Mit insgesamt acht Hennen und drei Hähnen soll die etwa Ende März beginnende Balz- und Aufzuchtzeit in der 2012 neu errichteten ThüringenForst-Aufzuchtstation im Kreis Saalfeld-Rudolstadt abgesichert werden. Ziel ist es, die Zahl der jährlichen Auswilderungen auf bis zu 25 Tiere zu erhöhen. Mittelfristig soll damit eine stabile Population von bis zu 100 Tieren in den Wäldern des Thüringer Schiefergebirges aufgebaut werden. Das gleichermaßen schöne wie auch scheue Auerhuhn, größtes Waldhuhn im Freistaat und öfters Namensgeber für heimische Orte, Straßen und Gastronomiebetriebe, ist nach einem dramatischen Rückgang der Artvorkommen etwa ab 1970 seit Jahren akut vom Aussterben bedroht.
Das Auerhuhn – seltene Art in deutschen Mittelgebirgen
„Unser ambitioniertes Artenschutzprogramm ist Teil eines Rettungskonzeptes, das bundesweit in Forst- und Naturschutzkreisen Anerkennung gefunden hat“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Denn das Auerhuhn ist stark gefährdet, selbst die wieder recht stabilen Populationen im Bayerischen Wald und im Schwarzwald sind nach wie vor bedroht. Neben der Aufzucht der Jungtiere richtet sich das Augenmerk der Förster in Thüringen auf eine auerhuhngerechte Waldbewirtschaftung: die bis zu fünf Kilogramm schweren Vögel lieben lichte und krautschichtreiche Nadelmischwälder mit Huderplätzen, knorrigen Schlafbäumen und einem hohen Anteil alter Kiefern, Fichten und Lärchen. Diese Wälder werden deshalb in den Auswilderungsgebieten der Forstämter Gehren und Neuhaus auf mehreren 100 Hektar gezielt gestaltet. Allerdings ist dies nur mit angepassten Wildbeständen umsetzbar, die die natürliche Verjüngung und das Wachstum des Beerkrautes ermöglichen. Diese lichten, alten Wälder fördern auch weitere geschützte Arten wie die Kreuzotter, den Ziegenmelker sowie verschiedene Spechtarten. Das mit Finanzmitteln des Freistaats unterstützte ThüringenForst-Rettungskonzept beinhaltet außerdem eine verstärkte Bejagung der Fressfeinde des Auerhuhns. Überhöhte Bestände an Wildschweinen zerstören die am Boden befindlichen Gelege, Fuchs und Waschbär fressen vorzugsweise Jungvögel.
Nach der Balzzeit legen Anfang Mai die Hennen ihre Eier
Doch vorerst richten die Förster ihren Blick auf das Frühjahr. Ende März/Anfang April beginnt die Balzzeit der Hähne, ab Anfang Mai legen die Hennen die Eier. Anfang Juni schlüpfen dann die Küken, die rasant an Gewicht zulegen und voraussichtlich Mitte September 2016 ausgewildert werden können. Im Rahmen der Auswilderung werden einige Tiere mit der „Born to be free“-Methode bereits früher in die Freiheit entlassen. Im Schutz spezieller Volieren lernen die Jungvögel unter Aufsicht der Mutterhenne im Wald ihr späteres Auswilderungsgebiet kennen, um einerseits dadurch ihre Überlebenschance nach der Auswilderung zu verbessern, andererseits den Stress der Auswilderung zu minimieren.
Artenschutz bei ThüringenForst: Global denken, lokal handeln
Mit dem heutigen Tag des Artenschutzes, durch die Vereinten Nationen ausgerufen, soll zum einen das öffentliche Bewusstsein für das Problemfeld Artengefährdung in den Vordergrund gerückt, zum anderen an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommen zur Regelung bzw. des Verbots des weltweiten Handels mit geschützten Tier- und Pflanzenarten am 3. März 1973 erinnert werden.
Abschließend regt Gebhardt an, die Bemühungen um die großflächige Vernetzung von Restpopulationen geschützter Arten zwischen den Bundesländern zu verstärken, wie dies ThüringenForst durch Unterstützung der von Naturschutzorganisationen getragenen Wildkatzen- und Luchsprojekte aufzeigt.