Forstgewerkschaft sieht Waldkrise noch nicht beendet

Foto: Rainer Städing

Die Forstgewerkschaft Bund Deutscher Forstleute sieht die Wälder und die Forstwirtschaft weiterhin in einer existenziellen Krise. „Die letzten drei Katastrophenjahre haben gezeigt, dass unsere Wälder systemrelevant sind - für das weltweite Klima genauso wie für den täglichen Spaziergang vor der Haustür", so Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Die rein betriebswirtschaftliche Ausrichtung der Waldbewirtschaftung sowie der bis heute andauernde Abbau von Forstpersonal und ständige Umstrukturierungen haben sich für den Wald der Zukunft, so wie ihn die Gesellschaft braucht, als falsch erwiesen."

Hinter den fast 300.000 Hektar abgestorbener Waldflächen und rund 180 Millionen Kubikmeter zwangsweise angefallener und somit ungeplanter Holzmengen in den letzten drei Jahren stünde eine enorme Anstrengung der ForstmitarbeiterInnen die Schäden zu bewältigen und die Wiederbewaldung zu stemmen.

„Dieses Engagement teilweise bis an die Leistungsgrenze ist kräftezehrend und die Wald-Klimakrise noch lange nicht vorüber", knüpft Dohle an die Corona-Krise an. „Ebenso wie bei den Pflegekräften und dem Gesundheitspersonal müssen wir für unsere Wälder unbedingt über das nicht mehr ausreichend vorhandene Forstpersonal reden. Zur Bewältigung der künftigen Herausforderungen bei der Waldentwicklung und zur fachgerechten Umsetzung der Milliardenhilfen brauchen wir wieder mehr Fachleute im Wald".

Auch seien die Waldschäden der letzten drei Jahre noch nicht zu Ende. „Trockene Waldböden, unendlich viele Borkenkäfer im Winterquartier und jede Menge lädierte Fichtenwälder werden uns je nach Witterungsverlauf auch in den nächsten Jahren weitere Schäden bescheren", so Dohle. Die große Herausforderung, nämlich die Entwicklung der etwa 3 Millionen Hektar noch naturferner Nadelholz-Reinbestände (das sind 25 Prozent unserer Waldfläche), hin zu laubholzreichen Mischwäldern, müsse nach Einschätzung des BDF deshalb in den kommenden Jahren absolute Priorität haben!

Für den BDF stehen die Waldbesitzer und Förster vor einer enormen Zäsur. Während der Wert des Waldes für die Gesellschaft und in den Augen vieler Bürger deutlich steige, werde immer klarer, dass der Holzertrag aus den Wäldern nicht ausreiche, die klimaresilienten Mischwälder der Zukunft aufzubauen und das dafür notwendige Fachpersonal zu finanzieren.

So gerieten verständlicherweise die sogenannten Gemeinwohlaufgaben, also die Schutz- und Erholungsfunktionen, in den Blick, die der Wald bislang kostenfrei liefere. „Eine wenig beachtete Gemeinwohlfunktion ist zum Beispiel die ständige Verkehrssicherung an ungezählten Kilometern Straßen und Bahnstrecken", erläutert Dohle als Beispiel, dass die öffentlichen und privaten Waldbesitzer Leistungen erbringen, von denen andere – hier der ungefährdete Verkehrsfluss- profitieren. Alleine etwa 73.500 km des überörtlichen Straßennetzes und 12.300 km des Schienennetzes führen durch Wälder und die Standsicherheit der Bäume muss dort zweimal jährlich durch Forstleute kontrolliert werden. Gemeindestraßen und bebaute Flächen sind dabei nicht mitgezählt.

 

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