Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen: Artenschutzprojekt stärkt Luchspopulation und plant weitere Auswilderungen für 2025

Mit Zuversicht blicken die Akteure des Artenschutzprojektes „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ auf das kommende Jahr. Bereits 2024 gelang die Auswilderung von vier Luchsen – zwei Weibchen und zwei Männchen – im Thüringer Wald. 2025 sollen dort zwei bis vier weitere Luchse folgen. Daten der Halsbandsender der Luchse liefern erste Ergebnisse und zeigen vielversprechende Entwicklungen.

 

„Mit unserem gemeinsamen Projekt wollen wir eine stabile Luchspopulation im Thüringer Wald erreichen – so schließen wir eine Lücke zwischen bisher isolierten Populationen im (Süd-)harz und Bayrischen Wald.“ so Umweltminister Kummer.  Das Projekt ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure aus Naturschutz, Forst, Jagd und Wissenschaft und wird vom Umweltministerium im Rahmen des Programms "Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" (ENL) gefördert. Bis 2027 sollen bis zu fünf Luchse pro Jahr im Thüringer Wald ausgewildert werden.

 

Den Anfang machten im Mai 2024 die Luchsin Frieda und der Kuder Viorel. Frieda ist im BUND-Wildkatzendorf Hütscheroda geboren und aufgewachsen und somit eine waschechte Thüringerin. Viorel ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten. Im August 2024 folgten Luchsin Vreni aus der Schweiz und der junge Kuder Kilian aus dem Tiergarten Nürnberg. Alle Luchse sind mit GPS-Halsbandsendern ausgestattet, die dem Projektteam in regelmäßigen Abständen den Aufenthaltsort der Tiere übermitteln. Die Daten der Sender lassen außerdem Rückschlüsse auf die Habitatnutzung der Luchse und deren Jagdverhalten zu. „Die Daten legen nahe, dass Frieda und Viorel inzwischen feste Streifgebiete im Thüringer Wald etabliert haben“, erklärt der Naturschutzbiologe Dr. Markus Port, der das Projekt seitens des BUND Thüringen koordiniert. „Frieda nutzt ein etwa 150 km² großes Gebiet rings um Tambach-Dietharz, Viorel ein ähnlich großes Streifgebiet bei Masserberg. Vreni und Kilian halten sich momentan zwischen Ilmenau, Suhl und Schleusingen auf.“

 

Die Daten der Halsbandsender belegen außerdem, dass alle Luchse regelmäßig Beute machen. „Die Untersuchung der Risse im Feld liefern uns spannende Einblicke in das Leben der Luchse in der Wildnis. Besonders erfreulich ist, dass die drei Gehege-Nachzuchten ihrem wilden „Vetter“ Viorel im Jagderfolg in nichts nachstehen“, freut sich Dr. Tiemo Kahl vom Biosphärenreservat Thüringer Wald. Unterstützung erhalten Port und Kahl durch ThüringenForst Förster Ronny Eckhardt, der die Luchse im Auswilderungsgehege im Thüringer Wald betreute. „Nach intensiver Betreuung der Tiere im Vorfeld der Auswilderung ist es eine große Freude mit zu verfolgen, wie die Luchse den Thüringer Wald immer mehr zu ihrer Heimat machen“, so Eckhardt. „Die Luchse sind nicht nur Botschafter für den Naturschutz, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Waldökosystems.

 

Ein Teil der Luchse für 2025 soll aus dem Erhaltungszuchtprogramm für den Karpatenluchs der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) stammen, der andere Teil aus den rumänischen Karpaten. „Da bei der Auswahl von Gehegetieren sehr strenge Kriterien angelegt werden, sind wir auch weiterhin auf Wildfänge aus Rumänien angewiesen“, erklärt Dr. Max Boxleitner, Projektleiter beim WWF Deutschland. „Dabei achten wir sehr genau darauf, dass nur dort Luchse gefangen werden, wo ihr Bestand ausreichend groß und stabil ist. Um dies zu gewährleisten, unterstützen wir unsere rumänischen Partnerorganisationen beim Luchs-Monitoring in Rumänien.“

 


Hintergrund

Zusammen mit den vier im Thüringer Wald ausgewilderten Tieren sind in Thüringen (neben dem Thüringer Wald vor allem im Thüringer Teil des Südharzes und in den dem Harz vorgelagerten Wäldern im Eichsfeld) derzeit mindestens 13 Luchse zuhause, darunter vier Jungtiere. Das Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen" wird im Rahmen des Programms „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMUENF) umgesetzt – und gemeinsam vom BUND Thüringen, dem WWF Deutschland, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie den rumänischen Projektpartner ACDB und Romsilva durchgeführt.

 

Das Projekt ist Teil des europäischen Luchsexperten-Netzwerks Linking Lynx, das sich dem Erhalt und der Vernetzung der Luchspopulationen Mitteleuropas verschrieben hat. Das Umweltministerium unterstützt das Projekt mit rund 2,9 Millionen Euro, wovon ein Fünftel aus dem Thüringer Landeshaushalt stammt und die übrigen 80 Prozent aus ENL-Mitteln der EU kofinanziert sind. Weitere Informationen unter: www.luchs-thueringen.de


Pressemitteilung: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten