Erfurt (hs): Mit der Umstellung von Sommer auf Winterzeit wird es abends deutlich früher dunkel. Die herbstlichen Witterungsverhältnisse, speziell in der Dämmerung, stellen Autofahrende wie auch Bikerinnen und Biker vor besondere Herausforderungen. So suchen Wildtiere wie Rot-, Reh- oder Schwarzwild neue Einstände im Wald auf, weil mit der derzeit laufenden Zuckerrübenernte die Felder weitgehend abgeerntet sind und weder Futter noch Sichtschutz bieten. Das Wild kreuzt dabei regelmäßig öffentliche Straßen. Kürzere Tageshelligkeit und verstärkter Wildwechsel führen dazu, dass die Zahl der Wildunfälle im Herbst deutlich zunimmt. Die Wildexpertinnen und -experten der ThüringenForst-AöR raten daher Auto- und Motorradfahrenden, gerade in den Morgen- und Abendstunden, zu größter Vorsicht beim Befahren von Straßen durch Waldgebiete und an Feldrändern. Wenn Wild zu sehen ist: kontrolliert abbremsen, hupen und abblenden. Achtung: Wo ein Wildtier die Straße überquert, folgen oft weitere nach!
Verkehrswarnschilder „Wildwechsel“ beachten
Umsichtige Auto- und Motorradfahrende, die bei dem Verkehrswarnschild Wildwechsel insbesondere in den Dämmerungsstunden das Tempo reduzieren, die Straßenränder im Auge behalten und bremsbereit sind, können Wildunfälle wirksam reduzieren. Seit Jahren schwanken die Wildunfallzahlen in Thüringen zwischen 5.000 und 8.000 Fälle – bundesweit ereigneten sich im Versicherungsjahr 2022 fast 260.000 Wildkollisionen, (blech)schadensfreie Wildkollisionen mit Fuchs und Hase oder ähnlichen kleinen Wildarten nicht eingerechnet. Der durchschnittliche Wildschaden am KFZ wird dabei mit über 3.600 € beziffert und üblicherweise durch die Teilkaskoversicherung geregelt. Die jährlichen Schwankungen führen die Forstprofis im Wesentlichen auf die von Jahr zu Jahr wechselnden Wildbestandshöhen zurück. So können speziell Wildschweinpopulationen innerhalb eines Jahres mit extremen Reproduktionsraten auf milde Winter und eine gute Äsungssituationen reagieren.
Bei Wildunfällen: Bitte nicht einfach weiterfahren!
Was aber tun, wenn es doch zu einem Wildunfall gekommen ist? Die Forstleute empfehlen: Ruhe bewahren und die Polizei oder den Jagdausübungsberechtigten, i. d. R. der Jagdpachtende, rufen. Ist das Tier vor Ort verendet, warten bis die Polizei eintrifft. Ist das Tier verletzt und immobil am oder in der Nähe des Unfallortes, keinesfalls das Wild durch Streicheln oder Zureden zu beruhigen versuchen. Das Wildtier kann in Panik beißen, um sich treten oder mit dem Gehörn schlagen. Ziehen Sie sich einfach zurück und warten Sie in einigem Abstand.