Katastrophe Waldbrand: Pflanzung stärkt Regeneration

Wie schnell regeneriert Wald nach einem Vegetationsbrand? Dieser Frage gingen Waldbrandexperten der ThüringenForst-AöR nach. Foto: Daniela Tröger

Erfurt (hs): Bis  Mitte September erfasste der Waldschutzmeldedienst der ThüringenForst-AöR in diesem Jahr 31 Waldbrände (2019: 41) mit knapp sechs Hektar Brandfläche (2019: 21,4 Hektar). Neben dem wirtschaftlichen Schaden für den Waldbesitzer ist zusätzlich der ökologische Schaden etwa an Gräsern, Sträuchern und gering mobilen Waldbewohnern zu beklagen – ganz zu schweigen von der klimaschädlichen CO2-Freisetzung. So mancher fragt sich, wie schnell sich überhaupt die heimischen Wälder von solch einer Feuerkatastrophe erholen? Die Waldbrandexperten der Landesforstanstalt sind dieser Frage nachgegangen. Das Ergebnis: Feuer schwächen die heimischen Wälder nicht nur wenige Monate, sondern über Jahrzehnte hinaus. Die gute Nachricht: Gepflanzte Forstgehölze beschleunigen die Wiederherstellung der Waldfunktionen.

 

Nicht nur der Wald brennt, auch der Boden und viele seiner Bestandteile

„Während eines Waldbrandes entstehen Temperaturen bis 500° C. Teilweise frisst sich das Feuer geradezu in den Boden und zerstört Humusauflagen und organische Bestandteile selbst in tieferen Schichten“, so Jörn Ripken, ThüringenForst-Vorstand. Dadurch gehen viele wachstumsfördernde Bodennährstoffe wie Phosphor, organischer Kohlenstoff und Nitrat verloren. Dies auch, wenn die nach dem Brand verbliebene Asche und damit wichtige Inhaltsstoffe wieder teilweise in die Erde gelangen. Auch das chemische Bodenmilieu ändert sich. Aber nicht nur der Brand selbst, auch die Räumung der Brandfläche entzieht Nährstoffe. Ohne diese Nährstoffe kann der Boden das Pflanzenwachstum weniger unterstützen. In den Folgejahren vergrößert sich außerdem die Schadfläche entlang der ggf. verbliebenen Bestandesränder wegen Borkenkäferbefall oder etwa Sonnenbrand.

 

Eine zügige Aufforstung nach dem Brand fördert die Regeneration des Waldes

In mitteleuropäischen Laub- und Nadelwäldern, in Berg- und Alpinwäldern, sogar in Tropenwäldern wurden Forschungsprojekte zur Regenerationsfähigkeit von Bäumen nach Waldbrandereignissen durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass die Wiederbewaldung nach einer Feuersbrunst recht unterschiedlich verläuft. Allen gemeinsam ist aber die Erkenntnis, dass das zeitnahe Pflanzen von Forstgehölzen dem Ökosystem Wald einen Sanierungsvorsprung ermöglicht. Werden Topfpflanzen verwendet, also die jungen Bäumchen nicht mit nackten Wurzeln in den Boden gebracht, wirkt dies ebenfalls beschleunigend. Schnell samen sich auch Pionierbaumarten wie Pappel, Birke oder Weide an und unterstützen die Wiederbewaldung. Durch entsprechende forstliche Pflegeeingriffe können sodann die erwünschten Mischungsanteile von Nadel- und Laubhölzern reguliert werden. Trotzdem dauert es noch über hundert Jahre, bis sich wieder dieselbe Waldvegetation und vergleichbare Waldstrukturen wie vor dem Brand einfinden. Und erst dann kann der Wald auch wieder die entsprechende Klimaschutzleistung in vollem Umfang erbringen.

 

Die pflegende Hand des Försters kann also dem Ökosystem Wald nach einer Feuerkatastrophe zu einem spürbaren Regenerationsvorsprung verhelfen – auch wenn die Natur langfristig über ausreichende Selbstheilungskräfte verfügt.

 

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