Niedersächsische Landesforsten nehmen Anlage zur Aufbereitung und Bereitstellung von Forstsaatgut in Betrieb

Die neue fsb Betriebshalle (Foto: T. Böhl)

Mit dem Bau einer neuen fsb-Betriebshalle wurde vor drei Jahren der Grundstein zu einer umfassenden Modernisierung der Saatgutaufbereitung im Niedersächsischen Forstamt Oerrel gelegt. Die Niedersächsischen Landesforsten investierten rund 1,7 Mio. Euro in eine der weltweit modernsten Anlagen zur Aufbereitung und Bereitstellung von hochwertigem Forstsaatgut. „Die ersten Anlagenteile wurden bereits im Herbst vergangenen Jahres in Betrieb genommen. Unsere neue Thermotherapie-Anlage zur Behandlung der geernteten Eicheln gegen einen Schwarzfäulepilz hat sich im Praxiseinsatz bewährt. Wir mussten beispielsweise in etlichen Probeläufen den optimalen Temperaturverlauf für die Therapie der empfindlichen Eicheln gegen den Erreger justieren“, erklärt fsb-Leiter Günter Reichwaldt. Der Pilz wurde zuverlässig abgetötet, während die Eicheln ihre volle Keimfähigkeit behielten.

„Die ergonomische Entlastung unserer hochqualifizierten Mitarbeiter steht bei den neuen Arbeitsabläufen im Mittelpunkt“, erläutert Günter Reichwaldt. Der Transport des Saatgutes erfolgt ausschließlich mit dem Gabelstapler und über Förderbänder, so dass die bisher häufig anfallende schwere Handarbeit weitgehend wegfällt. Gleichzeitig wurde die Leistungsfähigkeit des Betriebes erweitert und die Qualität des gewonnenen Saatgutes gesteigert.

Weil die heimischen Waldbäume und Sträucher nicht in jedem Jahr Früchte tragen, wird ein Teil des Saatgutes eingelagert. Eicheln werden zukünftig in großen hölzernen Stapelkisten im neuen Kühlraum gelagert. Durch eine spezielle Technik mit hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Luftbewegung wird die Austrocknung des Lagergutes minimiert.

Saatgutbetriebe, die mittels Erwärmung aus Zapfen Saatgut gewinnen, sind auch unter den historischen Bezeichnungen „Darre“ oder „Klenge“ bekannt. Dabei muss der Trocknungsverlauf genau gesteuert werden, um die volle Lebensfähigkeit der kleinen Samenkörner zu erhalten. Die Bezeichnung Darre ist auf den Erwärmungsprozess während der Saatgutgewinnung zurück zu führen, während sich das Wort „Klengen“ vom klingenden Geräusch ableitet, das beim Öffnen der Schuppen von Kiefernzapfen entsteht. „Aufmerksame Waldbesucher können diesen Klang bei trocken-warmen Wetter auch im Heidewald hören – oft bei erhöhter Waldbrandgefahr“, sagt Forstmann Günter Reichwaldt augenzwinkernd.

„Mit Fehlern, die bei der Waldbegründung beispielsweise durch Verwendung von minderwertigem Saatgut begangen werden, müssen noch unsere Urenkel leben. Angesichts des zu erwartenden Klimawandels und der vielfältigen gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald, müssen wir auf stabile, gesunde und leistungsfähige Wälder auch in der Zukunft hinwirken. Dieses Ziel lässt sich nur durch die Verwendung hochwertiger Waldsamen erreichen“, resümiert Günter Reichwaldt.  

Hintergrund

Die fsb Oerrel wurde 1985 als „Forstsaatgut-Beratungsstelle“ gegründet. Sie sichert als Dienstleistungsbetrieb der Niedersächsischen Landesforsten die Bereitstellung von herkunftssicherem, genetisch angepasstem, qualitativ hochwertigem Forstsaatgut. Zu den Kunden der fsb Oerrel zählen nicht nur Baumschulen, Forstämter oder Waldbesitzer, sondern auch Wissenschaft und Forschung. Neben den Laub- und Nadelbaumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegen, ernten die Spezialisten aus Oerrel auch Samen anderer heimischer Bäume und Sträucher. Im eigenen zertifizierten Prüflabor wird das Saatgut ständig kontrolliert. Einen Teil der Forstsamen verwendet die fsb Oerrel in Kooperation mit Baumschulen für kontrollierte Lohnanzuchten. In der akkreditierten Seilkletterschule bietet die fsb Oerrel qualifizierte Ausbildungen für vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Bereich des Baumsteigens an.

 

Weitere Informationen unter www.fsb-oerrel.landesforsten.de