Ferndiagnose am Patient Wald - Drohnenbilder unterstützen Förster bei Erfassung des Waldzustandes

Freising, 22.08.2022 - Seit 1983 untersucht die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) jährlich den Gesundheitszustand der bayerischen Wälder. Für diese Waldzustandserhebung sind jeden Sommer speziell geschulte Forstfachleute mit Fernglas, Kompass, Maßband und Schreibblock unterwegs und erheben an rund 12.000 Bäumen sämtliche Blatt- bzw. Nadelverluste sowie aufgetretene Schäden. Parallel zu diesen Aufnahmen vom Boden aus untersucht die LWF, inwieweit diese Zustandserhebung der Baumkronen künftig nicht effektiver mit Drohnenbildern erfolgen kann.

Bei der terrestrischen Erfassung des Waldzustands geht der Blick mit dem Fernglas immer zuerst nach oben: Als wichtigster Parameter der Erhebung wird zunächst die Dichte der Belaubung bzw. der Benadelung angeschätzt. Daneben werden Fraßschäden durch Insekten, Trockenschäden, Befall durch Pilze und Bakterien und weitere Schäden erhoben. Die erhobenen Daten zeichnen ein detailliertes Bild über das Ausmaß der aktuellen Probleme in unseren Wäldern. Dies ermöglicht es, zielgerichtet auf die neuen Herausforderungen im Klimawandel zu reagieren.

 

Die LWF erprobt jetzt mit verschiedenen Drohnentypen und hochauflösenden Kameras den diagnostischen Blick von oben nach unten. Parameter wie die Baumhöhe, der Kronenzustand, die Bestandesstruktur, das Holzvolumen oder die Kohlenstoffvorräte sollen künftig aus der Luft erhoben werden. Die verschiedenen Spektralfarben des Laubes bzw. der Nadeln geben zudem weitere wichtige Hinweise zur Vitalität der untersuchten Bäume. Durch die gleichzeitige Betrachtung vom Boden und aus der Luft können diese beiden Methoden sehr genau miteinander verglichen werden. Am Ende des mehrjährigen Entwicklungsprozesses soll die Auswertung mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz vorgenommen werden. Schon jetzt konnte aber festgestellt werden, dass mit Drohnen schneller eine größere Fläche beurteilt werden kann, die terrestrische Aufnahme aber derzeit noch einen höheren Detailgrad erreicht.

 

Bayern hat bei der Datenerfassung des Waldzustands mittels Drohnen eine Vorreiterrolle. Bundesweit wird dann in einigen Jahren gemeinsam entschieden, ob das Drohnenverfahren das bisherige personalintensive terrestrische Verfahren ablösen kann. Bis die neue Methode aus der Luft also der Standard wird, sind noch viele Flug- und Rechenstunden nötig. Zukünftig könnten dann im Sommer über Bayerns Wäldern öfters einmal Drohnen der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft unterwegs sein.