Der jahrelange Kampf des Waldes gegen den Müll

Quelle: PEFC

Erfurt (hs): Es gibt nichts, was heutzutage nicht im Wald, am Wald und in der Nähe von Wald landet: Vom Grünschnitt über Bauschutt bis zu Hausrat und Autobatterien. Thüringens Försterinnen und Förster klagen nach wie vor  über gedankenloses Wegwerfen von Kleinmüll wie auch große illegale Müllablagerungen, die mit der beginnenden warmen Jahreszeit wieder Konjunktur haben. Das Thüringer Waldgesetz ahndet derartige Praktiken mit Bußgeldern bis zu 12.500 €. Dabei ist es doch für jeden Naturfreund selbstverständlich, nach einem Picknick im Wald seinen Verpackungsmüll oder mitgeführte Glasflaschen wieder in seinen Rucksack zu verpacken. Speziell bei Gartenabfällen im Wald herrscht aber oft ein geringes Unrechtsbewusstsein. Was viele unterschätzen: Gerade die illegale Entsorgung von Gartenabfällen im Grünen machen den Waldbesitzern und Förstern Sorgen. Denn die negativen Folgen für das Ökosystem sind oft langwierig und unumkehrbar.

 

Jahrhunderte und länger kann der natürliche Abbau von Müll dauern

Während ein sorglos weggeworfener Apfel in zwei Monaten abgebaut ist, braucht es für eine Bananenschale schon drei Jahre. Ein Kaugummi lässt sich fünf Jahre Zeit. Der Wald braucht für den Abbau einer Zigarettenkippe zehn Jahre, für eine Plastiktüte 20 Jahre, für eine Batterie 100 Jahre. Für eine PET-Flasche braucht es 450 Jahre, für eine Getränkedose 500 Jahre. Wer denkt, dies sei eine lange Zeit, der irrt: Styropor braucht zum natürlichen Abbau 6.000 Jahre, Glas 50.000 Jahre. In diesen Zeiträumen ist zusätzlich auch die Vergiftung der Umwelt, etwa bei Batterien und Zigarettenkippen, zu sehen. Zigarettenkippen etwa sind hochtoxisch. Rund 4.000 Chemikalien, unter anderem Blei, Kupfer und Cadmium, werden durch den Regen aus den Kippen ausgewaschen. Ein Nikotin-Wasser-Gemisch tötet Forellen in wenigen Sekunden. Eine Kippe kann bis zu 200 Liter Grundwasser verunreinigen. „Es ist für mich als naturbewusster Mensch immer wieder verblüffend, welche Achtlosigkeit im Umgang mit Müll herrscht“, so Gebhardt weiter. Genau diese Achtlosigkeit und zusätzlich ein geringes Unrechtsbewusstsein scheinen auch bei der Entsorgung von Gartenabfällen im Wald vorzuherrschen. Denn mit widerrechtlich abgelagerten Gartenabfällen, Erd- und Pflanzmaterial aus Blumentöpfen, Wohnungspflanzen, Hecken- und Strauchschnitt und Rasenschnittgut finden immer mehr gebietsfremde, oft genug exotische  Arten den Weg von Baumärkten und Gärtnereien in den Wald. Dort verbreiten sie sich über Knollen, Stengel- oder Wurzelstücke und gefährden das heimische Ökosystem, führen zu wirtschaftlichen Schäden oder bedrohen die Gesundheit des Menschen.

 

Illegale Gartenabfälle im Wald fördern gebietsfremde Arten

„Wegen seiner Naturnähe und seiner räumlichen wie strukturellen Ausdehnung ist der Wald eine bedeutender Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere“, erläutert Gebhardt. In Thüringens Wäldern kommen geschätzt 2.700 Arten an Farn- und Blütenpflanzen, zusätzlich etwa 800 Moosarten, 3.000 Großpilzarten und über 10.000 Tierarten vor – Tendenz steigend. Viele Waldareale sind vergleichsweise naturnahe bis natürliche Vegetationsformen. Immer mehr ist Wald Ersatzlebensraum und Rückzugsgebiet für Arten, deren ursprüngliche Lebensräume heute zerstört sind oder intensiv genutzt werden. Gebietsfremde Arten können dieses sensible Waldökosystem bedrohen, indem sie sich dort stark vermehren, heimische Arten verdrängen und negative Auswirkungen zeigen – etwa durch Veränderung des Nährstoffhaushaltes des Waldbodens. Auch verdrängen Riesenbärenklau, Indisches Springkraut und Japanischen Staudenknöterich örtlich die Naturverjüngung heimischer Baumarten. Der Riesenbärenklau kann auch direkt die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen, etwa durch allergische Reaktionen bei Berührung. Gebhardt appelliert an das Umweltbewusstsein jedes Einzelnen, die Gefährdung unserer heimischen Wälder durch illegale Müllablagerungen ernst zu nehmen.

 

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