Spirke und Latsche sind Unterarten der gleichen Art, der Bergkiefer. Bergkiefern sind auf diesen feuchten und sauren Extremstandorten meist die wichtigsten und streckenweise sogar die einzigen Baumarten. Die Erkrankung greift aber nicht nur an den Hochmooren, sondern auch in den Alpentälern, im Isarursprungstal im Karwendel und im Wimbachgries im Nationalpark Berchtesgaden bei den Latschenkiefern um sich.
Nach einer Infektion mit dem Pilz der Lecanosticta-Nadelbräune (Lecanosticta acicola) bilden sich anfangs gelbe Flecken auf den Nadeln, die sich im weiteren Verlauf braun färben und die Nadeln zum Absterben bringen. Die Bergkiefern verkahlen mit der Zeit und sterben letztlich ab. Bei einem starken Befall bietet sich im Moor ein erschreckender Anblick mit vielen abgestorbenen Baumgerippen.
Experten vermuten, dass die starke Zunahme der Schäden mit den immer häufigeren Trockenperioden und den abnehmenden Wasserpegelständen zusammenhängen könnte. Vor allem die Kombination aus Hitzeperioden, die die Bergkiefern schwächen, mit darauffolgenden Niederschlägen, könnte zu massenhaften Infektionen führen. Völlig erforscht ist das jedoch noch nicht. Daher ist auch ungewiss, ob und wie die Dynamik zu stoppen ist.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) hat daher ein Forschungsprojekt gestartet und will damit etwas Licht ins Dunkel bringen: „Wir werden uns zuerst einen Überblick über die Verbreitung verschaffen. Wenn wir wissen, wie intensiv die Symptome und das Absterben sind, erfassen wir die örtlichen Rahmenbedingungen“, erläutert Dr. Nicole Burgdorf. Sie ist Phytopathologin und leitet das Projekt. Ihr Kollege Maximilian Kiesel, der sich in den kommenden drei Jahren ausschließlich mit diesem Thema befassen wird, ergänzt, „Wir hoffen dadurch die Ursachen der Erkrankung zu klären, um dann abgesicherte Handlungsempfehlungen zu geben“. Und das ist wichtig, um Bergkiefern-Hochmoore und Latschen-Schutzwälder in Bayern langfristig erhalten zu können. Schließlich hat Bayern speziell für die Spirke eine besonders hohe Schutzverantwortung, denn ein großer Teil ihres weltweit kleinen Verbreitungsgebietes liegt in Südbayern aber auch in Ostbayern.