Deutsche Holzforscher bringen Licht in die Besiedlung einer Südseeinsel

Tangential- (oben) und Radialschnitt (unten) durch die Holzprobe des polynesichen Speeres Kaumaile, mit dem das Holz als Casuarina equisetifolia (Eisenholz) identifiziert wurde. Foto: vTI

Vor vielen Generationen erreichte der seefahrende Held Tefolaha das Südsee-Atoll Nanumea und wurde zum Ahnherrn der dortigen Bewohner – so die Legende. Die heutigen Einwohner des Atolls halten nicht nur die Erinnerung an ihre Vorfahren hoch, sie besitzen auch noch einen alten, charakteristisch geformten Holzspeer namens „Kaumaile“, den ihr Urahn mit auf die Insel gebracht und mit ihm sogar den Riesen Tuulapoupou besiegt haben soll.

Alles nur eine Sage? Als vor einigen Jahren die Wissenschaftlerin Heather Lazrus das Atoll für soziologische und umweltkundliche Untersuchungen aufsuchte, stellte sich heraus, dass das Holz für den „Kaumaile“ vor rund 880 Jahren gefällt worden war. Doch woher kamen der Speer und der Urvater Tefolaha?

Hier kam im April 2014 das Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte in Hamburg ins Spiel. Die dortigen Experten sind in der Lage, praktisch jedes Holz in der Welt zu bestimmen, denn sie verfügen über eine über Jahrzehnte aufgebaute Holzsammlung von mehr als 12.000 Arten, die als Referenzmuster dienen. Tatsächlich gelang es, mit mikroskopischen Untersuchungen, das Holz als Casuarina equisetifolia, zu deutsch Eisenholz oder Strand-Kasuarine, zu identifizieren. Diese Holzart kommt ursprünglich in Indien, Indochina, Australien, Polynesien und den Fidschi-Inseln vor, wurde aber auch in Samoa kultiviert – dort, wo der Held Tefolaha den Speer in der Schlacht genutzt haben soll. Die Bewohner des Südsee-Atolls Nanumea können schon jetzt voll Stolz sagen, dass sie mit dem Speer Kaumaile eine wertvolle Reliquie aus der Frühzeit der Besiedlung ihrer Insel in Händen halten.