Waldböden als nacheiszeitliches Archiv

Nach der letzten Eiszeit begannen sich Böden zu bilden. Unter Wald konnten sie sich nahezu unberührt natürlich fortentwickeln, was sie heute zu einem wertvollen Archiv macht. Die ThüringenForst-AöR schenkt dem Bodenschutz auch deshalb besonderes Augenmerk

 

Erfurt (hs): Wie alle Böden sind auch Waldböden ein Spiegelbild einer seit der letzten Eiszeit einsetzenden natürlichen Bodenentwicklung. Selbst unsere heutigen Waldböden sind kein Endsubstrat, sondern nach wie vor einer Entwicklung ausgesetzt. Chemische, physikalische und biologische Prozesse sind dauerhaft im Gange, Frost und Wärme, Wind und Wasser sowie die Bodenfauna sind die wichtigsten Faktoren, die auf das Ausgangssubstrat einwirken. Was Waldböden etwa von landwirtschaftlichen Böden unterscheidet ist die Tatsache, dass ihre natürliche Entwicklung maßgeblich bis heute beibehalten wurde. Der Wald gilt deshalb als Archiv unserer Böden. Auch deshalb hat sich die moderne Forstwirtschaft einiges einfallen lassen, um die natürliche Bodenentwicklung auch in Zukunft möglichst unbeeinflusst zu lassen.

 

Ein ausgeklügeltes Wegenetz und der richtige Befahrungszeitpunkt

„Zentrales Element des forstlichen Bodenschutzes ist ein eng verzweigtes forstliches Wegenetz an Forststraßen und Rückegassen. Dies ermöglicht es, Waldflächen zum allergrößten Teil überhaupt nicht zu befahren. Nichtbefahrung ist der beste Bodenschutz“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Wird das forstliche Wegenetz für die Holzernte genutzt, kommt der Zeitfaktor hinzu: Trocken- und Frostperioden machen viele Böden stabil befahrbar. Daneben gibt es weitere forstliche Maßnahmen zum Bodenschutz, etwa ein bodenstabilisierender Reisigteppich auf Rückegassen, Breitreifen und Moorbänder für Forstmaschinen oder die Kombination von Forstmaschinen und Rückepferden.

 

Rund 20 wichtige Waldbodentypen definiert

Zu den rund 20 wichtigsten heimischen Waldbodentypen gehören die Braunerde, die Parabraunerde, der Podsol und der Pseudogley. Rund drei Viertel aller Waldböden in Thüringen sind diesen Typen zuzuordnen. Die Bodentypen unterscheiden sich vor allem durch ihre Horizontabfolge. Die Anordnung und die Eigenschaften der Bodenhorizonte prägen die Merkmale eines Bodentyps und machen ihn für manche Baumarten geeignet oder auch ungeeignet. So sind durch Staunässe geprägte Waldböden, sog. Pseudogleye, für besonders viele Baumarten ein eher schwieriger Standort.

 

So wie Waldbestände im Rahmen der Waldzustandserhebung (WZE) jährlich mittels Inventurverfahren auf ihre Vitalität hin überprüft werden, erfolgen für Waldböden fünfzehnjährige Inventuren im Rahmen der Bodenzustandserhebung (BZE). Beide Erhebungen werden durch Forstleute durchgeführt, die gemeinsam mit Fachspezialisten bundes- bzw. europaweit Schlussfolgerungen aus den erhobenen Daten ableiten. Daneben forschen Forstleute in den 15 Waldmessstationen der ThüringenForst-AöR an Waldböden, deren aktuelle Eigenschaften und Gefährdungen. Der Waldboden, vor allem sein Schutz, ist und bleibt folglich im Fokus der Thüringer Grünröcke.