(Reinhausen / Herzberg) Die Niedersächsischen Landesforsten entwickeln ein ehemaliges Kiesabbaugebiet in einen hochwertigen Naturlebensraum. Die Arbeiten zur Renaturierung einer langjährigeren Bodenabbaufläche am Stadtrand von Herzberg sind weitestgehend abgeschlossen. Das teilt das Forstamt Reinhausen mit. Ziel des Forstamtes und der Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen ist es, die Kiesflächen in einen mit Rindern beweideten Lebensraumkomplex aufzuwerten. Die jahrzehntelang zur Rohstoffgewinnung genutzte Kulturfläche zwischen Harz und Rotenberg ist mittlerweile in ein vielgestaltiges Kleinod für Insekten, Amphibien, Reptilien und Vögel umgestaltet und soll sich weiterentwickeln. Forstleute, Natur- und Artenschutzvertreter besichtigten kürzlich die inzwischen abgeschlossenen Erdarbeiten und die neuangelegten Stillgewässer. Mit Austreiben der Vegetation und Fertigstellung der Einfriedung sollen ab Mai Hochlandrinder die teils bewaldete, teils halboffene und mit Feuchtbiotopen durchzogene "Herzberger Aue" bereichern.
Die Rinder übernehmen langfristig die Pflege der von Menschenhand neu gestalteten Niederung. Sie verbeißen Büsche, Bäume und Gräser. Sie sorgen mit ihren Klauen für offenen Boden, der Insekten und Amphibien als Lebensraum dient. Heuschrecken, Schmetterlinge, Kröten oder Vögel sind nur einige der Tierarten, die die ausgebaggerten Feuchtgebiete, Kies- und Sandflächen und sonstige Kleinbiotope bewohnen werden. Das Gebiet wurde als ein sogenannter Kompensationspool von der Naturschutzbehörde des Landkreises anerkannt. Hier können zukünftig Eingriffe in die Natur, die durch Baumaßnahmen in der Natur entstehen, kompensiert werden. Die ersten solcher Flächenpools in Südniedersachsen richteten die Landesforsten bereits vor rund 20 Jahren ein. Mithilfe der Forstleute sind daraus weit über die Landkreise hinaus beachtete Naturoasen entstanden.
Ökologische Aufwertung mit Weidetieren
Weidetiere gestalten und erhalten eine kulturhistorische, halboffene Hutewald-Landschaft. Rinder lichten die bereits vorhandenen und nachwachsenden Wälder aus. Sie verändern die Zusammensetzung der Baumarten und ermöglichen lichtbedürftigen Pflanzen das Wachsen. Alte und abgestorbene Bäume bleiben auf der Fläche erhalten. Spezielle Steinschüttungen im Uferbereiche der Kunstgewässer bieten Versteckmöglichkeiten für Amphibien und Reptilien.
Die seltene Knoblauchkröte kann sich in sandigem Boden eingraben. Die Grabe-Erde wurde eigens angeschüttet und soll regelmäßig mit landwirtschaftlichem Gerät aufgelockert werden. Diese und weitere Verbesserungsmaßnahmen schlägt ein Fachgutachten vor, das die Landesforsten mit Unterstützung von Fachleuten der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen haben anfertigen lassen. Das Gutachten bewertet die Kiesgrube als geeignet zur Renaturierung.
Pressemitteilung: Niedersächsische Landesforsten