(Altenau) Das bei einem Brand 2020 zerstörte Haus Ahrendsberg im Oberharz ist wieder aufgebaut. Die Waldpädagogikeinrichtung der Niedersächsischen Landesforsten bei Altenau nahe der Okertalsperre wurde gestern (22. August 2024) eingeweiht. Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte und Landesforsten-Präsident Dr. Klaus Merker eröffneten im Rahmen einer Feierstunde die langjährige Bildungseinrichtung.
Waldpädagogik-Update und Bauweise mit Zukunft
Das 1881 erbaute Forsthaus auf dem Ahrendsberg diente seit 1967 als Jugendwaldheim. Forstleute vermittelten hier und an vielen anderen Stellen im Landeswald jungen Menschen die Idee der Nachhaltigkeit. Der moderne, nach aktuellen Anforderungen gestaltete Neubau in Holzbauweise dient auch künftig Schulklassen, Kindergruppen und Erwachsenen als Lernort mitten im Wald. Niedersachsens Forstministerin Miriam Staudte zeigte sich beeindruckt, wie lange Waldpädagogik im Landeswald schon gelebt wird. Harzer Forstleute hatten nach dem 2. Weltkrieg begonnen, junge Menschen aus Städten für das Lernen und Arbeiten im Wald zu begeistern: „Die ersten Schülerinnen und Schüler kamen hierher, um den durch reparationsbedingte Kahlschläge zerstörten Wald wieder aufzuforsten. Von dieser ‚Keimzelle‘ aus hat sich die Idee der Jugendwaldheime über die Grenzen Niedersachsens hinweg ausgebreitet. Inhaltlich hat sich die Waldpädagogik seither immer weiterentwickelt. Inzwischen ist sie fester Bestandteil forstlicher Bildungsarbeit. Gerade in Zeiten der globalen Klimakrise ist diese gesellschaftliche Aufgabe enorm wichtig“, hob die Ministerin hervor.
Nachhaltig leben - Zukunft gestalten – Gemeinwohl fördern
Dr. Klaus Merker blickte bei seiner Begrüßung optimistisch auf die nächsten Jahrzehnte. Er sieht das Haus Ahrendsberg gut aufgestellt und bestens ausgerüstet: „Das Forstamt Clausthal hat sowohl in das neue Gebäude investiert und als auch in das Bildungsgut Wald. Gerade im Harz sind die Folgen des Klimawandels für die Wälder besonders sichtbar. Und so wird sich die Bildungsarbeit hier in dem Waldeinsatz auch im Besonderen diesem Thema widmen. Wer hier arbeitet, gestaltet die Zukunft der Wälder im Klimawandel ganz aktiv mit“, beschrieb Präsident Merker die anspruchsvollen Ziele, die sich die Landesforsten mit ihren Waldpädagogikzentren in ganz Niedersachsen aber im Speziellen im Harz gesetzt hätten. Als Maßnahme gegen den Klimawandel sei im Haus viel heimisches Holz verbaut worden. So weit möglich würden die Gäste auf dem Ahrendsberg mithelfen, die neuen klimaresilienten Bergmischwälder aufzuforsten, ergänzte Dr. Klaus Merker die neuen Schwerpunkte in der Waldpädagogik.
Feierstunde zur Wiedereröffnung nach dreijähriger Planungs- und Bauphase
„Der Stuhl in der Schule trägt die Jugendlichen und das Harzer Holz trägt das Dach, unter dem sie zuhause und auf dem Ahrendsberg schlafen“, freute sich Ralf Krüger. Der Leiter des Forstamtes Clausthal verwies mit Stolz auf das Holz, auf das die Landesforsten bei Bau und Einrichtung des Gebäudes setzten . „Unser nachwachsender Rohstoff ist hier überall sichtbar und spürbar. Woher das Holz kommt und welche Gemeinwohlleistungen der Wirtschaftswald außerdem fördert, vermitteln wir authentisch vor Ort“. Als Alleinstellungsmerkmal nannte Ralf Krüger die Landschaft des Mittelgebirges. Von den Kletterfelsen im Okertal, über Wassersport auf der Talsperre bis hin zum Harzer Dreiklang aus blauen Teichen, blühenden Bergwiesen und buntem Höhenvieh sei alles auf kurzem Wege erreichbar, so der Forstamtsleiter. Krüger und sein Team vom Waldpädagogikzentrum Harz sehen ihren außerschulischen Lernstandort gewappnet, die Herausforderungen des Klimawandels und der Globalisierung anzupacken. Die breitgefächerten Angebote orientieren sich am Bildungskonzept der Vereinten Nationen „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“. Die handlungs- und erlebnisorientierten Aktionen sind für jede Gruppe individuell auf die Altersklasse, vom Kindergarten über Grundschulen bis zur Oberstufe, abgestimmt. Haus Ahrendsberg ist ein Umweltbildungszentrum und stellt einen außerschulischen Lernort dar, der Kindern und Jugendlichen den Lebensraum Wald aus unterschiedlichsten Blickwinkeln näherbringt.
Insgesamt können jetzt 37 Personen beherbergt werden.
Der Wiederaufbau und die Sanierung des brandgeschädigten Altbaus haben insgesamt rd. 2,9 Mio. Euro gekostet, hierin enthalten sind die Kosten für die Bodenplatte, Architektenleistungen sowie der Generalunternehmer. Die Versicherung hat derzeit einen Betrag von 1,2 Mio. Euro erstattet.