1,5 Bäume für jeden Sachsen

Sachsenforst pflanzt sechs Millionen Bäume für einen gesunden Staatswald

Rund ein Drittel der im Staatswald gepflanzten Bäume werden in landeseigenen Forstbaumschulen von Sachsenforst – wie hier Weißtannen in Graupa – herangezogen. Foto: Lothar Sprenger

Sachsenforst pflanzt in diesem Jahr sechs Millionen Bäume im sächsischen Staatswald (rund 39 % der Waldfläche in Sachsen). Die Pflanzarbeiten sind derzeit im vollen Gang und dauern je nach Region noch bis Mitte Mai an. Danach werden die Arbeiten in den Herbstmonaten fortgesetzt. Gepflanzt werden 33 verschiedene Baum- und Straucharten. Vor allem Laubbäume wie Buchen und Eichen (ca. 75 %), aber auch Nadelbäume – allen voran die zukunftsträchtige Weiß-Tanne – bilden die Wälder von morgen. Naturverjüngung und Saat ergänzen die erheblichen Anstrengungen von Sachsenforst, die durch den Klimawandel gebeutelten Staatswälder wieder zu bewalden und den notwendigen Waldumbau zu forcieren. Dafür investiert der Freistaat Sachsen in diesem Jahr rund 16 Millionen Euro.

 

„Ich freue mich sehr, dass in ganz Sachsen die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und natürlich auch Sachsenforst tatkräftig das Frühjahr nutzen, um die immer noch vielen geschädigten Waldflächen wieder zu bewalden“, kommentierte Forstminister Günther die Zahl von allein sechs Millionen gepflanzten jungen Bäumchen im Staatswald. „Ergänzt durch Naturverjüngung und Sukzession wird sich so ein klimastabiler, arten- und strukturreicher, leistungsfähiger Mischwald mit hohem Laubbaum- und Tannenanteil entwickeln, der hoffentlich dem Klimawandel trotzen kann.“

 

Buchen, Eichen, Tannen und zahlreiche seltene Arten

 

Die Zeit drängt: Witterungsextreme wie Stürme und Trockenheit nehmen mit fortschreitendem Klimawandel rasant zu. Die leidtragenden Wälder müssen durch einen aktiven Waldumbau an die neuen Bedingungen angepasst werden. Die wichtigste Baumart in Sachsen ist dabei die Rotbuche. 1,7 Millionen Stück der sächsischen Leitbaumart werden dieses Jahr in fast allen Regionen im Staatswald gepflanzt. Nahezu genauso viele Stiel- und Traubeneichen werden die Wälder im Hügel- und Tiefland stabilisieren. Weitere wichtige Laubbaumarten sind unter anderem Berg-Ahorn, Rot-Erle und Winterlinde. Vor allen in Mittelgebirgslagen werden die 800.000 Weiß-Tannen im Schutz älterer Bäumen gepflanzt. Lärchen und Kiefern nehmen demgegenüber nur einen geringen Umfang ein. Aber auch zahlreiche seltene Baumarten wie Elsbeere, Wildapfel oder Moorbirke werden den Wald als Lebensraum bereichern. 

 

„Unsere Aufgabe, stabile Wälder für zukünftige Generationen zu entwickeln, gelingt nur, wenn wir die richtigen Bäume auf die richtigen Flächen bringen und dabei zur Risikostreuung Vielfalt beachten“, erläutert Thomas Rother, Leiter des Forstbetriebes von Sachsenforst, das Vorgehen bei der Pflanzung. Grundsätzlich setzt Sachsenforst beim Waldumbau auf eine natürliche Verjüngung der Wälder aus den Samen vorhandener Bäume. Aktiv gepflanzt wird dort, wo die passenden Baumarten nicht von selbst in absehbarer Zeit und in ausreichender Zahl wachsen. „Wo die geeigneten Baumarten nicht vorhanden oder diese in ihrer genetischen Vielfalt eingeschränkt sind, müssen wir bei der Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel aktiv nachhelfen“, so Rother. Auch auf Standorten, die besonders gefährdet sind – beispielsweise durch Bodenerosionen – oder wo eine schnelle Ausbreitung von Gräsern oder Brombeere die Wiederbewaldung verhindert, ist aktives Pflanzen notwendig.

 

Vielfältige Wälder und Waldränder entstehen

 

Ergänzend zur Pflanzung verbreiten sich viele Baumarten durch eine natürliche Verjüngung in den Wäldern. Insbesondere auf sehr großen Kahlflächen werden sich in den kommenden Jahren vielerorts Birke, Weide und Eberesche auf natürliche Weise entwickeln.

 

Besonders forciert wird die Entwicklung von Waldrändern − sowohl am Übergang zum Offenland als auch im Wald entlang größerer Schneisen und Wege. Vielfältig strukturierte Waldränder aus unterschiedlichen Baum- und Straucharten sind besondere Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten. Auch bilden sie eine Art Schutzmantel um die dahinterliegenden Wälder und können unter anderem Sturmschäden vermindern. Zur Anlage von Waldrändern, aber auch zur Bereicherung von naturschutzfachlich wertvollen Sonderbiotopen im Wald werden in jedem der 118 Reviere im Staatswald in diesem Jahr mindestens 1.000 Sträucher gepflanzt.

 

Aktuell gute Pflanzbedingungen – Situation kann aber schnell umschlagen

 

Die Bedingungen für Pflanzarbeiten sind derzeit gut. „Die Oberböden sind durch die Niederschläge der vergangenen Wochen vielerorts gesättigt. Die jungen Pflanzen können so direkt Feuchtigkeit aufnehmen“, sagt Rother. Anders sieht die Situation in tieferen Bodenschichten aus: Durch die vergangenen drei Trockenjahre hat sich ein erhebliches Wasserdefizit gebildet. „Wenn die Wälder beginnen auszutreiben und Niederschläge ausbleiben, trocknet der Oberboden schnell aus. Aus tieferen Schichten kann gegenwärtig kaum Feuchtigkeit nachkommen“, erklärt Rother und ergänzt: „Für eine erfolgreiche Pflanzung brauchen wir im April und Mai dringend Regen.“

 

Im Tief- und Hügelland wird bereits seit Anfang März gepflanzt. In Mittelgebirgslagen werden aufgrund der tiefen Temperaturen und anhaltender Schneedecke die Pflanzarbeiten vor allem im April stattfinden und sich teils bis in den Mai hinein ziehen. Aufgrund der immer häufigeren Trockenheit zu Beginn der Vegetationszeit werden zunehmend aber auch Pflanzarbeiten in den Herbst verlagert. Die kleinen Pflanzen werden durch eigene Waldarbeiter von Sachsenforst sowie durch Forstunternehmer in den Boden gebracht.

 

Hochwertiges Pflanzgut und jahrzehntelange Pflege

 

Rund ein Drittel der im Staatswald gepflanzten Bäume werden in den drei landeseigenen Forstbaumschulen von Sachsenforst in Graupa bei Pirna, Heinzebank bei Marienberg und Kretscham bei Oberwiesenthal herangezogen. Die restlichen Forstpflanzen werden aus privaten Forstbaumschulen bezogen. Auch das verwendete Saatgut wird vornehmlich aus dem Staatswald gewonnen und in einer eigenen Darre in Flöha aufbereitet oder den Ansprüchen entsprechend aus geeigneten Regionen bezogen. In der deutschen Forstwirtschaft garantiert das sogenannte Forstvermehrungsgutgesetz, dass nur in seiner Herkunft nachweisbares Saatgut von hoher Qualität in den Handel kommt. Dieses Saatgut stammt aus anerkannten Waldbeständen, die hohen Anforderungen genügen.

 

Mit der Pflanzung ist der Waldumbau aber längst nicht abgeschlossen. „Die jungen Bäume müssen über Jahrzehnte gepflegt werden“, so Rother. „Nur dadurch können wir stabile Mischwälder entwickeln, die allen Anforderungen gerecht werden.“ Ein entscheidender Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Verjüngung sind angepasste Wildbestände. Zu viele Rehe und Hirsche können die Anstrengungen zunichtemachen. Insbesondere frisch gepflanzte und seltene Bäume werden bevorzugt verbissen. „Die umfangreichen Investitionen in die Wälder von morgen müssen durch eine zweckmäßige Bejagung gesichert werden“, betont Rother abschließend.

 

www.sachsenforst.de