Das Toughpad immer in der Hand

Förster Daniel Hook zeigt: Viele Klischees sind überholt

Auf seinem Tablet markiert er, wo Fichten stehen, die vom Borkenkäfer befallen sind und gefällt werden müssen. Dank GPS-Signal erfasst der Computer seinen genauen Standort. Seit 2014 sind die mobilen Computer bei Wald und Holz NRW im Einsatz (Quelle: Katja Niewienda, Wald und Holz NRW).

Mit einer Säge in der Hand und dem Gewehr über der Schulter streift er im Lodenmantel durch den Wald. Solche Klischees über Förster sind immer noch weit verbreitet. Daniel Hook aus dem Münsterland sieht dagegen ganz anders aus. Statt Säge und Gewehr hat er immer sein Toughpad dabei. Momentan kämpft er vor allem gegen Schädlinge, Sturmschäden und die Trockenheit der letzten Monate.

Umgestürzte Fichten erinnern an den Sturm im letzten Jahr. Bei jedem seiner Schritte knistern die trockenen Äste unter seinen Schuhen. Das Geräusch vorbeifahrender Autos auf der A1 nebenan bildet ein gleichmäßiges Summen. Zarte Sonnenstrahlen fallen zwischen Buchen und Fichten hindurch. Der Wetterbericht sagt einen heißen Sommertag voraus. 

 

Förster Daniel Hook schaut immer wieder nach oben und betrachtet die abgestorbenen kahlen Äste der Fichten. Dann schüttelt er die Spraydose und zeichnet einen schrägen Strich auf die Rinde. Dieser Baum muss gefällt werden. Genauso wie über 100 andere auf einer Fläche von ungefähr vier Fußballfeldern. Heute Morgen ist er in einem seiner Waldgebiete, der Forstparzelle „Hoher Zuschlag“, unterwegs. „Wir entnehmen vor allem die vom Borkenkäfer befallenen Fichten. Die, die schon komplett braun und abgestorben sind, lassen wir stehen oder liegen“, sagt Daniel Hook. Tote Bäume kann ein Borkenkäfer nämlich kein zweites Mal befallen.

 

Von Minute zu Minute wird es heißer. Daniel Hook achtet beim Auszeichnen der Bäume nicht wirklich darauf, wo er hinläuft. „Um zu erkennen, ob eine Fichte mit Borkenkäfern befallen ist, betrachte ich ihre Krone. Wenn man als Förster deshalb öfter in die Luft schaut, kann es schon mal vorkommen, dass man umknickt. Das ist mir auch schon mal passiert“, erzählt er.

 

Dann markiert er die Rückegassen am Stamm der Bäume mit zwei weißen übereinander verlaufenden Strichen; Wegweiser für Forstmaschinen, wie zum Beispiel einen Harvester. Er kommt in den nächsten Wochen, fällt die markierten Bäume und legt die getrennten Holzstämme entlang der Rückegassen ab. Von dort aus wird das Holz dann mit einem Forwarder zu den Zwischenlagerplätzen gebracht. Immer in seiner Hand: das Toughpad. Mit dem mobilen Outdoor-Computer kann er die markierten Käferfichten und Rückegassen sofort vor Ort digital kartieren. Früher musste der Förster erst alles per Hand aufschreiben und die Daten später nochmal in seinen Computer im Büro übertragen. Doppelte Arbeit, die jetzt wegfällt. Heute ist er mit dem Toughpad auch im Wald mobil.

 

Entlang einer Landstraße bei Davensberg kontrolliert er regelmäßig, ob von den Bäumen eine Gefahr für die vorbeifahrenden Autos ausgeht. Er kämpft sich durch ein dichtes Gestrüpp aus Brennnesseln und Brombeeren und markiert kranke Eschen und Eichen. Auch sie lechzen nach Wasser.

 

Eine Kahlfläche nur wenige Kilometer entfernt zeigt das ganze Ausmaß der vergangenen Dürremonate. Vereinzelt strecken ein paar Kiefern ihr lädiertes Haupt dem blauen Himmel entgegen, der noch immer keinen Tropfen Regen verspricht. Sie lassen lediglich erahnen, dass hier einst ein dicht bewachsener Fichtenwald stand. Für Spaziergänger sind das schlimme Bilder, für den Förster liegt darin auch eine Chance. „Die meisten Eichenwälder im Münsterland sind  auch auf Freiflächen entstanden. Eichen benötigen zum Wachsen viel Sonnenlicht. Sie und andere lichtbedürftige und klimastabilere Baumarten als die Fichte können hier gut wachsen. Für mich ist dieser Anblick daher wenig erschreckend“, erzählt er. 

 

Dann: ein Treffen mit einer Biologin vom Nabu NRW im Venner Moor. Gemeisam besprechen die beiden, dass einige Birken auf einer Heidefläche entfernt werden müssen. Birken entziehen der Fläche Licht und bringen Nährstoffe herein, die der Heide schaden. 

 

Was er im Wald braucht, verstaut er im Kofferraum: Neben den Spraydosen, einer Schutzkleidung und einem Fernglas hat er auch immer eine Kluppe dabei. Ein Gerät, mit dem er den Durchmesser der Stämme misst. Ihre Länge erfasst er ganz klassisch mit einem Maßband. Bewährte Arbeitsgeräte, mit denen Förster schon vor Jahrzehnten gearbeitet haben. 

 

Daniel Hook lebt und arbeitet in einem Forsthaus in Senden. Nebenan in der Werkstatt bereiten sich ein Forstwirt und zwei Azubis auf die Arbeit im Wald vor und bauen zum Beispiel Hochsitze für die Jagd. Gerade jetzt ist es wichtig, die Wildbestände im Wald zu regulieren. Denn viele der Jungbäume schaffen es nur, wenn sie vor dem Verbiss von Schalenwild, wie beispielweise Rehen, geschützt werden.

 

Für den jungen Förster ist noch alles recht neu. Erst seit wenigen Monaten leitet er das Revier Tiergarten im Münsterland. Vorher war er Betreuungsförster und hat private und kommunale Waldbesitzer beraten. Nun kümmert er sich um staatliche Waldflächen und ist mit ganz neuen Aufgaben vertraut. Der 36-Jährige steht für einen Generationenwechsel, wie er bei Wald und Holz NRW gerade in vielen Bereichen abläuft. 

 

Sein Revier ist kein zusammenhängendes großes Waldgebiet, sondern besteht teilweise aus relativ vielen und kleinen Waldstücken. Ihm macht das nichts aus. „Ich bin ein ruheliebender Mensch, der gern im Wald ist“, erzählt er. Egal wie groß oder klein der Wald ist. Und: „Die verschiedenen Strukturen und Böden machen meine Arbeit besonders abwechslungsreich.“

 

In der Mittagshitze geht es zurück zum Forsthaus. Seine zwei Hunde, ein kleiner Münsterländer und ein Springer Spaniel, begrüßen ihn am Gartenzaun. Oft begleiten sie ihn in den Wald. Der Jagdhund als treuer Begleiter des Försters – den gibt es wohl tatsächlich. Bei den anderen Klischees über Förster ist die Zeit dagegen sichtbar weitergegangen. Statt Jacken aus festem Loden-Stoff oder karierte Holzfällerhemden trägt Daniel Hook grüne Funktionskleidung. Weder Gewehr noch Säge hängen über seiner Schulter.       

         

 „Mehr als die Hälfte meiner Arbeit findet tatsächlich am Schreibtisch statt. Das ist ziemlich viel Büroarbeit und dauert dann doch länger, als man denkt“, erzählt Daniel Hook als er durch einen Stapel zusammengehefteter Holz-Listen blättert. Zurzeit sogar besonders viel. „Aktuell lagert relativ viel Holz an den Waldwegen“, erzählt er. Erst wenn er das Holz erfasst hat, kann er es verkaufen. Daniel Hook ist froh über jeden, der noch Fichtenholz kauft. Viele holzverarbeitende Betriebe sind schon überlastet, zu groß ist derzeit das Angebot.

 

Noch den ganzen Nachmittag wird er im kühlen, dunklen Büro verbringen, bevor es morgen wieder in den Wald geht. In den nächsten Wochen, Monaten und Jahren wird Daniel Hook damit beschäftigt sein, die Borkenkäfer-Kahlflächen wieder aufzuforsten und den Wald für die Zukunft zu rüsten.

 

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