Die Mehlbeere - Mutter vieler Arten

Der Baum des Jahres spielt in der Forstwirtschaft in Baden-Württemberg bislang eine eher unscheinbare Rolle. Mit Blick auf die Zukunft, sollte man die Echte Mehlbeere aber nicht aus den Augen verlieren.

Sie ist unscheinbar. Kein stattlicher Baum, sondern eher ein großer Strauch. Die Mehlbeere wird gerne übersehen. Gerade weil sie neben ihrer großen Schwester, der Elsbeere, wenig Aufmerksamkeit bekommt. Doch Max Reger, Vorstandsvorsitzender von ForstBW, weiß die Pflanze aus der Gattung Sorbus zu schätzen: „Wir haben in Baden-Württemberg vor allem auf der Schwäbischen Alb etliche Standorte, auf denen die Mehlbeere einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt und zum ökologischen Wert der Wälder leistet“.

An Waldrändern, in Steinbrüchen und auf kalkhaltigen Standorten, auf denen die Buche ihr Licht zum Leben lässt, pflanzen die Forstwirtinnen und Forstwirte von ForstBW die Mehlbeere sogar aktiv an. „Die Früchte der Mehlbeere bieten etlichen Vogelarten im Herbst Nahrung. Sie stellt deshalb eine wichtige Bereicherung für den Speiseplan im Wald dar“, erklärt der Forstexperte. Da die Mehlbeere sehr gut mit trockenen Standorten zurechtkommt, wird sie auch im Klimawandel immer wertvoller.

 

Der ökonomische Wert der Mehlbeere ist allerdings überschaubar. Der niedrige Wuchs von bis zu 15 Metern Höhe und die Neigung, sich schon in der Jugend stark zu verzweigen, sind der Grund dafür, dass das Holz der Mehlbeere nur wenig genutzt wird. „Der große ökologische Wert ist für uns hier ausschlaggebend. Denn Naturschutz ist neben der Holznutzung und dem Erholungsfaktor die dritte große Säule in unserer Waldbewirtschaftung“, beschreibt Max Reger.

 

Doch die Mehlbeere hat noch weitere spannende Eigenschaften. Zusammen mit anderen Sorbus-Arten, wie der Elsbeere oder der Eberesche, neigt sie zu Kreuzungen. So entstehen kleinräumig immer wieder neue Unterarten und Lokalformen, die ihren eigenen Beitrag zur Biodiversität in den Wäldern leisten. „Die Mehlbeere ist eine Art, die zwar ökonomisch eher unbedeutend bleibt, ihr ökologischer Wert ist dafür umso größer. Mit ihren roten Früchten, dem silbergrünen Sommerlaub und ihrer bunten Herbstfärbung leistet sie auch ihren Beitrag zu einem vielfältigen Waldbild“, fasst der Forstexperte zusammen.