Unsere Laubbäume und Sträucher im Wald gehören zu den sogenannten sommergrünen Gehölzen. Jetzt, im zeitigen Frühjahr, sieht man die Knospen an ihren Zweigen: Blatt- und Blütenknospen. Schon bald werden diese Knospen allmählich anschwellen, bevor jeder einzelne Baum und Strauch zum individuell passenden Moment seine Blätter und Blüten entfaltet. Die Blüte am Haselstrauch hat bereits begonnen. In diesem Jahr ist sie wieder besonders früh dran: Der Klimawandel ist sichtbar.
Die im letztjährigen Sommer gebildeten Knospen tragen alles, was für den Austrieb im Frühjahr benötigt wird, bereits in sich. Blätter und Blüten sind für die kommende Saison in extrem gestauchter Form in den Knospen verpackt. Es sind winzige Kraftpakete. Die Blüten des Haselstrauchs erscheinen lange vor den grünen Blättern. Die ersten blühenden Haselsträucher haben Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW bereits im vergangenen Dezember und Anfang Januar entdeckt.
Der Haselstrauch kündigt mit dem Erscheinen seiner Blüten am blattlosen Strauch den Beginn des phänologischen Vorfrühlings an. Die Phänologie befasst sich mit den periodisch wiederkehrenden, sichtbaren Entwicklungsphasen bestimmter Pflanzen im Jahresverlauf. Der Deutsche Wetterdienst beobachtet und erfasst seit vielen Jahrzehnten den zeitlichen Verlauf dieser Phasen bei bestimmten Pflanzen systematisch. Das Jahr wird hier in zehn Jahreszeiten unterteilt. In jeder Jahreszeit ist ein bestimmtes Entwicklungsstadium einer bestimmten Pflanze beobachtbar. In diesem Jahr hat bereits der Vorfrühling begonnen. Er ist definiert durch das Erscheinen der Blüten am Haselstrauch. In den Jahren von 1961 bis 1990 begann der Vorfrühling im Mittel am 3. März. In den letzten Jahrzehnten – also zwischen 1990 und 2020 – begann die Blüte der Gemeinen Hasel im Mittel bereits am 14. Februar. Aktuell dokumentiert auch der Deutsche Wetterdienst die ersten Meldungen der Haselblüte bereits im Dezember 2023 – einige davon in NRW.
Entdecken und Erkennen
Wer die Knospen unserer Baum- und Straucharten betrachten möchte, braucht dafür etwas Zeit, denn im schnellen Vorbeigehen erkennt man sie kaum. Erst mit der nötigen Muße betrachtet, lassen sich an den individuellen Merkmalen der Knospen und Zweige die einzelnen Arten bestimmen.
An dem äußersten und somit jüngsten Teil eines Zweiges sind alle Merkmale am besten zu sehen. Wer genau hinsieht, vielleicht sogar eine Lupe zur Hilfe nimmt, kann Erstaunliches entdecken. Beispielsweise sind die Knospen am Zweig jeder einzelnen Baumart auf eine bestimmte Art und Weise angeordnet. Beim Ahorn liegen sie sich direkt gegenüber. In der Fachsprache heißt das „gegenständig“. Bei der Rotbuche liegen sie sich versetzt gegenüber, sie sind „wechselständig“. Bei der Eiche sind die Knospen versetzt und dabei „spiralförmig“ um den Zweig herumlaufend angeordnet. Die Zweige jeder einzelnen Baum- oder Strauchart haben also eine individuelle Struktur. Hinzu kommt die jeweils arttypische Form und Farbe ihrer einzelnen Knospen, die sich aus den Knospenschuppen zusammensetzt. Das aus vielen Details zusammengesetzte Gesamtbild macht es für eine geübte Betrachterin oder einen Betrachter möglich, die Art zu bestimmen. Und wer Bäume und Sträucher im Winter bestimmen kann, dem fällt es im Sommer meist noch viel leichter.