Borkenkäferbekämpfung – aber richtig!

Derzeit ein häufiger Anblick in Thüringens Wäldern: K wie Käferbaum. Diese Fichten sind vom Buchdrucker befallen und müssen dringend eingeschlagen und aus dem Wald entfernt werden. Foto: Dr. Horst Sproßmann

Schadholz und Trockenheit im letzten Jahr bescherte den Waldbesitzern eine heikle Waldschutzsituation. Auch jetzt gilt es, mit den richtigen Maßnahmen die Borkenkäfergefahr einzudämmen

Erfurt (hs): Thüringens Wälder haben 2018 ein schwieriges Jahr durchstehen müssen. Aber nicht nur die Wälder – auch die Waldbesitzer. Stürme, Trockenheit und Witterungsextreme haben die Vitalität vieler Bäume extrem beansprucht. Thüringens Hauptbaumart, die Fichte, ist in den unteren und mittleren Höhenlagen akut vom Borkenkäfer bedroht. Rund 700.000 Festmeter Borkenkäferholz waren bis Ende 2018 angefallen – sechsmal so viel wie 2017. Betroffene Waldeigentümer sind deshalb aufgefordert, entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen, um die jetzt wieder ansteigende Borkenkäfergefahr nach Möglichkeit einzudämmen. Doch nicht jede vom Borkenkäfer befallene Fichte muss entnommen werden, es müssen die richtigen sein. ThüringenForst empfiehlt den betroffenen Waldbesitzern, gezielt jene Bäume zu entnehmen, in denen sich der Käfer noch unter der Rinde befindet.  Nur so kann das Übel im wahrsten Sinne des Wortes „am Schopf gepackt werden“.

Borkenkäferbekämpfung im Ampelmodus: Rot - Gelb - Grün
„Jetzt wahllos jede vom Käfer befallene Fichte einzuschlagen ist nicht sinnvoll: Zum einen ist der Holzmarkt mit Käferholz bereits überschwemmt, zum anderen bekämpft man damit nicht den Käfer, sondern in der Regel nur die Überreste seines schädlichen Wirkens“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Effektiver ist es, gezielt jene befallenen Fichten einzuschlagen, in denen sich Borkenkäfer unter der Rinde aufhalten. Damit erntet der Waldbesitzer neben dem Fichtenstamm auch gleich Hunderte Käfer mit. Diese Käfer können dann nicht mehr ausfliegen, um weitere, bislang verschonte Bäume zu befallen. Aber wie erkennt der Waldbesitzer dieses Befallsstadium? Ein prüfender Blick unter die Fichtenrinde jener Bäume, die durch rotbraune Kronenverfärbungen auffällig werden, gibt Klarheit: Finden sich Borkenkäfer unter der Rinde gilt Ampelfarbe Rot: Sofort einschlagen und den Baum umgehend aufarbeiten! Diese Käfer müssen dringend unschädlich gemacht werden, von ihnen geht größte Gefahr für den ganzen Fichtenbestand aus. Finden sich nur weiße Puppen oder Larven unter der Rinde, gilt Ampelphase Gelb: Bereitmachen zur Aufarbeitung, die in den nächsten 14 Tagen erfolgen kann. Finden sich hingegen weder Käfer, noch weiße Puppen oder Larven unter der Rinde des Käferbaums oder ist die Rinde gar vollständig abgefallen, dann gilt Ampelphase Grün: Weitergehen zum nächsten Baum, die Aufarbeitung dieser Fichte kann verschoben werden.

Klein vor groß und unten vor oben

Die Forstschutzexperten der Landesforstanstalt empfehlen weiterhin, kleinere Käferbefallsflächen vor großflächigen aufzuarbeiten, da erstere eine gefährliche Durchseuchung der Waldbestände darstellen. Befallsstellen in unteren Lagen sollten jetzt noch vordringlich abgearbeitet werden – durch die klimatisch günstigeren Bedingungen wird hier der Borkenkäfer zuerst aktiv. Und noch ein Tipp von den Forstexperten für betroffene Waldbesitzer: Alle erkannten Befallsstellen sowie deren Aufarbeitungsstatus unbedingt auf einer Borkenkäferkarte einzeichnen. Erfahrungsgemäß tritt neuer Käferbefall insbesondere in der Nähe von alten „Käferlöchern“ auf. Gut beraten ist dann derjenige Waldbesitzer, der eine Borkenkäferkarte aus der Tasche zieht und sofort eine Orientierung für notwendige Maßnahmen hat.

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