Waldschutz: Bilanz zum Pflanzenschutzmitteleinsatz 2018

Eine Wespe frisst einen Borkenkäfer. Die Rolle der natürlichen Gegenspieler tritt bei Massenvermehrungen von Schadinsekten allerdings in den Hintergrund. Dann muss ggf. punktuell auf chemische Bekämpfungsmaßnahmen zurückgegriffen werden. Foto: Ralf Sikorski

2018 war ein Katastrophenjahr für Waldbesitzer. Um flächige Entwaldungen durch den Borkenkäfer zu begrenzen, musste ThüringenForst den Schädling punktuell auch chemisch bekämpfen

Erfurt (hs): Während ThüringenForst 2017 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) im Staatswald im neunten Jahr in Folge reduzieren konnte, hat das Katastrophenjahr 2018 seinen Tribut gefordert. Die punktuell an Forststraßen mit Insektiziden gegen Borkenkäfer behandelten Holzpoltermengen stiegen von 38.977 Festmeter um das Vierfache auf 167.299 Festmeter an. Dies entspricht rund 14 % der durchschnittlichen Jahreseinschlagsmenge der Landesforstanstalt. Dies weist der aktuelle Pflanzenschutzmittelreport 2018 der Hauptstelle für Waldschutz im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK) aus. Gleichzeitig konnte der Einsatz von Pflanzenschutzmittel gegen die im Wald potenziell gefährlichen Kurzschwanzmäuse sowie von Wildschadensverhütungsmittel auf den geringsten Flächenumfang seit fast 25 Jahren beschränkt werden. Gegenüber dem Vorjahr ebenfalls reduziert werden konnte der Einsatz von Herbiziden, die u. a. auf vier Hektar gegen den Japanischen Staudenknöterich, einem invasiven Neophyt, angewendet wurden.

Der integrierte Waldschutz steht vor großen Herausforderungen
„Mit unserer Strategie des integrierten Waldschutzes haben waldbauliche, biologische und technische Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen auch im Katastrophenfall Vorrang vor dem Einsatz von PSM“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Überregionales Monitoring und stete Schädlingsüberwachung sind dabei die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen. Gleichzeitig geben die Forstexperten für die Zukunft keine Entwarnung: Der jährliche Witterungsverlauf beeinflusst maßgeblich die Entwicklung nahezu aller forstlich relevanten Schadorganismen im Wald. Ergeben sich durch Schadereignisse wie Orkansturm oder Schneebruch ein erhöhtes Brutangebot etwa für den Borkenkäfer, so können trocken-warme Witterungsverläufe innerhalb weniger Monate zu einer explosionsartigen Vermehrung speziell des Fichtenborkenkäfers führen und dann den umfangreicheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erforderlich machen.

Neue Schaderreger breiten sich aus
Auch der Klimawandel und die Globalisierung des Warenhandels fördern Auftreten und Krankheitsausmaß neuer Schaderreger im Freistaat. Dadurch sind immer komplexere Ursachen-Wirkungsmechanismen in den heimischen Waldökosystemen zu erwarten. So hat das Thüringer Forstamt Jena-Holzland 2018 auf einigen Hektar ein Herbizid zur punktuellen Bekämpfung des schädlichen Japanischen Staudenknöterichs, einer sich aggressiv ausbreitenden, gebietsfremden Pflanze, ausgebracht. Diese als Zierpflanze und Bienenweide im 19. Jahrhundert nach Deutschland eingeführte, extrem wüchsige, krautige Pflanze bedroht die Biodiversität durch Verdrängung der einheimischen Flora und der Waldverjüngung. Die chemische Bekämpfung ist im Wald die einzige praktikable Maßnahme.
Insgesamt ist der forstliche Pflanzenschutzmittelreport 2018 ein nüchternes Spiegelbild der letztjährigen Waldschutzgeschehnisse im Freistaat, maßgeblich geprägt durch einen Jahrhundertsommer, wie wir ihn, folgt man den Szenarien der Klimaforscher, in nächster Zukunft regelmäßiger zu erwarten haben. Für Waldbesitzer und Forstleute im Freistaat eine große Herausforderung. Die aber auch der Gesellschaft die Erkenntnis abfordert, dass im Wald der Zukunft vieles nicht mehr so sein wird, wie wir es gewohnt waren.

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