FOREXT Netzwerk zu Besuch in NRW

Internationaler forstfachlicher Austausch

Die Forst- und Holzwirtschaft in Europa steht vor großen Herausforderungen: Klimawandel, zunehmende Kalamitätsereignisse in den Wäldern und der Druck auf eine nachhaltige Ressourcennutzung erfordern innovative Ansätze und eine intensive Zusammenarbeit von Fachleuten. Insbesondere der Wissensaustausch zwischen verschiedenen Ländern und Organisationen spielt dabei eine entscheidende Rolle, um zukunftsfähige Lösungen für die Waldbewirtschaftung zu entwickeln.

 

Um diesen Austausch von Wissen und Erfahrungen zu forstwirtschaftlichen Themen auch auf internationaler Ebene zu vertiefen, organisierte Wald und Holz NRW in seiner Funktion als Mitglied im FOREXT-Netzwerk vom 9. bis 13. September 2024 eine Fachexkursion, bei der 22 Waldbesitzende und Forstfachleute aus Lettland zu Gast in Nordrhein-Westfalen waren.

 

FOREXT ist ein Netzwerk aus 21 Organisationen, die sich über 16 europäische Länder verteilen und gemeinsam das Ziel verfolgen, Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für private Waldbesitzende zu schaffen und zu fördern.

 

Internationaler Austausch als Motor für Innovationen

 

Der Wissenstransfer zwischen europäischen, forstwirtschaftlichen Organisationen und das Lernen voneinander sind wesentliche Faktoren für eine stete Weiterentwicklung der Waldbewirtschaftung. Ein Beispiel dafür ist der aktive Dialog von Wald und Holz NRW mit lettischen Forstfachleuten im Rahmen der Exkursion im September 2024. Dabei tauschten sich die Teilnehmenden intensiv über aktuelle Themen der Waldbewirtschaftung aus – von der Wiederbewaldung bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Birkenholz. Die langjährige Erfahrung der lettischen Waldbesitzenden in der Bewirtschaftung von Birkenwäldern brachte dabei wertvolle Impulse in die Diskussion ein und zeigte, wie wichtig und zentral der grenzüberschreitende Wissensaustausch ist.

 

Ein zentraler Aspekt der modernen Forstwirtschaft – und damit auch der Exkursion durch NRW - ist die praxisnahe Aus- und Weiterbildung von Forstleuten. Im Forstlichen Bildungszentrum (ZWH) von Wald und Holz NRW in Arnsberg-Neheim wird diese auf hohem Niveau umgesetzt. Den Exkursionsteilnehmenden wurden in diesem Zusammenhang viele Möglichkeiten, die am FBZ geboten werden, vorgestellt. Moderne Schulungsmethoden wie die Nutzung von Harvestersimulatoren spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Technologie ermöglicht es, die komplexe Bedienung von modernen Holzerntemaschinen in einem virtuellen Raum anhand von Realsituationen zu erlernen und zu trainieren, bevor diese in der Praxis eingesetzt werden.

 

Waldbewirtschaftung real simuliert

 

Trainingsflächen wie sog. „Marteloskope“ sind von großer Bedeutung für ein praxisorientiertes Waldbautraining von Forstleuten. Auf solchen speziell angelegten Flächen können waldbauliche Pflege- und Durchforstungsmaßnahmen unter realen Bedingungen simuliert und mit Hilfe von EDV deren Auswirkungen unmittelbar während der Übung beurteilt und nachvollzogen werden. Dies konnten die Exkursionsteilnehmenden auf einer Trainingsfläche des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft (ZWH) eigens ausprobieren.

 

Ein weiteres Thema, welches im Fokus der Exkursion stand, war die Wiederbewaldung von Fichten-Kalamitätsflächen – derzeit eine der drängendsten Herausforderungen in der Waldwirtschaft. In Nordrhein-Westfalen werden in diesem Zusammenhang verschiedene Ansätze untersucht, um die Wiederbewaldung und Begründung klimastabiler Mischwälder erfolgreich umzusetzen. Ein Schwerpunkt des fachlichen Austausches lag dabei auf der Rolle von Fichten-Dürrständern während der Wiederbewaldung nach Kalamitätsereignissen, der Aufforstung mit Buchenwildlingen sowie der zentralen Bedeutung angepasster Wildbestände für eine erfolgreiche Wiederbewaldung und Sicherung der Kulturen.

 

Potenziale der Baumart Birke

 

Im Kontext der Wiederbewaldung stand ein fachlicher Austausch zur Pionierbaumart Birke im Fokus des letzten Exkursionstages. Das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft (ZWH) forscht derzeit intensiv zu den Potenzialen der Birke – sowohl in der waldbaulichen Pflege als auch für die Verarbeitung von Birkenholz zu Holzbauprodukten. Dabei zeigt die Birke sowohl bei der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen sowie für die Holzverwendung große Potenziale. Langjährige Erfahrungen der lettischen Waldbesitzenden in der Birkenbewirtschaftung gaben wertvolle Impulse zu diesem Thema. Abgerundet wurde die fünftägige Exkursion durch die Besichtigung des zweigeschossigen Demonstrators für das Bauen mit der Birke im Zentrum HOLZ (Olsberg).