(Neuhaus im Solling) Der Bedarf an jungen Baumpflanzen hat in Deutschland ein Rekordniveau erreicht. Nicht mehr alle Wünsche können erfüllt werden – häufig mangelt es schon am verfügbaren Saatgut. Niedersachsens Forstleute nutzen deshalb ein bewährtes Verfahren bei der Wiederbewaldung weitläufiger Schadflächen: Ein leichter Kettenbagger erhält statt einer Schaufel eine Pflanzgabel. Damit lassen sich auch größere Setzlinge pflanzen, die schon eine weit verzweigte und tief reichende Wurzel haben. Zwei Personen umfasst das Arbeitsverfahren, bei dem der Pflanzenden sich bei den Pflanzarbeiten nicht einmal zu bücken braucht. Förster Lars Metje aus Neuhaus im Solling nennt Vorteile dieser professionellen Baumpflanzmethode: „Selbst mannshohe Bäume lassen sich problemlos mit dem Verfahren pflanzen. Die Arbeit im Zweierteam ist ergonomisch viel angenehmer, weil kein Pflanzloch mit Hacke oder Spaten ausgehoben wird. Der Pflanzer steckt aufrecht stehend das Bäumchen in den geöffneten Pflanzspalt und achtet auf eine optimale Wurzelausrichtung sowie Pflanztiefe“.
Der Leiter der Revierförsterei Neuhaus erprobt seit einigen Jahren die innovative Maschinen-Technik. Anfang Dezember hatte Förster Metje Forstunternehmer und Kollegen zu Gast, die künftig die Baggergabelpflanzung einsetzen möchten. Sie erhielten nach der Schulung ein Zertifikat. Das ist Voraussetzung, wenn sie das moderne Arbeitsverfahren in den Niedersächsischen Landesforsten einsetzen wollen.
Knappheit an geeigneten Pflanzmaterial – klimaresilienten Baumarten gehört die Zukunft
Deutschlandweit fehlen junge Baumpflanzen. Und auch in europäischen Nachbarländern werden sie dringend benötigt bei der Wiederaufforstung und den Umbau von Nadelwald in Laub-Mischwälder. Die Baggergabelpflanzung eröffnet dabei die Möglichkeit, auch große Setzlinge nachhaltig für einen stabilen Anwuchs pflanzen zu können. Kniehohe Setzlinge lassen sich von Hand pflanzen, haben kleinere Wurzeln und sind preiswerter. Große Sortimente aus dem gleichen Pflanzbeet sind schwieriger zu pflanzen. Und für bis zu 120 Zentimeter hohe Bäumchen ist der Kleinbagger mit Pflanzgabel der perfekte Pflanzhelfer. Davon konnten sich die 35 Teilnehmer an der Schulung im Solling überzeugen. Lars Metje und seine Kollegen Olaf Schöne, Carsten Bosse, Heino Wilckens und Sven Wehlau schulten an zwei Baggern das Verfahren. Die Gäste überzeugte besonders das Rücken schonende Arbeiten ohne Bücken und Heben sowie die wurzelschonende Pflanztechnik für einen stabilen Wald der Zukunft.
Die Methode hat sich in den Landesforsten bewährt und ist Praxis in den Forstämtern zwischen Harz und Heide, Solling und Saterland. Da der Weg weg vom reinen Nadelwald zum Laub-Mischwald über gezielte Aufforstung funktioniert, setzen mehr und mehr Forstleute und Waldbesitzer auf die neue Technik mit größeren Bäumen. „Ein weiterer Vorteil ist der Wuchsvorsprung, den größere Pflanzen mitbringen. Sie ragen aus Gräsern und Sträuchern heraus und werden nicht mehr von Brombeeren überwuchert“, nennt Lars Metje ein Problem, das auf Freiflächen und aufgelichteten Wäldern um sich greift. Außerdem dränge der Klimawandel zum schnellen Handeln. Solling-Förster Metje und seine Kolleginnen und Kollegen in anderen Waldrevieren sehen für die Zukunft bunt. „Der neue Wald wird abwechslungsreicher sein, mit verschiedenen Laub- und Nadelbäumen gemischt. Und seine Bäume sind klimaresilienter als unsere bisherige Solling-Fichte. Ob sie mit Bagger oder mit Hacke in die Erde kommen – entscheidend ist, die richtigen Baumarten mit dem passenden Verfahren zu pflanzen“, lautet das Resümee des Forstmannes am Ende der zweitägigen Fortbildung.
Pressemitteilung: Niedersächsische Landesforsten