Trockenjahr setzte den Thüringer Hochmooren zu

Trotz aktuell ergiebiger Niederschläge haben die Moore in Thüringen gelitten. Neue Ansätze beim Moorschutz

 

Erfurt (hs): Auch wenn aktuell erfreulich ergiebige Niederschläge festzustellen sind: Den fünf großen Hochmooren in Thüringen, schwerpunktmäßig im Thüringer Wald gelegen, setzten Hitze und Trockenheit in diesem Sommer kräftig zu. Dies deshalb, weil Hochmoore sich ausschließlich über Niederschläge speisen. Trockene Phasen führen dazu, dass die unerwünschte mikrobielle Aktivität angeheizt wird. Als Folge reduziert das Moor seinen jahrtausendealten Moorkörper. Auf bestockungsfreien und damit weitgehend unbeschatteten Hochmooren können an Hitzetagen Höchsttemperaturen bis 60° C auftreten. Dabei sinkt nicht nur die Hochwasserschutzwirkung des Moores, es wird dabei auch klimaschädliches CO2 freigesetzt. Und die moortypische Artenausstattung gerät durcheinander.

 

Moore stehen für Klima-, Arten- und Hochwasserschutz

„Die Hochmoore waren im Sommer ganztägig intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Und schon eine leichte Hanglage lässt das Wasser schneller aus dem Moorkörper abfließen“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. In den letzten 25 Jahren hat ThüringenForst über ein Dutzend ehrgeiziger Moorrenaturierungsprojekte umgesetzt. Es wurden Moorränder entfichtet, Reisig aus dem Moorkörper entfernt oder auch Staustufen zum Wasserrückhalt verbaut. 2012 wurde Thüringens einziger Moorlehrpfad am Schützenbergmoor bei Oberhof durch die Landesforstanstalt generalsaniert. Die renaturierten Moore wurden in einen stabilen ökologischen Zustand versetzt. Mit dem Klimawandel und der damit verbundenen Verschiebung der jahreszeitlichen Niederschlagsverteilung ergeben sich neue Gefahren. Denn langanhaltende trocken-heiße Sommertage nehmen auch in Mittelgebirgslagen zu.

 

Moorkörper durch Bäume beschatten lassen

„Die klimawandelbedingt veränderten Rahmenbedingungen werfen die Frage auf, ob großflächige Moorkörper von Baumbewuchs stets zu befreien sind. Schließlich können schon wenige breitkronige Einzelbäume beträchtlichen Schattenwurf verursachen und die Temperaturen auf der Mooroberfläche zumindest etwas absenken“, sagt Gebhardt. Zwar benötigen Moorfichten und Moorkiefern selbst Wasser und sind insofern Konkurrenten um das Nass, aber andere Möglichkeiten die empfindlichen Torfmoose vor dem Austrocknen zu schützen, gibt es nicht. Bei kleineren Mooren funktioniert dieser Effekt durch den Schattenwurf direkt angrenzender Fichtenwälder zumindest recht gut. Wobei für den Forstmann klar ist, dass es die Umweltbedingungen, die zur Torfbildung vor etwa 12000 Jahren geführt haben, heute nicht mehr gibt. So, wie in den Alpen klimawandelbedingt die Gletschermächtigkeit zurückgeht, wird in den Mittelgebirgslagen die Hochmoorausdehnung zurückgehen. Alles was bleibt ist, den Rückgang der Moorsubstanz zu verlangsamen, besser noch zu stoppen.