(Neumünster) In den Förstereien der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten werden aktuell die Netze zur Saatguternte eingeholt. Auch das Sammeln von Zapfen aus den Kronen unterschiedlicher Nadelbäume durch »Zapfenpflücker« ist erfolgreich verlaufen. Die genaue Ausbeute der Saatguternte für alle Baumarten wird sich erst nach Reinigung und Sortierung in den kommenden Wochen herausstellen. Trotzdem sind die Förster bis jetzt zufrieden und ziehen eine positive Zwischenbilanz. »Wir rechnen für die selbst durchgeführte Bucheckernernte mit einem guten Ergebnis von rund fünf Tonnen«, sagt Dr. Chris Freise, Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Das reiche alleine bei der Buche für mehrere Millionen neuer Bäume. »Diese kleinen Buchen werden gebraucht, um reine Nadelbaumwälder in Schleswig-Holstein ökologisch aufzuwerten und fit für den Klimawandel zu machen«, so Freise. Das gelte auch für andere Baumarten. So tragen die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten ihren Teil dazu bei, ausreichend herkunftsgesichertes und qualitativ hochwertiges Forstvermehrungsgut bereitzustellen. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist das für Baumschulen und Waldbesitzende in ganz Norddeutschland wichtig.
»Je nach Baumart bilden Waldbäume ungefähr zwei bis vier Mal im Jahrzehnt ausreichend Früchte, sodass wir uns über jede erfolgreiche Saatguternte freuen«, ergänzt Johannes Schmidt-Hurtienne, der in der Zentrale der Landesforsten in Neumünster die Saatguternte koordiniert. Die Saatguternte bei Vogelkirsche aber auch Berg- und Spitzahorn sowie Douglasie und Weißtanne ist abgeschlossen, während sie bei der Buche, Stiel- und Traubeneiche aktuell noch läuft. Als Nachzügler folgt die Lärche erst ab Mitte Dezember.
Bestände zur Saatguternte müssen besondere Anforderungen erfüllen. Die Ernte selbst wird überwacht, damit die Herkunft garantiert ist. Da die Bäume an Standorte und Klima in Schleswig-Holstein angepasst seien, nutze man am liebsten das eigene Saatgut für einen klimastabilen Mischwald der Zukunft, erläutert Schmidt-Hurtienne. Entsprechend wird die Ernte entweder zur Lohnanzucht, zur Freisaat oder auch zum Verkauf an Forstbaumschulen verwendet, die daraus Baumnachwuchs für Waldbesitzende in Schleswig-Holstein oder darüber hinaus ziehen. Daneben setzen die Landesforsten für die nächste Waldgeneration so oft wie möglich auf die Naturverjüngung der Wälder, ohne den Umweg über das Heranziehen neuer Bäume in Baumschulen zu gehen. Das funktioniert aber eben nicht überall und erst recht nicht bei der Neuanpflanzung von Wald. Die Saatguternte in den Landesforsten wird mit den Förstereien vor Ort organisiert und erfolgt mit eigenen Forstwirten oder auch mit Hilfe von regionalen Forstunternehmen. Ein Teil wird auch direkt über Verträge an Baumschulen vergeben.
»Darüber hinaus schmecken Produkte aus Bucheckern nicht nur Eichhörnchen und Buchfinken, sondern werden auch zur Herstellung ökologisch nachhaltiger und hochwertiger Lebensmittel verwendet«, erläutert Schmidt-Hurtienne. Für die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten sei das eher ein Nebenprodukt. Bucheckern als Wald-Lebensmittel werden in den Landesforsten auf einigen ausgesuchten, kleineren Flächen gesammelt, die keine anerkannten Saatgutbestände nach dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) sind, und deren Saatgut somit nicht in Forstbaumschulen verwendet werden darf. Das Auslegen der Netze findet ausschließlich dort statt, wo das Kronendach so dicht ist, dass eine Naturverjüngung sich nicht durchsetzen könnte oder auf Rückwegen und in Randbereichen von Freiflächen. Natürlich werde auch hierbei streng auf die ökologische Verträglichkeit für das Waldökosystem geachtet. Und die Förster raten zur Vorsicht: Bucheckern müssen fachkundig verarbeitet werden, wenn sie zum menschlichen Verzehr bestimmt sein sollen. Frisch und unbehandelt sollten sie auf keinen Fall gegessen werden!