Der Siebenschläfer (Glis glis) – ein ganz besonderes Wildtier

Der heimische Bilch pflanzt sich nur fort, wenn genügend Futter für den Nachwuchs zu erwarten ist, andernfalls schläft er einfach weiter

Eine alte Bauernregel besagt: „Siebenschläfer Regen – sieben Wochen Regen” oder „Ist der Siebenschläfer nass, regnet´s ohne Unterlass”. Mit diesen Regeln versuchte man früher das Wetter vorherzusagen. Heute wissen wir: „Der Siebenschläfer hat mit dem Wetterbericht nur bedingt zu tun. Und trotzdem sagt auch er etwas voraus: die Buchenmastereignisse im Herbst“, so Julia-Marie Battermann, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. 

 

Die meisten Baumarten fruchten in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen besonders stark. In einem Jahr mit besonders hoher Samenproduktion spricht man von einem Mastjahr. Jede Baumart hat einen eigenen Rhythmus der wiederkehrenden Mastjahre. Bei Buchen tritt alle drei bis sechs Jahre ein solches Ereignis ein. Dieses Jahr ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder soweit und im Herbst wird es, zur Freude vieler Wildtiere, viele Bucheckern geben. Insbesondere der Siebenschläfer, die größte in Deutschland vorkommende Bilchart, ist bestens an diese schwankende Nahrungsverfügbarkeit angepasst und kann sie offenbar auch voraussehen: In Jahren der Buchenmast, also solchen mit einer großen Nahrungsverfügbarkeit im Herbst, gibt der Siebenschläfer alles, um sich erfolgreich zu vermehren. Ist die Anzahl der Buchenblüten jedoch im Frühjahr gering und sind damit auch im Herbst wenig Bucheckern zu erwarten, dann investiert der Bilch in sein eigenes Überleben und nutzt die verfügbaren Ressourcen für den Aufbau seiner Fettreserven für den kommenden Winterschlaf. Für Fortpflanzung ist in solchen Jahren keine Zeit.

 

Mit der Reproduktion kann der Siebenschläfer mehrere Jahre aussetzen und abwarten, bis die Umweltbedingungen wieder günstig sind. Das ist für den Erhalt der Art nicht weiter schlimm, denn anders als die meisten anderen Nagetiere können Siebenschläfer mit bis zu 13 Jahren sehr alt werden und sind auch im hohen Alter noch fruchtbar. So können sie Phasen ohne Reproduktion ausgleichen. 

 

Auch die Länge seines Winterschlafs passt der Siebenschläfer an Mast-Ereignisse an. Normalerweise verschläft er nur die Wintermonate. In Jahren mit einer geringen Nahrungsverfügbarkeit verlängert der Bilch seinen Schlaf auf bis zu elf Monate – „ein absoluter Rekord im Tierreich“, sagt die Bilchexpertin. „Der Siebenschläfer geht in Jahren ohne Mast oft früher in den Winterschlaf und verharrt länger in diesem Zustand des reduzierten Stoffwechsels.“ Aber woher weiß der Siebenschläfer, wann es sich lohnt aufzuwachen und wann nicht? Dafür hat er eine innere Uhr, auf die er sich verlassen kann. Sicher ist: Wenn es ab dem 27. Juni sieben Wochen lang regnet, kann der Siebenschläfer nichts dafür. 

 

Hier geht es zum Siebenschläfer-Steckbrief: https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/siebenschlaefer