Internationaler Frauentag: Der Wald ist weiblicher als Man(n) denkt!

Forstgewerkschaft freut sich über steigenden Anteil von Frauen in den Forstberufen

Quelle: Gasparini - Forstwirtin bei der Waldarbeit: Machineneinsatz

Quelle: Gasparini - Forstwirtin bei der Waldarbeit: digitale Erfassung

Quelle: Städing - Kulturfrauendenkmal im niedersächsischen Ahlhorn

(Berlin) Die Arbeit im Walde, die Forstberufe vom schwer arbeitenden Waldarbeiter bis hin zum planenden und jagenden Förster erschien auf den ersten Blick für lange Zeit als klassische Männerdomäne. „Dies trifft zum Glück nur noch zum Teil zu“, weiß Ulrich Dohle als Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF). „In der Forstbranche in Deutschland wächst der Frauenanteil seit einigen Jahren kontinuierlich an.“  Während sich früher bei der Waldarbeit die klassische Rolle der benachteiligten Frauen widerspiegelte, waren die Förster- und Jägertätigkeiten zunächst überwiegend dem Adel vorbehalten und blieben dann bis in die 1970er Jahre eine reine Männerdomäne. In Ostdeutschland hatten Frauen zu DDR-Zeiten im Forst schon früher bessere Berufschancen.

„In Niedersachsen wurde vor fast 50 Jahren die erste Frau zur Försterausbildung angenommen,“ erinnert sich der Pressereferent des BDF, Rainer Städing (67). „Seitdem hat sich jedoch eine Menge getan. Unsere neuesten Umfragen in der Forstbranche belegen einen Anteil von rund 22 Prozent Försterinnen mit steigender Tendenz. Bei den Forstwirtinnen, also in der praktischen Waldpflege und Holzernte, beträgt der Anteil am Personal nur sechs Prozent, aber mit ebenfalls steigender Tendenz.“ Damit entwickeln sich die Forstberufe zunehmend zu einem Berufsfeld, welches auch durch Frauen mitgeprägt wird und jetzt nicht mehr in „Niedriglohngruppen“.

"Als Frau fühle ich mich im Forst sehr wertgeschätzt. Gerade die älteren Försterinnen haben dort Pionierarbeit geleistet und trotz der vorherrschenden Männerdomäne ihre Durchsetzungsstärke und Kompetenz unter Beweis gestellt. Ihnen gebührt von uns jüngeren Försterinnen ein großer Dank“, so die hessische Försterin Rebekka Janson. „Im Vergleich zu vielen überrepräsentierten Frauenberufen gibt es in der Forstwelt weniger emotionale Spannungen und Unstimmigkeiten, was die Arbeit ungemein erleichtert. Die klaren Strukturen und die Möglichkeit, aktiv etwas zu gestalten, machen mir große Freude. Allerdings gibt es auch gerade im Bereich Vereinbarkeit von Beruf und Familie dringenden Verbesserungsbedarf, insbesondere bei den Arbeitsspitzen im Winter, wenn die Arbeitsbelastung massiv ist. Ich hoffe, dass sich in diesem Bereich noch viel tun wird, um auch zukünftigen Försterinnen und Förstern mit Familien ein erfolgreiches Arbeiten zu ermöglichen.“ Findet Rebekka Janson, die sich im BDF aktiv für Verbesserungen engagiert.

Was die Bedeutung der Frauen im Wald angeht, lohnt sich auch ein Blick auf die Waldbesitzerinnen. So sind in Bayern vierzig Prozent der 700.000 Waldbesitzenden weiblich. Das ist ein Ergebnis des vor kurzem abgeschlossenen Projektes „Fem4Forest – Wald in Frauenhänden“, welches den Interessen der Frauen an ihrem Wald nachgegangen ist.

 

Hintergrund:

  • Weltweit waren und sind Frauen bis heute in vielen Kulturen für Wasser und Holz zuständig. Wer kennt nicht die Bilder von Frauen mit einem Bündel Brennholz auf dem Kopf. In Deutschland war neben der Lese von Brennholz in vielen Gegenden auch das Einsammeln von Laubstreu Aufgabe der Frauen. Der Umwelthistoriker Radkau (2006) zitiert Quellen, wonach 1723 Frauen Forstmitarbeiter in Laasphe (Landkreis Siegen-Wittgenstein) überfielen, die ihnen vorher die gesammelte Laubstreu weggenommen hatten. Und in Frankreich hätten Frauen Anfang des 19. Jahrhunderts oft an der Spitze häufiger Waldunruhen gestanden.
  • Die Forstberufe als Förster und Holzknechte oder Waldarbeiter entstanden in einer Zeit, als entlohnte Frauenarbeit nicht üblich war. So waren leitende Positionen zunächst überwiegend dem Adel vorbehalten, der Försterberuf entwickelte sich anfangs aus den vorhandenen angestellten Jägern. In Preußen gab es bis 1917 Feldjägercorps, deren Mitglieder nach Ende der Militär-Dienstzeit Anrecht auf eine Forststelle hatten.
  • „Waren die Förster ehedem manchmal schlechter als die Holzknechte bezahlt worden, wurde der Stand des Forstbeamten im späten 18. Jahrhundert zum qualifizierten Beruf und die „Baumzucht“ zum angesehenen Gewerbe…“ (Radkau, 2006, S. 181).
  • Frauen kamen erst später als sogenannte „Kulturfrauen“ in Lohnarbeit im Wald. Sie arbeiteten in den Pflanzgärten der Förstereien, legten Pflanzungen an und pflegten dieselben. Oft in Saisonarbeit.

  • Aus einer Studie der Geschlechterforschung an der Uni Freiburg (2008):

    • Vorurteil: schwache Frauen
    • Realität: schwere körperliche Arbeit prägte den Arbeitsalltag der Waldarbeiterinnen
    • Die „Arbeitserleichterungen“ wie Motorsäge, Freischneider usw. blieben den „starken“ Männern vorbehalten
    • Lückenbüßerinnen: Weibliche Arbeit war Saisonarbeit und
    • „die Notlage der Frauen sehr wohl erkennend, drückten die Forstbehörden das Entgelt auf unterstes Niveau“

  • Bekannter wurde die Tätigkeit der Kulturfrauen nach dem 2. Weltkrieg als sog. „Trümmerfrauen des Waldes“ (Emma, 2000). Es entstand das Bild der Frauen, die große Teile des Waldes wiederanpflanzten. Ein Mythos, der aber genauso wenig nachweisbar ist, wie der über die eigentlichen Trümmerfrauen in den Städten.
  • Die nach dem Krieg einsetzende Rationalisierung bei der Waldarbeit ging zunächst zu Lasten der Frauen. Als Saisonarbeiterinnen wurden sie einfach nicht wieder eingestellt. 1953 stellten weibliche Waldarbeiterinnen im Staatsforst von Baden-Württemberg noch etwa die Hälfte des Personals. Der Anteil sank bis 1995 auf etwa 5 Prozent. (V. Hoffmann, 1998; S. 33).
  • Die forstlichen Führungspositionen blieben bis in die 1970er Jahre den Männern vorbehalten“, wurde 1996 in einer Arbeit der damaligen Fachhochschule Eberswalde (heute HNEE) festgestellt. Oder wie die Uni Freiburg (2008) feststellte: Die typische Rollenverteilung in der Forstwirtschaft: Ein Mann beaufsichtigt ein Heer von Frauen bei der Pflanzarbeit. Die Männer sind in Führungsposition und die Frauen sind fremdbestimmte „fleißige Arbeitsbienchen“.
  • 1993 wurde den Kulturfrauen im Harzer Örtchen Bad Lauterberg ein eigenes Denkmal gewidmet auf Initiative der örtlichen Forstgewerkschaft. 2016 errichtete das Niedersächsische Forstamt Ahlhorn einen Gedenkstein für die Leistung der Pflanzfrauen nach dem Krieg.
  • Etwa ab den 1990er Jahren setzte der Wandel ein, dass vermehrt Frauen den Ausbildungsberuf „Forstwirtin“ anstrebten und in den öffentlichen Forstbetrieben oder -Verwaltungen ausgebildet wurden. Die Frauenlohngruppen sind Geschichte, so dass gleiche tarifliche Bezahlung die Regel ist.
  • Ebenso steigt die Zahl der Studentinnen an den forstlichen Hochschulen und Fakultäten deutlich an. Die Absolventinnen werden nicht zuletzt aufgrund des Generationenwechsel, der gerade vielerorts in der Forstwirtschaft stattfindet, in großer Zahl und bei gleicher tariflicher Einstufung in der Forstwirtschaft auch dringend benötigt.