Traumstart für den Borkenkäfer

Hat ganze Arbeit geleistet: Durch Borkenkäferbefall abgestorbener Fichtenbestand. Foto: Andreas Knoll

Erfurt (hs): Bei vorsommerlichen Temperaturen bis über 20° C schwärmten am vorvergangenen Osterwochenende die Borkenkäfer in Thüringens Nadelwäldern aus. Damit gelang vor allem dem gefürchteten Buchdrucker ein massiver Hauptschwarmflug, ähnlich wie schon im vergangenen Jahr, überproportional früh im Jahresverlauf. Sollte 2020 ein warmes und trockenes und damit „käferfreundliches“ Jahr werden, dürfte dieser wieder eine komplette dritte Generation ausbilden und sich damit maximal vermehren. Die genaue Überwachung des Buchdruckers, der gefährlichsten Borkenkäferart an der Fichte, ergab für die ersten drei Monate dieses Jahres ein Befall von über 330.000 Festmetern, der noch aus dem letztjährigen Fraßgeschehen stammt. Ein neuer historischer Höchstwert zu Jahresbeginn im Waldschutzmeldewesen. Aber Thüringens Waldbesitzer und Förster sind nicht unvorbereitet. In den Wintermonaten wurde der Borkenkäferbefall größtenteils saniert wie auch potentielles Brutmaterial, etwa aus Sturmwürfen, entfernt. Alles Maßnahmen, um dem Käfer den Start ins Jahr 2020 zu vermiesen. Und auch personell wurde aufgerüstet, wie Thüringens Forstminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff erklärt: „ThüringenForst hat im vergangenen Jahr knapp 100 zusätzliche Forstschutzhelfer und -koordinatoren eingestellt, die den Waldschädling bekämpfen. Dies wurde durch die Vorbereitung des Forstministeriums sowie den Beschluss des Thüringer Landtags und damit verbundener zusätzlicher Finanzmittel möglich. Die bereits jetzt zu hohen Temperaturen und Trockenheit führen uns die Herausforderungen des Klimawandels für unsere Wälder deutlich vor Augen. Gemeinsam mit ThüringenForst arbeiten wir mit aller Kraft daran, die Schäden zu beseitigen und unsere Wälder klimastabil für die Zukunft zu wappnen.“

 

Vorsorglich im letzten Jahr knapp 100 Forstschutzhelfer eingestellt

„Wir sind gut vorbereitet. Aber wir kennen auch die unkalkulierbaren Risiken. Dazu gehört der Witterungsverlauf 2020“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Denn die natürlichen Abwehrkräfte der Fichten gegen den Buchdrucker sind dann am höchsten, wenn die Wasserversorgung des Baumes ausreichend ist. Dann kann der Baum viel Harz ausbilden und die einbohrenden Käfer gleichsam „ausspülen“. Was für Waldbesitzer und Förster der Knackpunkt ist. Denn die Monitoringergebnisse der 15 Waldmessstationen in Thüringen zeigen, daß zwar die Mittelgebirgslagen wie Thüringer Wald und Südharz aktuell ihre Bodenwasserspeichervorräte über die Herbst- und Wintermonate auffüllen konnten, aber Regionen in den unteren Lagen Ost- und Nordthüringens noch teils erheblich unter Bodenwasserdefiziten leiden. Und mit ihnen, die auf diesen Böden stockenden Wälder. Hier hat der Borkenkäfer, wie auch andere Forstschädlinge, etwa Pilze, leichtes Spiel mit den vitalitätsgeschwächten Bäumen.

 

Die bisherigen Maßnahmen müssen konsequent fortgeführt werden

„Unabhängig davon, wie sich die Witterung die nächsten Monate entwickelt, alle Waldbesitzer müssen konsequent die bisherigen Maßnahmen mit aller Kraft fortführen“, so Gebhardt weiter. Dies bedeutet, weiterhin Fichtenbestände auf Käferbefall zu kontrollieren. Ist der Käfer unter der Rinde zu finden, gilt die Ampelfarbe Rot: Sofort Handeln und sanieren. Ist Käferbefall zu erkennen, aber vorwiegend Puppen und Larven auszumachen, gilt Ampelfarbe Gelb:  Bei nächster Gelegenheit den Befallsort sanieren, bevor die Puppe sich zum Jungkäfer entwickelt. Einzig für Fichten, die vom Borkenkäfer schon wieder verlassen wurden und am Absterben sind, gilt Ampelfarbe Grün. Hier besteht keine Dringlichkeit in der Aufarbeitung. Hinzu kommt: Jegliches potentielles Brutmaterial, etwa aus den Wintersturmwürfen, ist schnellstmöglich aufzuarbeiten und aus dem Wald zu entfernen. Ist eine Abfuhr nicht möglich, erfolgt nach der Aufarbeitung eine Lagerung an der Waldstraße. Dort ist ein Pflanzenschutzmitteleinsatz, je nach Entwicklung der Waldschutzsituation, als Ultima Ratio zu prüfen. Dies gilt gleichermaßen für vom Borkenkäfer befallenes, aufgearbeitetes und an der Waldstraße gelagertes Holz. „Ich bin trotz der kritischen Lage zuversichtlich, dass wir die Waldschutzsituation in den Griff bekommen. Allerdings nur, wenn alle Waldbesitzer konsequent die bisherigen Sanierungsmaßnahmen mit aller Kraft fortsetzen“, so Gebhardt abschließend.

 

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