Begehrtes Saatgut für den Wald im Klimawandel Schwache Erntebilanz und Hoffnung für die Zukunft

Wachsen hier in Ottbergen (Kreis Höxter) die Bäume für den Wald der Zukunft? Um diese Frage zu klären, haben heute Martin Lappe von Wald und Holz NRW und Dr. Marius Zimmermann vom Zentrum für Wald und Holzwirtschaft Eichen, Buchen und Spitzahorn im Wald begutachtet.

Quelle: Stefan Befeld / Wald und Holz NRW - Gesund und gut gewachsen. Die Saatgutexperten Dr. Marius Zimmermann und Martin Lappe von Wald und Holz NRW begutachten, ob hier das Saatgut für den Wald der Zukunft wächst.

Quelle: Stefan Befeld / Wald und Holz NRW - Dieser Spitzahorn erfüllt die Qualitätsanforderungen der Saatgutexperten Dr. Marius Zimmermann und Martin Lappe von Wald und Holz NRW.

Quelle: Stefan Befeld / Wald und Holz NRW - Der Spitzahorn hat schon junge Früchte gebildet - wertvolles Saatgut für die nächste Waldgeneration.

Quelle: Stefan Befeld / Wald und Holz NRW - Die Samen dieses Spitzahorns dürfen als forstliches Saatgut verkauft werden, weil die Experten der Landesforstverwaltung Wuchs und Gesundheit der Bäume als besonders hochwertig eingestuft haben.

Quelle: Stefan Befeld / Wald und Holz NRW - Spitzahorn, eine von drei Baumarten, die heute in Ottbergen (Kreis Höxter) von den Saatgutexperten von Wald und Holz NRW begutachtet wurden.

Die Waldgenossenschaft Amelunxen (Kreis Höxter) möchte die Samen ihrer Bäume gern als Saatgut nutzen und verkaufen. Das geht nur, wenn die Experten Wuchs und Gesundheit der Bäume als besonders hochwertig einstufen und den Verkauf der Bucheckern, Eicheln und Ahornsamen als zugelassenes Saatgut genehmigen.

 

"Die Nachfrage nach forstlichem Saatgut ist riesig, dass Angebot eher mager", betonen Thomas Kämmerling und Andreas Wiebe, die das Leitungsduo von Wald und Holz NRW bilden. Andreas Wiebe: "Große Waldflächen sind durch die Folgen des Klimawandels, durch Dürre und Borkenkäfer zerstört.

Tausende Hektar müssen dringend mit Baumarten aufgeforstet werden, die im Klimawandel eine Chance zum Überleben haben." Thomas Kämmerling: "Wir setzen auf Mischbestände vor allem heimischer Baumarten. Eiche, Buche und Ahorn passen da sehr gut. Allein mit Naturverjüngung werden sich die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte nicht bewältigen lassen. Daher brauchen wir viel und gutes Saatgut."

 

Martin Lappe, Wald und Holz NRW: "Mit der Baumartenwahl treffen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer eine Entscheidung für mindestens 50, oft auch deutlich über 100 Jahre. Hochwertiges, an den Standort und das regionale Klima angepasstes Pflanzgut ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für ein gesundes und erfolgreiches Waldwachstum in der Zukunft. Daher darf im Wald nur Saatgut von zugelassenen Bäumen eingesetzt werden."

Das ist jedoch knapp. Nicht nur, weil der Bedarf groß ist.

 

Nach einem fast völligen Ernteausfall in der Saison 2021/2022 konnten die Saatgutexperten von Wald und Holz NRW in der gerade beendeten Erntesaison

2022/2023 wieder größere Mengen Baumsamen sichern. Bei Stiel- und Traubeneiche lagen die Mengen über dem langjährigen Mittel. Auch bei der Rotbuche wurde mit 7.803 Kilogramm Bucheckern der Durchschnitt der vergangenen Jahre fasst erreicht. Allerdings war die Qualität der Samen bei vielen Baumarten unterdurchschnittlich.  In Spitzenjahren wurden auch schon einmal 43.640 Kilogramm Bucheckern geerntet. Die Erntemengen des vergangenen Jahres sind vor allem auch den Anstrengungen der Ernteunternehmen und Baumschulen zu verdanken, die auch schwierigere Erntemöglichkeiten genutzt haben.

Starke Schwankungen bei der Saatguternte sind im Wald grundsätzlich normal. Buchen und Eichen produzieren in so genannten Mastjahren sehr viele Samen, um dann für mehrere Jahre nur wenige Bucheckern und Eicheln anzusetzen.

 

Ungewöhnlich sind die geringen Erntemengen des vorletzten Jahres trotzdem, erklärt Martin Lappe, Saatgutkontrollbeamter bei Wald und Holz NRW: "Die Dürre der letzten Jahre bedeutet für die Bäume Stress. Samen zu produzieren ist zusätzlicher Stress. Vielen Bäumen fehlte in den vergangenen Jahren schlicht und einfach die Kraft. Und das zu einer Zeit, in der Forstleute, Baumschulen und Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer mehr Saatgut brauchen als jemals zuvor."

 

Etwas Hoffnung für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer kommt nun aus Ottbergen im Hochstift. Die Bäume der Waldgenossenschaft Amelunxen sind ausreichend gut gewachsen und gesund um die wichtige Zulassung zu bekommen, sagt Martin Lappe. Ob sie tatsächlich im Herbst die begehrten Samen liefern ist ungewiss. Mit Spannung werden die Experten in wenigen Woche die Baumblüte beobachten. Sie liefert erste Hinweise für die kommende Erntesaison. Denn nur wenn die Bäume viele Blüten ansetzen, können sie viele Samen produzieren. Ob aus der Eichenblüte dann aber tatsächlich eine Eichel wird hängt noch von vielen Faktoren, ganz entscheidend aber vom Wetter und der ausreichenden Wasserversorgung, ab.

 

Weiterführende Informationen:

https://www.wald-und-holz.nrw.de/en/shop/forstsaatgut

 

https://www.wald-und-holz.nrw.de/en/aktuelle-meldungen/nrwebtv-bluehprognose

 

Über Wald und Holz NRW

Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen ist Teil der Landesforstverwaltung. Mit seinen 15 Regionalforstämtern, dem Nationalparkforstamt Eifel und 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - davon 300 Försterinnen und Förster in den Forstrevieren - ist Wald und Holz NRW flächendeckend im ganzen Land vertreten. Wald und Holz NRW kümmert sich um die Belange des Waldes, der mit 935.000 Hektar rund 27 Prozent der gesamten Landesfläche ausmacht. Dazu gehören Erhalt und Förderung des Waldes in NRW, Beratung und Betreuung des privaten und kommunalen Waldbesitzes, Bewirtschaftung von 124.000 Hektar landeseigenen Waldflächen sowie Forschung in den Bereichen Wald, Holzverwendung und Klima. Zum Aufgabengebiet zählen außerdem Umweltbildung, Naturschutz und Überwachung der Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften im Wald. Der Landesbetrieb zählt zum nachgeordneten Bereich des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen; zuständige Ministerin ist Silke Gorißen.