohlenstoff-Speicher, da gibt es noch viel zu tun“, ist sich der BDF-Vorsitzende Dirk Schäfer sicher.
Hintergrund:
2024 - das Jahr des Waldbodens
- Dezember 2023
Das Kuratorium Boden des Jahres informierte mit einem Poster und einem Flyer über das Thema. https://boden-des-jahres.de/archiv-mit-informationen-zu-den-boeden-der-jahre-2005-bis-2023/2024-waldboden/ oder Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/poster-boden-des-jahres-2024-waldboden
Die Vorträge zur Festveranstaltung am Weltbodentag im Dez. 2023 sind leider nicht mehr verfügbar. Hier der Eintrag zum Weltbodentag beim BMEL. https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/bodenschutz/boden2024.html
Dazu Presseinfo des Thünen-Institutes „Ohne gesunde Waldböden kein gesunder Wald“ https://www.thuenen.de/media/ti/Newsroom/Presse/Pressemitteilungen/2023/2023-12-05/2023-12-05_Waldboden.pdf
„Waldböden als Schlüsselressource“ - Presseinformation des Bund Deutscher Forstleute (BDF)
Landesforsten Rheinland-Pfalz reagiert mit eigenen Info Blatt „Der Waldboden“.
- April 2024
Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt richtet im April 2024 eine zweitägige Tagung „Wasser- und Stoffhaushalt von Wäldern unter Stress“ aus. Programm und Vorträge:
https://www.nw-fva.de/wir/aktuelles/tagung-wald-und-wasser-24-2
- Mai 2024
Schwerpunktausgabe „Boden und Wasser“ der Zeitschrift „proWald“ mit Fachbeiträgen.
- Juni 2024
Waldboden - komplex, selbstorganisiert und schutzwürdig.
SenckenbergWorld – Vortrag Prof. Dr. Friederike Lang, Uni Freiburg –117 Minuten: https://www.youtube.com/watch?v=2hwefq55w14
- September 2024
Das Waldbildungszentrum Rheinland-Pfalz veranstaltete eine Mitmachaktion „Nur nicht den Boden verlieren“ anlässlich der Dt. Waldtage. Baumwollunterhosen wurden in einer Bürger-Science-Aktion wochenlang vergraben und anschließend auf ihre unterschiedliche Zersetzung je nach Bodenaktivität untersucht.
- Oktober 2024
Baden-Württemberg veranstaltet ein Bodensymposium „Waldboden-überfordertes Multitalent?“ mit dem Waldministerium und der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA).
Darauf reagierte der Landeswaldverband mit einer Zumeldung: „Versauerung der Waldböden ist besorgniserregend hoch.“ https://lwv-bw.de/zumeldung-versauerung-waldboeden/
- November 2024
Waldzustandsberichte 2024 der Nordwestdt. Forstl. Versuchsanstalt, Göttingen für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hessen mit aktuellen Fachartikeln zu Stoffeinträgen und zum Waldboden. https://www.nw-fva.de/veroeffentlichen/waldzustandsberichte
- Dezember 2024
Den Waldboden schützen – er ist die Grundlage von allem – eine Stellungnahme des NABU vom Dez. 2024 in der Allg. Forstzeitschrift (AFZ) 23/2024
Sind die Forstmaschinen zu schwer für unsere Waldböden? Fachbeitrag in der Allg. Forstzeitschrift (AFZ) 23/2024 https://www.waldwissen.net/assets/technik/holzernte/boden/lwf_forstmaschinen_zu_schwer/Borchert_Waldboden_10_2024_ste.pdf
Beim Umweltbundesamt wird ein Nationales Bodenmonitoringzentrum als Informations- und Koordinierungsstelle eingerichtet.
Bodenschutzpreis: Schutzkalkung bewahrt unsere Wälder vor Versauerung
Die Düngekalk-Hauptgemeinschaft, ein Zusammenschluss der Düngekalkindustrie und der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) verleihen den Bodenschutzpreis 2024 an Rheinland-Pfalz wegen der verstärkten Förderung proaktive Waldkalkung auf versauerungsgefährdeten Böden. https://waldkalkung.com/2024/12/04/bodenschutzpreis-und-boden-des-jahres-2025/
Waldbodenzustandserhebung BZE III; Bodenproben für über 300 Parameter an fast 1.900 Probepunkten von 2022 bis 2024 erhoben. Wegen der aufwändigen Laboranalysen werden die Ergebnisse der BZE III erst 2028 vorliegen.
https://www.thuenen.de/de/bodenzustandserhebung#c69422
Pressemitteilung: Bund Deutscher Forstleute (BDF)