Sommergewitter im Wald – Gefahren nicht unterschätzen

Blitzschlagrinne an einer Fichte, die die enorme Zerstörungskraft eines Blitzeinschlages zeigt. Wäre während des Ereignisses eine Person neben dem Baum gestanden – diese hätte wohl kaum überlebt. Foto: Dr. Horst Sproßmann

Erfurt (hs): Die ersten Hitzegewitter des Jahres lassen nicht mehr lange auf sich warten. Erholungssuchende, Waldjogger, Reiter oder Naturfreunde werden oft genug von diesen gefährlichen Witterungserscheinungen ausgerechnet im Wald überrascht. Rund 200.000 Volt und mehrere 10.000 Ampere stark, sowie rund 30.000° Celsius heiß sind Gewitterblitze, die Jahr für Jahr in Deutschland zwischen 50 und 150 Opfer fordern. Der Volksmund empfiehlt bei Gewittern im Wald bei „Eichen zu weichen“ und „Buchen zu suchen“. Förster empfehlen dagegen, keinesfalls unter Einzelbäumen Schutz zu erhoffen, sondern in der Hocke sitzend in Gräben oder Böschungen den oft nur viertelstündigen Gewitterschwerpunkt  zu überstehen– und keinesfalls den Regenschirm aufzuspannen. 

 

In alle Bäume können Blitze einschlagen

„Unrichtig ist es, dass manche Baumarten häufiger, andere seltener vom Blitz getroffen werden. Der Blitzeinschlag wird in verschiedenen Bäumen nur unterschiedlich stark sichtbar“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Auf Kiefern und Eichen, deren dicke, oft mit Moosen überzogene Borke das Wasser wie ein Schwamm aufsaugt und damit den auftreffenden Blitz im Rindenkörper ableitet, werden die Blitzschäden besonders offensichtlich. An der glatten Rinde der Buchen, Eschen oder Erlen läuft das Regenwasser dagegen fast ungehindert ab. Der Blitz wird in der Regel ohne sichtbare Schäden „außen herum“ gleich einem Blitzableiter in den Erdboden abgeleitet. Der Schutzsuchende unter dem Baum kann aber in jedem Fall getroffen werden.

 

Lebenswichtige Verhaltensregeln

Auf keinen Fall sollte man bei Gewittern Schutz unter hohen freistehenden Einzelbäumen suchen. Auch Berglichtungen sollten verlassen und tiefer gelegene Waldgebiete aufgesucht werden. Auch der Verbleib in trockenen Gräben und Böschungen senkt das Risiko, dort sollte man in der Sitzhocke auf Besserung warten – aber keinesfalls mit aufgespanntem Regenschirm. Er wirkt wie ein Blitzableiter, mit tödlichen Folgen. Im Wald bieten niedriges Gebüsch und Dickungen Schutz, ggf. auch eine trockene Höhle. Vollkommen sicher ist man im Innenraum von Fahrzeugen, keinesfalls aber unter einem Fahrzeug. Auch Waldarbeiterschutzhütten sind nicht blitzsicher. Gleiches gilt für viele Wanderhütten oder Jagdkanzeln.

 

Wetterberichte, Wanderkarten und Handy-Apps helfen

Jedes zehnte Blitzopfer stirbt an den Folgen des Stromschlages. Rund ein Drittel der Überlebenden muss mit lebenslangen Schäden rechnen: Nervliche Missempfindungen speziell in Händen und Beinen, eingeschränktes Kalt-Warm-Sensorik oder psychologische Dissonanzen bis hin zu Depressionen.

 

Den Wald- und Naturfreunden empfiehlt Gebhardt, vor jeder Wanderung speziell in den Thüringer Mittelgebirgen wie Thüringer Wald, Ostthüringer Schiefergebirge oder Harz, unbedingt den Wetterbericht zu prüfen. Eine App auf dem Mobiltelefon, besser eine gute Wanderkarte -sie kennt kein Funkloch- gibt im Fall der Fälle Hinweise auf schützende Berghütten mit Blitzschutzanlagen.

 

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