Wald in Schleswig-Holstein droht extreme Gefahr durch Klimastress und Borkenkäfer

Borkenkäfer unter Rinde. Foto: Ralf Seiler

(Neumünster) Extreme Witterungsbedingungen und umfangreiche Schäden durch rindenbrütende Borkenkäferarten versetzten bereits in 2018 die Förster der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) und Forstleute deutschlandweit in permanente Alarmbereitschaft. Für 2019 ist mit einer deutlichen Verschärfung der Situation zu rechnen. »Wir befürchten in der Käfersaison 2019 eine existenzielle Gefährdung unserer Wälder, was jetzt umfangreiche und konsequente Bekämpfungsmaßnahmen erfordert«, so Tim Scherer, Direktor der SHLF, zur aktuellen Lage in Schleswig-Holstein.

In den letzten Jahren ging die Strategie der sogenannten »Sauberen Waldwirtschaft« in den Wäldern der SHLF trotz käferbegünstigenden Witterungsbedingungen stets auf: Brutmaterial konnte rechtzeitig durch Monitoring ausfindig gemacht, befallene Bäume schnell aufgearbeitet, aus dem Wald abgefahren und so dem Käfer entzogen werden. In diesem Jahr reichen diese sonst probaten Maßnahmen allerdings nicht aus. Der Wald ist merklich im Klimastress und dadurch Folgeschäden wie Borkenkäferkalamitäten nicht gewachsen. »Unsere Nadelholzbestände sind immer noch wegen des letzten, extrem heißen Dürresommers außerordentlich geschwächt und haben den sehr großen Mengen an Borkenkäfern, die den milden Winter überstanden haben, wenig entgegenzusetzen«, beschreibt Scherer die prekäre Ausnahmesituation.

»Wir sind daher in enger Abstimmung mit dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) zum Ergebnis gekommen, zusätzlich zu allen bereits erfolgten Maßnahmen das Borkenkäfer-Fangsystem TriNet P einzusetzen«, erklärt Scherer die weitere Vorgehensweise. Hierbei handelt es sich um eine zeltartige Vorrichtung, die per Lockstoff artspezifisch und gezielt Borkenkäfer anlockt, die nach Landung auf dem mit einem Borkenkäferinsektizid beladenem, feinmaschigen Netz absterben. Andere Insekten werden nicht angelockt. Weil es keine Abdrift gibt und die Auswaschung bei TriNet P extrem gering ist, ist der punktuelle und sachgemäße Einsatz auch in FSC-zertifizierten Wäldern wie in den Landesforsten in Ausnahmesituationen möglich.

Der aktuelle Klimastress für den Wald und daraus resultierende Kalamitäten wie die Borkenkäferplage bereiten den Landesforsten sehr große Sorgen und erfordern es, den Wald systematisch so umzubauen, dass er zukünftig Klimaextremen gut gewachsen ist. »Das Ziel ist ein strukturreicher, stabiler Mischwald, der aus Baumarten besteht, die auch an höhere Temperaturen und Trockenheit angepasst sind. Dabei gilt: Vielfalt streut Risiko. Denn bei unterschiedlichen Baumarten im Wald ist die Wahrscheinlichkeit einfach größer, dass einige von ihnen mit sich verändernden Bedingungen – wie extremer Hitze und Trockenheit – besser zurechtkommen als andere. Damit haben wir bereits vor mehr als drei Jahrzehnten begonnen, aber der Waldbau ist eben eine Jahrhundertaufgabe«, bringt Scherer die Herausforderungen an den Waldumbau der Zukunft und die waldbaulichen Ziele der SHLF auf den Punkt.

»Für 2019 allerdings hoffen wir erstmal, die Borkenkäferplage gut zu überstehen.« Schließlich kämpfen die Förster derzeit auch noch mit einem Engpass bei der Auslieferung des benötigten TriNet P.

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