Waldzustandsbericht von Rheinland-Pfalz ergibt: So viele abgestorbene Bäume wie noch nie

„Zeit zu handeln“: – „Das Motto der Weltklimakonferenz passt auch zum besorgniserregenden Zustand unserer Wälder. Wir sind alle zum Handeln aufgefordert“, sagt die rheinland-pfälzische Forstministerin Ulrike Höfken anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichtes im Forsthaus Ober-Olm. Denn die Erderhitzung hinterlässt im Wald deutliche Spuren. Über 80 Prozent der Bäume sind krank. Das ergab die Waldzustandserhebung, die jährlich den Gesundheitszustand des Waldes in Rheinland-Pfalz ermittelt. Die Diagnose im Wald lautet ähnlich wie im Jahr zuvor: 82 Prozent der Bäume sind krank. Dazu kommt jedoch: Noch nie zuvor sind so viele Bäume abgestorben oder kurz davor.
 

Grund für den schlechten Zustand des Waldes ist vor allem die langanhaltende Dürre in diesem und im Jahr 2018. Viele Insekten profitieren von der Trockenheit und können sich so schneller vermehren. Gleichzeitig können Bäume Schädlingsbefall schlechter abwehren – wegen des Wassermangels sind sie schlichtweg zu schwach. Deswegen müsse, so Höfken, der Ausstoß klimaschädigender Treibhausgase vehement reduziert werden, um die weitere Erderhitzung schnellstens zu stoppen.
 

„Deutschland und Europa und die großen Industrieländer tragen die Hauptverantwortung für effektive Klimaschutzmaßnahmen und müssen auf der Klimakonferenz in Madrid Fortschritte voranbringen. Dort wird es auch um die Verstärkung der weltweiten Anstrengungen zur Reduzierung der klimaschädigenden Emissionen in den nationalen Klimaschutzprogrammen gehen, wozu auch das „Klimapaket“ der Bundesregierung gehört“, so Höfken, die ab Samstag als Mitglied der offiziellen Delegation aus Deutschland an der Weltklimakonferenz in Madrid teilnehmen wird. „Ich bitte alle, angesichts dieser Naturzerstörung durch die Klimaveränderung den Ausbau der Erneuerbaren Energien aktiv zu unterstützen. Die Verwendung von Kohle, Erdöl und auch Erdgas steigert die CO2 -Konzentration in der Atmosphäre - sie ist Gift für Mensch und Umwelt.“
 

Wald leistet wichtigen Beitrag zum Klimaschutz

Denn unter den Folgen der Klimakrise leide der Wald massiv. Andererseits würde ein kranker Wald auch weniger gut dazu beitragen, CO2 zu binden – und so das Klima zu schützen. Allein der Wald in Rheinland-Pfalz speichere 3,7 Millionen Tonnen CO2. Bezieht man den gesamten Sektor Forst und Holz, also unter anderem auch das CO2, das in Holz-Gegenständen gespeichert ist, mit ein, ergeben sich 9,8 Millionen CO2. Dies entspricht rund einem Viertel der Emissionen von gesamt Rheinland-Pfalz. „Die Klimaschutzleistung des Waldes ist enorm. Wenn der Wald leidet, schadet das auch dem Klima“, so Höfken. „Daher setzen wir uns für eine dauerhafte Finanzierung der Klimaschutz-Leistung des Waldes ein, zum Beispiel aus dem Energie- und Klimafonds (EKF).“
 

Waldzustandsbericht: Gesundheit des Waldes weiterhin besorgniserregend

„Bereits letztes Jahr mussten wir feststellen, dass es seit Beginn der Waldzustandserhebungen vor 35 Jahren noch nie so viele kranke Bäume in Rheinland-Pfalz gegeben hat. Dieses Jahr sind nicht nur viele Bäume krank –  sie sind todkrank, viele sind bereits abgestorben. Der Gesundheitszustand des Waldes ist besorgniserregend“, so die Ministerin. Auch das Ausmaß der durch Borkenkäferbefall abgestorbenen Fichten war bislang in Rheinland-Pfalz noch nie zuvor so hoch: Rund 3 Millionen Festmeter Fichtenholz sind in den Jahren 2018 und 2019 dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Pestizide, um Schädlinge abzuwehren, sind dabei keine Option für Forstministerin Höfken. „Chemie-Keulen würden das Ökosystem Wald stark belasten. Das Spritzmittel tötet nicht nur den Borkenkäfer, sondern auch andere Insekten ab, auch solche, die Borkenkäfer bekämpfen.“ Wichtige Gegenspieler, wie eine ganze Reihe von Schlupfwespenarten, dazu Langbeinfliegen und Lanzenfliegen parasitieren die Borkenkäferlarven oder die erwachsenen Käfer, andere, wie der Ameisenbuntkäfer greifen die Borkenkäfer unmittelbar an. Mit zunehmender Dauer einer Borkenkäfer-Massenvermehrung werden diese Gegenspieler immer wirkungsvoller. Sie sind also die natürlichen Helfer der Forstleute.

Der Waldzustandsbericht zeigt auch: Nicht nur Fichten, sondern zahlreiche Baumarten sind klimakrank. Unter Wassermangel leiden alle: „Selbst Eichen, die über 100 Jahre alt sind, haben an einigen extrem kargen Standorten die langanhaltende Trockenheit nicht überlebt“, sagte Höfken.
 

Den Waldzustandsbericht als PdF-Datei finden Sie hier.