Schon jetzt ist der Februar 2024 zu warm. Die vorherrschende südwestliche Strömung bringt zudem warme Luft aus dem Mittelmeerraum. Und die aktuellen Langfristprognosen errechnen für Deutschland eine Überschreitung der langjährigen Durchschnittswerte für den Februar von fünf Kelvin. Ein derartiges Wettergeschehen ist keine Ausnahme mehr, im Zuge der Klimaveränderungen häufen sich die jahreszeitlich frühen Wärmephasen im Winter. Temperaturanstiege auf über zwölf Grad Celsius im Januar oder mitten im Februar sind heute keine Seltenheit. In klimatischen „Normaljahren“ verlassen die ersten Amphibien frühestens Anfang März bei Temperaturen zwischen fünf bis zehn Grad Celsius ihre meist unterirdischen Winterquartiere.
Als wechselwarme Organismen suchen Amphibien im Winter frostfreie Verstecke auf. Diese sollten äußerliche Temperaturschwankungen möglichst gut abpuffern. Bedingt durch den Klimawandel sind die ersten Frösche und Kröten oft schon vier Wochen früher unterwegs. Zu den „Frühaufstehern“ gehören Erdkröte und Grasfrosch. Das Zusammenspiel ihrer inneren Uhr und der Umgebungstemperatur treibt sie zur Aktivität. Das heißt, im Jahreszyklus von Amphibien bedarf es Anfang Februar deutlich höherer Temperaturen zur Auslösung von Aktivitäten als vier Wochen später. Steigen die Temperaturen nachts über sechs, am Tage über zwölf Grad Celsius und hält diese möglichst durch Regenfälle begleitete Witterungslage an, so treibt es die ersten Amphibien schon im Januar oder Februar aus ihren winterlichen Verstecken. Diese – jahreszeitlich viel zu frühen – Aktivitäten fordern ihren Tribut. Schlägt die Witterung wieder um auf winterliche Verhältnisse, so haben die wechselwarmen Lurche sofort ein Problem. Ihr Stoffwechsel schaltet auf „Ruhebetrieb“, jede Bewegung kostet sie große Anstrengungen, ein frostsicheres Versteck ist kaum mehr zu erreichen. Straßenverkehr, Fressfeinde oder Umweltgifte greifen unter diesen Bedingungen besonders hart in die Bestände ein.
Ebenfalls klimatisch bedingt fielen in den letzten Jahren zahlreiche Kleingewässer trocken. Kleingewässer jedoch sind für Amphibien die wichtigste Reproduktionsstätte. Nach den Ergebnissen eines langfristigen Monitorings des Landesamtes für Umwelt unterlagen die Amphibienbestände in Brandenburg einem drastischen Rückgang. So wurden regional Bestandseinbrüche von über 80 Prozent registriert.
Trotz des problematischen Wärmeeinbruchs gibt es Anlass zur Hoffnung: Dank weit überdurchschnittlicher Winterniederschläge haben sich zahlreiche Kleingewässer seit Jahren endlich wieder bis zur Uferkante gefüllt – gute Voraussetzungen für die Vermehrung von Frosch und Co. Amphibien können sehr hohe Reproduktionsraten erzielen und Bestandseinbrüche unter günstigen Bedingungen ausgleichen.
Hintergrund: Brandenburger Froschportal:
Amphibien-Beobachtungen sind wertvoll und sollten bitte unbedingt der Naturschutzbehörde gemeldet werden. Der Schutz von Amphibien setzt die Kenntnis ihrer Verbreitung und Vorkommen voraus. Im Brandenburger Froschportal (https://lfu.brandenburg.de/lfu/de/aufgaben/natur/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/froschportal/) werden Beobachtungen gesammelt und zu Verbreitungskarten zusammengefügt. Die Naturschutzstation Rhinluch freut sich über Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern über dieses Portal, auch zu den bevorstehenden Wanderungen, als wertvolle Unterstützung und Grundlage für gezielte Schutzmaßnahmen.
Die Naturschutzstation Rhinluch des Landesamtes für Umwelt (nast-rhinluch(at)lfu.brandenburg.de) führt in diesem Jahr eine Umfrage zum Bestand von Krötenzäunen (straßenbegleitende Schutzanlagen) durch. Die aktuellen Zahlen sollen mit früheren Erhebungen verglichen werden und eine Trendaussage ermöglichen. Unterstützerinnen und Unterstützer sind willkommen.
Laut des 2023 im Fachmagazin Nature veröffentlichten „Global Amphibian Assessment“ machen Amphibien die weltweit am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe aus. Als eine der Hauptursachen wird der Klimawandel genannt, der 39 Prozent der Zustandsverschlechterungen in den letzten 20 Jahren bewirkt habe.