KLIMAKRISE IM WALD: NACHWUCHS-FORSTLEUTE FORDERN VON BUNDESFINANZMINISTER LINDNER EINEN ERSATZ FÜR KÜRZUNGEN IN DER KLIMAWANDELFORSCHUNG

Gemeinsamer Waldbesuch des Jungen Netzwerk Forst und der BDF-Jugend mit Finanzminister Christian Lindner

(Berlin/Lehnin) ∙ Am 5. August 2024 trafen sich bei den Bundesforsten Finanzminister Christian Lindner und forstliche Nachwuchskräfte. Diese sprachen für das Junge Netzwerks Forst (JNF) sowie die Jugendvertretung des Bundes Deutscher Forstleute (BDF-Jugend). Das Treffen stand vor dem Hintergrund wachsender Zukunftsängste durch Kürzungen von einem Drittel aller Forschungsgelder, die die Suche nach Lösungswegen aus der Wald-Klimakrise massiv verzögern. Die jungen Experten nutzten den Dialog, um sich konstruktiv einzubringen und auf die besondere Bedeutung der Wälder sowie viele Wissenslücken aufmerksam zu machen. Sie fordern den Ersatz der jüngsten Sparmaßnahmen für Wald-Klima-Biodiversitäts-Themen in Höhe von jährlich 30 Mio. Euro und zeigen sogar einen möglichen Geldtopf im Bundeshaushalt auf.

 

„Sehenden Auges den Klimanotstand durch Kürzungen der Wald-Klima-Forschung zu verschlimmern, passt weder ins Weltbild, noch zum Zeitgeist“, sagt Hergen Knocke von der BDF-Jugend. Der Wissenschaftsnachwuchs zeigte, wie stark der Klimawandel den Wald trifft. Er ist zunehmend Patient und durch Waldschäden gebeutelt. Dies könnte die Wälder von einer Senke zu einer Kohlenstoffquelle machen und den Klimawandel weiter anheizen. Das Auslaufen des Waldklimafonds (WKF) ist nicht hinnehmbar. Bei einer Verfehlung der EU-Klimaziele drohen Deutschland zudem Milliardenstrafen. Die Waldforschung betrifft auch wichtige Fragestellungen zum Erhalt der Biodiversität in Zeiten des Klimawandels.

 

Bereits zuvor hatte die deutsche forstliche Forschung massive Probleme, wie ein Gutachten unlängst aufzeigte: Neben einem steigenden Fachkräftemangel durch prekäre Zeitverträge droht ein Brain-Drain durch Abwanderung junger Talente. Dies vermindert die Leistungsfähigkeit in der Forschung für Klimaanpassung und Waldumbau. Unkoordinierte Projekte und Defizite im Wissenstransfer bremsen die notwendige Innovation. Der Think-Tank der Deutschen Forstwissenschaft gerät ins Stocken, wenn sich die Wirtschaft 4.0 durch Bürokratie nicht vernetzt oder Zukunftstechnologien nicht implementiert werden. Dringende Fragen zur Waldbewirtschaftung und der holzbasierten Bioökonomie werden nicht beantwortet.

 

Nach Auslaufen des WKF fehlt es vor allem an einer Finanzierung für anwendungsorientierte Projekte. JNF und BDF-Jugend verweisen auf die Schweiz, Schweden und die USA: Diese beinhalten Technologieoffenheit, die gemeinsame Nutzung von Daten, koordinierte Zusammenarbeit von Behörden und Universitäten sowie freien Zugang zu Forschungsergebnissen. Eine Zusatzsteuer auf Holz zur Finanzierung der Forstforschung wie in den USA könnte ebenfalls ein Modell sein.

 

Um den Herausforderungen zu begegnen, erörterten JNF und BDF-Jugend mit dem Bundesminister drei Lösungsansätze:

 

  1. Wissenschaftsförderung im Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“ mit mindestens 30 Mio. Euro jährlich durch eine neue und angepasste Förderrichtlinie
  2. Förderung der Waldforschung im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK). Von 2024 bis 2027 stehen noch bis zu 3,5 Mrd. Euro zur Verfügung, die unter Umständen nicht völlig ausgegeben werden können.
  3. könnte ein Nationales Waldforschungszentrum die weggefallenen Kapazitäten auffangen und nationale Forschungscluster zur Koordination aufbauen.

 

Die Nachwuchs-Forstwissenschaftler sind vom Auslaufen des WKF doppelt betroffen: Das Waldsterben vernichtet unser aller Lebensgrundlage und zusätzlich stehen ihre beruflichen Perspektiven auf dem Spiel. Sie betonen, dass Forschung ein Investment in die Zukunft ist. Christian Lindner brachte seine Sympathie für den Wald zum Ausdruck: „Waldforschung ist eine Zukunftsaufgabe. Wir müssen unsere Wälder umbauen und klimaresilient machen. Ich nehme Ihre Argumente mit und wir werden schauen, wie wir in diesem wichtigen Feld auch eine Perspektive eröffnen. Die Nachwuchsverbände überreichten ihm einen Wald-Wild-Fond sowie einen Pfannenwender aus heimischen Kirschenholz, mit dem er das Blatt wenden könnte.

 


Hintergrundinformationen


Das Junge Netzwerk Forst (JNF) ist die Jugendorganisation des bereits 1899 gegründeten Deutschen Forstvereins, welche zusammen über 7.000 Mitglieder zählen. Das JNF ist Treffpunkt der Forstnachwuchskräfte in Deutschland. Es steht für den Zukunftsdialog der Forstbranche. Politisch unabhängig, widmet sich das JNF forstfachlichen, branchentypischen und karriereorientierten Themen.

 

Die Jugendvertretung des Bund Deutscher Forstleute (BDF) und der BDF von 1948 selber, weisen zusammen mehr als 10.000 Mitglieder auf. Sie sind Berufsverband und Fachgewerkschaft. Die Wurzeln der BDF Jugend reichen bis 1978. Sie vertreten als Organisation Berufsanfänger und arbeiten für verbesserte Einstellungsmöglichkeiten, Ausbildungsbedingungen sowie die Weiterentwicklung der forstlichen Berufsbilder.

 

Der Waldklimafonds (WKF) im Sondervermögen Energie- und Transformationsfonds hat in den letzten Jahren zahlreiche Projekte in den Bereichen Umwelt- und Klimafolgenforschung gefördert. Diese wichtige Unterstützung läuft jedoch 2024 aus, nachdem im Bundeshaushalt zügig Sparmaßnahmen vorgenommen werden mussten. Der WKF stellte jährlich im Durchschnitt 30 Millionen Euro zur Verfügung, was etwa ein Drittel aller Mittel für die Wald- und Holzforschung ausmachte. Bei bundesweit lediglich 850 Dauerstellen finanziert der WKF derzeit etwa 200 befristete Stellen in der Forst- und Holzwissenschaft.

 

Das Gutachten der AG Wald- und Holzforschung kann hier abgerufen werden:
https://www.ufz.de/export/data/2/256640_AG%20Wald-%20und%20Holzforschung%20Abschlussbericht_plus_Anhang.pdf

 

Ansprechpartner:            Florian Born

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