Waldzustandsbericht Baden-Württemberg: Kronenverlichtung erreicht Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen

„Unser Waldzustandsbericht zeigt, dass der Klimawandel unsere Wälder fest im Griff hat. Dürre und Borkenkäfer schädigen unsere Bäume auf großer Fläche. Nach der extremen Hitze und Dürre des Vorjahres, die zu einer weitgehenden Austrocknung vieler Waldböden und zu starken Schäden an den Bäumen führte, zeigten sich in diesem Jahr erhebliche Schäden in den Wäldern. Die mittlere Kronenverlichtung der Wälder Baden-Württembergs stieg mit 27,5 Prozent auf den bisherigen Höchststand der gesamten Aufnahmeperiode seit 1985. Gegenüber der bereits im Vorjahr angestiegenen Kronenverlichtung bedeutet dies eine weitere Erhöhung um 2,6 Prozentpunkte. Insgesamt gelten damit aktuell 43 Prozent der Waldfläche im Land als deutlich geschädigt“, sagte der baden-württembergische Forstminister Peter Hauk MdL, am 28. Oktober anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2019 in Stuttgart.


„Auch Baumarten, die seither als weitgehend klimatolerant eingestuft wurden, wie die Tanne, kommen nach zwei Trockenjahren in Folge an ihre Grenzen. Selbst die Eiche und auch die bei uns weit verbreitete Buche zeigen deutliche Schäden und verursachen mit absterbenden Ästen und Kornenteilen eine große Gefahr für Waldbesucher und Waldarbeiter“, erklärte der Forstminister. Einst seltene und unbeachtete Schädlinge profitieren vom steigenden Brutangebot und vermehren sich stark. Das Eschentriebsterben, die Ahorn-Rußrindenkrankheit, die Eichenfraßgesellschaft und die Kiefernkomplexkrankheit seien Problemfelder, die laut Waldzustandsbericht in der Ausbreitung begriffen seien. „Baden-Württemberg setzt seit Langem auf standortangepasste und naturnah bewirtschaftete Mischwälder, die in Zeiten ungewisser Klimaentwicklungen ideal sind. Diesen Weg werden wir weiter aktiv gestalten“, so Hauk.


„Die Wälder Baden-Württembergs erfüllen vielfältige Funktionen. Wälder speichern CO2, binden Feinstaub, produzieren Sauerstoff, regulieren den Wasserhaushalts und zudem schützen sie die Böden vor Erosion. Zusätzlich ist der Wald Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und letztlich auch Arbeitsplatz für viele Menschen“, erklärte der Forstminister. Ziel der Gesellschaft müsse es sein, diesen einzigartigen Lebensraum in seiner Gänze zu erhalten. „Wir müssen schnell, wohlüberlegt und entschlossen handeln, um die Erhaltung des Waldes sicherzustellen. Unser Notfallplan für den Wald in Baden-Württemberg hilft den betroffenen Waldbesitzern beim Wiederaufbau ihrer geschädigten Wälder mit den richtigen Baumarten“, betonte Minister Hauk. Der Notfallplan enthalte kurzfristige Maßnahmen. Er enthalte neben einer Ausweitung der Förderung auch die Stärkung des forstlichen Personalkörpers und insbesondere auch Finanzmittel für die Aufarbeitung der Schäden. Mit dem Notfallplan wird die Klimafolgenforschung aufgebaut, gesetzliche Hürden werden abgebaut und auch die Kommunikation sowie die Beratung der Waldbesitzer gestärkt. „In den kommenden Wochen werden wir die Waldstrategie 2050 erarbeiten. Sie soll ein Masterplan sein, mit dem die längerfristig notwendigen Maßnahmen ausgearbeitet und umgesetzt werden sollen. Die Erarbeitung der Inhalte wird unter intensiver Einbindung aller Waldverbände erfolgen“, betonte Hauk.

 

Den kompletten Waldzustandsbericht 2019 finden Sie auf der Seite der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt unter www.fva-bw.de