Niedersächsische Landesforsten investieren in die Renaturierung der bedrohten Waldmoore

Ein Bagger und ein Spezialkettenfahrzeug füllen Sägespäne zur Abdichtung in Gräben. Ziel ist es, das Solling-Waldmoor wieder zu vernässen und das Torfwachstum einzuleiten. Foto: NLF

Moore sind einzigartiger Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten, Speicher für Kohlendioxid, Wasserregulator und ein urwüchsiger Landschaftstyp. Im Solling, dem Waldgebiet des Jahres 2013, gibt es noch die einzigen drei Hochmoore des Weserberglandes. Hier leben nicht nur die verschiedenen bedrohten Torfmoosarten, Wollgräser und der Sonnentau, sondern auch Libellen wie die Kleine Moosjungfer und seltene Vogelarten wie der Raubwürger und der Wiesenpieper.

Die Niedersächsischen Landesforsten setzen alles daran, diesen so wichtigen Lebensraum zu schützen und ihm seine ursprüngliche Gestalt wiederzugeben: In früheren Zeiten wurden Moore - aus der Not der damaligen Zeit heraus durchaus verständlich – entwässert, abgetorft und aufgeforstet, dadurch aber massiv gestört. Schon vor Jahrzehnten hat ein Umdenken eingesetzt: Die Landesforsten haben ein Gutachten erstellen lassen und gemeinsam mit weiteren Partnern aus dem Naturschutz ein „Moorkonzept Solling“ erarbeitet. Moore im Landeswald werden seit dem wiedervernässt und Nadelhölzer, die die Entwicklung der Moore beeinträchtigen, zurückgedrängt.

So wie im sieben Hektar großen Kükenbruch zwischen Silberborn und Sievershausen im Forstamt Dassel, das einst wohl ein echtes Hochmoor war und in dem sich noch bis zu einem Meter dicke Torfauflagen finden. Dort wurden in diesem Frühjahr über 5000 Fichten gefällt. Mit einer speziellen Seilkrananlage sind die Bäume anschließend heraustransportiert worden: „Ein Befahren der sensiblen Moorböden mit Forstschleppern hätte diese zu sehr geschädigt“, sagt Naturschutz-Förster Ulrich Schlette, der die Renaturierung betreut. Anschließend sind die alten Entwässerungsgräben mit Sägespänen abgedichtet worden, damit sich das Moor wieder vernässen kann. Auf den anderen bereits renaturierten Flächen im Torfmoor und Mecklenbruch waren diese Maßnahmen erfolgreich: Nach den ergiebigen Regenfällen im Mai steht das Wasser noch immer auf den Flächen; die moortypische Vegetation kann sich unter diesen Verhältnissen besser etablieren. Über 100.000 Euro investieren die Landesforsten allein in die Renaturierung des Kükenbruchs. Für die nächsten zehn Jahre, so Schlette, sollen weitere 150 Hektar Moorstandorte im Solling renaturiert werden.

Damit leisten die Niedersächsischen Landesforsten nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz, sondern verbessern auch den Wasserhaushalt des Sollings: So fließt der in den Mooren gefallene Niederschlag nicht mehr über Bäche ab, sondern verdunstet oder versickert erst nach und nach im Untergrund. Dadurch wird die Grundwasserneubildung gefördert sowie Hochwasserspitzen gebrochen. Aus Sicht des Klimaschutzes werden die Moore von einer Kohlendioxydquelle zu einer Kohlendioxydsenke. Während sich in entwässerten Mooren der Torf zersetzt und Kohlendioxid freisetzt, wird bei der Wiederbelebung Torf neu gebildet und dabei Kohlenstoff speichert. Außerdem fördert die Renaturierung den Erholungswert des Naturparks Solling-Vogler – so gibt es zum Beispiel Informationstafeln und Aussichtspunkte im Mecklenbruch und an den Teichwiesen.
 
Zu einer Moorexkursion lädt Kai Conrad am 2. August um 16.30 Uhr ein. Der Waldökologe und Naturschutzförster informiert über die laufenden Arbeiten zur Wiederbelebung der Moore und deren Bedeutung für die dauerhafte Speicherung von CO2.
Treffpunkt ist der Parkplatz an der Silberborner Straße zwischen Silberborn und Sievershausen.
Kontakt: Forstamt Neuhaus unter 05536 95020 oder 0170 3300954

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